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Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R

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1<br />

verzehr durch <strong>die</strong> indigene Bevölkerung gegeben<br />

haben. Denn im Januar 1890 berichtete der Afrikakaufmann<br />

Friedrich Karl Victor in einem Brief<br />

davon, dass Reis „an der Küste des Togo-Gebiets<br />

von den Eingeborenen gepflanzt und geerntet<br />

wird“. Darüber hinaus wachse der Reis dort sogar<br />

ohne künstliche Bewässerung.**“<br />

In Kamerun gab es mehrere Anläufe, eine Reiswirtschaft<br />

zu begründen. 1891 war eine landwirtschaftliche<br />

Versuchsanstalt gegründet worden,<br />

<strong>die</strong> sich auch mit Reispflanzungen befasste.<br />

1903 erbat das Kaiserliche Gouvernement für<br />

Kamerun von der Kolonialabteilung des Auswärtigen<br />

Amts Reis für Versuchszwecke. In Berlin<br />

wurde der botanische Garten für <strong>die</strong> landwirtschaftliche<br />

Expertise miteinbezogen. Dieser<br />

sorgte dafür, dass Reis aus Java Anfang 1904<br />

nach Kamerun geschickt wurde. Schließlich<br />

brachte der für <strong>die</strong> afrikanische Versuchsanstalt<br />

neu eingestellte Botaniker Hubert Winkler drei<br />

Kisten Saatreis mit nach Kamerun, <strong>die</strong> im April<br />

ausgesät werden sollten. Doch den Versuchen,<br />

Reis anzubauen, war vorerst kein Erfolg beschieden.<br />

1909 wurde ein neuer Anlauf unternommen,<br />

Reis als Nutzpflanze in Kamerun einzuführen.<br />

Nach einer erneuten Anforderung von Saatreis<br />

aus Singapur oder Rangun, <strong>die</strong>smal ging es um<br />

100 Kilogramm, wurden 1910 Reisfelder durch<br />

<strong>die</strong> Versuchsanstalt für Landkultur in Victoria,<br />

dem heutigen Limbe, angelegt.*“<br />

Im Mai 1913 meldete das Kaiserliche Gouvernement<br />

für Kamerun an das Reichskolonialamt,<br />

dass <strong>die</strong> Bemühungen, Reis anzubauen, endgültig<br />

gescheitert waren: Versuche, im Inneren der<br />

Kolonie Trockenreis anzubauen, um beim<br />

Marsch durch unbewohnte Strecken „eine haltbare<br />

und ausreichende Verpflegung zu haben<br />

[...] sind als gescheitert zu betrachten“. Des Weiteren<br />

wurde in <strong>die</strong>sem Brief eine Reihe von<br />

Gründen genannt, warum Reis nicht wirtschaftlich<br />

lohnend in Kamerun angebaut werden konnte.<br />

Es fehlte an handbetriebenen Reisschälmühlen<br />

und eine Industriemühle rentierte sich nicht,<br />

weil <strong>die</strong> Anbauflächen nicht groß genug waren.<br />

Darüber hinaus war <strong>die</strong> Notwendigkeit des Reisanbaus<br />

nicht mehr gegeben, weil <strong>die</strong> Stationsbesatzungen<br />

durch <strong>die</strong> einheimische Bevölkerung<br />

versorgt wurden. Außerdem war der arbeitsintensive<br />

Anbau von Wasserreis nicht möglich,<br />

weil dafür <strong>die</strong> Bevölkerungszahl zu niedrig<br />

war. Ausdrücklich dafür müssten Arbeiter aus<br />

In<strong>die</strong>n oder Asien nach Afrika gebracht werden,<br />

was eine Reihe von Problemen mit sich geführt<br />

hätte. Außerdem wären <strong>die</strong> Kosten für Bewässerungsanlagen<br />

sehr hoch gewesen. Zudem betrachtete<br />

<strong>die</strong> indigene Bevölkerung <strong>die</strong> Arbeit in<br />

Reisfeldern als Zwangsarbeit und müsste ständig<br />

überwacht werden. Daher sollte zukünftig nur<br />

der Anbau von Tabak, Kakao und Ölpalmen vorangetrieben,<br />

der Reisanbau jedoch eingestellt<br />

werden.*®’'<br />

Der Deutsche Reichsanzeiger vom 16. Januar<br />

<strong>1914</strong> meldete, dass in Hamburg <strong>die</strong> Ulanga Reis-<br />

& Handels-Gesellschaft mit beschränkter Haftung<br />

gegründet worden war. Der Ulanga war ein<br />

Fluss im Hinterland von Deutsch-Ostafrika und<br />

bezeichnete dort später auch einen Verwaltungsbezirk.<br />

Der Gesellschaftsvertrag vom 3. Januar<br />

sah ein Stammkapital von 120.000 Mark vor.<br />

Gesellschafter waren der Hamburger Kaufmann<br />

Alfred Christian Stärken und der Hauptmann<br />

a.D. Karl Ludwig Klinghardt.*®* Alfred Stärken<br />

hat vermutlich zu der Hamburger Firma und<br />

Traun, Stärken & Co. gehört, <strong>die</strong> in Deutsch-<br />

Ostafrika nach der Jahrhundertwende eine Kautschukplantage<br />

betrieb. Karl Klinghardt war ehemaliger<br />

Kolonialsoldat in Deutsch-Ostafrika, der<br />

wohl einschlägige Landeskenntnisse hatte. Die<br />

Pläne der neuen Gesellschaft gingen indessen<br />

nicht auf. Auf Grund des Ersten Weltkriegs konnte<br />

keine Probe mehr unternommen werden, ob<br />

sich in Deutsch-Ostafrika erfolgreich Reis handeln<br />

und vermahlen ließ.<br />

Der Industrie in Deutschland blieb es nicht verborgen,<br />

dass immer wieder Überlegungen und<br />

Versuche angestellt wurden, in deutschen Kolonien<br />

Reisindustrien anzusiedeln. So erreichte<br />

1913 ein Brief der Eisenwerk (vorm. Nagel &<br />

Kaemp) AG <strong>die</strong> Handelskammer Bremen, in<br />

dem <strong>die</strong> Hamburger Maschinenfabrik ihre Reismühlen<br />

für den Einsatz in den deutschen Kolonien<br />

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