Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R
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der wenigen Linien war, <strong>die</strong> <strong>bis</strong> in <strong>die</strong> stadtbremischen<br />
Häfen fuhr.^^®<br />
Während <strong>die</strong> Rickmers-Werft mit technisch veralteten<br />
Anlagen noch immer Holzsegler baute,<br />
<strong>die</strong> kaum zu verkaufen waren und unter der Führung<br />
von Rickmer Glasen Rickmers familienintern<br />
keine Modernisierung der Werft durchzusetzen<br />
war, baute Andreas Rickmers den Anschluss<br />
Bremens an <strong>die</strong> Reishäfen in Birma mit<br />
modernen Dampfschiffen durch <strong>die</strong> DDG „Hansa“<br />
aus. Dieses Engagement in der Dampfschifffahrt<br />
war nicht zuletzt wichtig, weil es <strong>die</strong> Stellung<br />
der Rickmers’ im Bremer Reisgeschäft<br />
stärkte. Denn <strong>die</strong> Rickmers-Reederei war nicht<br />
das einzige Unternehmen, das <strong>die</strong> Aussichten<br />
im Reistransport erkannte. Zeitgleich mit der<br />
Gründung der DDG „Hansa“ stellte D. H. Wätjen<br />
& Co., eine der größten Reedereien der Welt<br />
und eigentlich auf Segelschiffreederei spezialisiert,<br />
zwischen 1882 und 1884 vier Frachtdampfer<br />
für <strong>die</strong> Reisfahrt zwischen In<strong>die</strong>n und Europa<br />
in Dienst.<br />
4. Reismarktberichte<br />
Berichte über den weltweiten <strong>Reishandel</strong><br />
Am weltweiten Handel mit Reis waren viele<br />
Leute beteiligt. Bauern, Zwischenhändler, Großhändler<br />
und Mühlenbesitzer in den Verschiffungshäfen.<br />
Reeder, zumindest für <strong>die</strong> Reistransporte<br />
nach Europa auch von dort kommend, und<br />
regionale Transportunternehmer, Reismakler,<br />
-müller, Großhändler, Reisstärkefabrikanten und<br />
zuletzt auch <strong>die</strong> Besitzer von Kolonialwarenläden<br />
beziehungsweise der Lebensmittelkleinhandel<br />
waren mittel- oder unmittelbar am globalen<br />
<strong>Reishandel</strong> beteiligt. Der Einfluss, den <strong>die</strong> Akteure<br />
auf den <strong>Reishandel</strong> nehmen konnten, war<br />
unterschiedlich groß, dennoch hatten alle ein Interesse<br />
daran, möglichst gut über Veränderungen<br />
am Markt informiert zu sein. Zur Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts, als Privatfirmen das wirtschaftliche<br />
Erbe der europäischen Ostin<strong>die</strong>n-Kompanien angetreten<br />
hatten, waren <strong>die</strong> Berichte der Kapitäne<br />
und besonders <strong>die</strong> Reisen der Kaufleute in <strong>die</strong><br />
jeweiligen Gebiete das Mittel, um einen guten<br />
Marktüberblick zu bekommen. Eine solche<br />
Eunktion hatten sowohl <strong>die</strong> Reisen der neu in<br />
das Stammhaus in Deutschland eintretenden Generation,<br />
wie zum Beispiel bei den Söhnen Rickmer<br />
Glasen Rickmers’, oder <strong>die</strong> Gründungen<br />
von Handelshäusern junger Kaufleute in Asien,<br />
bevor <strong>die</strong>se nach einigen Jahren in <strong>die</strong> Heimat<br />
zurückkehrten und von dort weiterhin im Überseehandel<br />
aktiv waren.<br />
Die Marktmechanismen veränderten und beschleunigten<br />
sich zwischen <strong>1850</strong> und 1880 deutlich.<br />
Da noch zur Jahrhundertmitte <strong>die</strong> Kommunikation<br />
zwischen Birma und Bremen nicht<br />
schneller war, als ein Segelschiff zur Überbrückung<br />
der Distanz benötigte, übertrug Rickmer<br />
Glasen Rickmers seinen Kapitänen umfassende<br />
Vollmachten. Mit zunehmend kürzeren Reisezeiten,<br />
einem verbesserten Postwesen und vor<br />
allem der Telegraphie änderte sich <strong>die</strong> Lage. Das<br />
Geschäft konnte auch aus Europa besser beeinflusst<br />
werden und je mehr Märkte auch in Asien<br />
einbezogen wurden, desto stärker war der <strong>Reishandel</strong><br />
dem Einfluss von Spekulanten ausgesetzt.<br />
Die räumliche Ausdehnung des Handels und <strong>die</strong><br />
Verdichtung der Informationsflüsse erhöhten <strong>die</strong><br />
Optionen der Akteure. Eine gute Kenntnis über<br />
den Reismarkt wurde zunehmend wichtiger.<br />
Nach einem kulturorientierten Ansatz zur Erklärung<br />
der Entstehung globaler Märkte wurden<br />
<strong>die</strong>se durch drei Faktoren begrenzt; politische<br />
Entscheidungen, Ethnie und Kultur sowie dem<br />
Informationsfluss.^^* Die britische Politik in Birma<br />
föfderte <strong>die</strong> Entwicklung zu einem bedeutenden<br />
Reisanbauland. Differenzen in Ethnie,<br />
Kultur und Religion waren für den <strong>Reishandel</strong><br />
kein Hindernis, da auch in Asien <strong>die</strong> Mühlenbesitzer<br />
und bedeutenden Einkäufer, von denen<br />
Zwischenhändler und Reisbauern abhingen. Europäer<br />
waren. Jede Eorm eines Marktberichtes<br />
stellte Kenntnisse zur Verfügung und beschleunigte<br />
den Informationsfluss. Somit waren Berichte<br />
über den Handel mit Reis, sei es über Emteaussichten,<br />
Transportkosten oder <strong>die</strong> Preise im<br />
Einkauf und Verkauf, ein Mittel zur Förderung<br />
und Erhaltung des weltweiten <strong>Reishandel</strong>s.