Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R
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Reis- und Handels Aktiengesellschaft wird <strong>die</strong>se<br />
Tatsache noch einmal in den Blick genommen.<br />
5. Deutsche in Asien<br />
Nach <strong>1850</strong> veränderten sich <strong>die</strong> deutschen Kontakte<br />
in <strong>die</strong> Reis anbauenden und -exportierenden<br />
asiatischen Länder deutlich. Die Erfahrungen<br />
William Hunters in Birma im 18. Jahrhundert<br />
zeugten noch von einem Entdeckerdrang und<br />
der vagen Aussicht, dass <strong>die</strong> East India Company<br />
dort einmal Handel treiben könnte. Er umwarb<br />
mit seinem Bericht noch regelrecht <strong>die</strong> Europäer,<br />
sich doch dem Handel mit dem Königreich Pegu<br />
zuzuwenden. Schon anders verhielt es sich mit<br />
den Aufgaben Johann Wilhelm Helfers 1837.<br />
Auch er war im Auftrag der englischen Handelsgesellschaft<br />
im späteren Birma unterwegs,<br />
aber seine Aufgabe, dort nach Kohleflözen für<br />
<strong>die</strong> Versorgung von Bunkerstationen für Dampfer<br />
auf dem Weg nach China zu suchen, zeigt Zweierlei<br />
an. Einerseits sind <strong>die</strong> Europäer 1837 in<br />
der sich rasant entwickelnden Industrialisierung<br />
angekommen. Die Durchsetzung der Dampfschifffahrt<br />
wurde in Kürze auch auf der großen<br />
Fahrt erwartet, und <strong>die</strong> Arbeit Helfers sollte ein<br />
kleines Mosaik zur Durchsetzung <strong>die</strong>ser Entwicklung<br />
werden. Andererseits zeigte sich in der<br />
Planung von Dampferrouten nach China, dass<br />
<strong>die</strong> europäische Wirtschaft weltweit Kontakte<br />
knüpfte - und im Zuge <strong>die</strong>ses zunehmend dichter<br />
geknüpften Netzes an Handelskontakten auch<br />
Birma und Siam in den weltweiten Handel eingebunden<br />
wurden.<br />
Konsulatswesen<br />
Die Einbindung der entstehenden Reiswirtschaft<br />
Asiens in den weltweiten Handel stand am Ende<br />
einer Entwicklung, bei der sich ab etwa 1740<br />
<strong>die</strong> europäischen Ostin<strong>die</strong>ngesellschaften zu Territorialstaaten<br />
entwickelten. Die Handelsgesellschaften<br />
hatten <strong>die</strong> Infrastruktur geschaffen, um<br />
in den Handel in In<strong>die</strong>n und Asien einzusteigen.<br />
Dabei meint Handel sowohl den Handel zwischen<br />
In<strong>die</strong>n und Asien auf der einen Seite sowie<br />
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Europa auf der anderen Seite und drittens auch<br />
den Handel zwischen In<strong>die</strong>n, den Gewürzinseln<br />
und China auf europäischen Schiffen, den sogenannten<br />
„country trade“. J e enger <strong>die</strong> Handelsverbindungen<br />
wurden und zugleich je machtbewusster<br />
<strong>die</strong> europäischen Nationen auftraten,<br />
desto wichtiger wurde es, dass <strong>die</strong> Kaufleute aus<br />
Europa politische Unterstützung aus der Heimat<br />
in Form einer konsularischen Vertretung hatten.<br />
Konsularische Vertretungen gab es schon im<br />
Hochmittelalter. Aus ihren Reihen wählten Bremer<br />
Kaufleute im 13. Jahrhundert Konsuln, <strong>die</strong><br />
Schifffahrts- und Handelsinteressen in der Fremde<br />
bestimmen sollten. Im 14. und 15. Jahrhundert<br />
entstanden in Europa aus den vormals verbreiteten<br />
Sondergesandtschaften, <strong>die</strong> immer mit einem<br />
bestimmten Ziel entstanden waren, immer<br />
öfter dauerhafte konsularische Vertretungen. Die<br />
Hansestädte Hamburg, Bremen und Lübeck und<br />
damit zumindest bei den erstgenannten <strong>die</strong> wichtigsten<br />
deutschen Handelsplätze für Reis, etablierten<br />
in Paris 1650 eine ständige Vertretung.<br />
1690 kam auf Betreiben Lübecks eine in Kopenhagen<br />
hinzu. Aber erst 1814 gab es einen bei<br />
der britischen Regierung in London akkreditierten<br />
Vertreter der hanseatischen Handelsinteressen.Diese<br />
Vertretungen waren jedoch Handelsvertretungen<br />
und keine diplomatischen<br />
Vertretungen. Daher waren sie auch nicht<br />
zwangsläufig für ein Land oder eine bestimmte<br />
Kolonie zuständig, sondern erfüllten ihre Aufgaben<br />
in einer Hafenstadt oder einem Handelszentrum<br />
und für das Einzugsgebiet des Handelszentrums,<br />
soweit es für <strong>die</strong> konsularischen<br />
Angelegenheiten keine günstiger gelegene Vertretung<br />
gab. Ihre erste Aufgabe war es, <strong>die</strong> Interessen<br />
des Handels zu vertreten, oder wie Prüser<br />
es formulierte: Der „Amtsbereich der Konsuln<br />
[war der] Schutz und [<strong>die</strong>] Förderung von Handel<br />
und Schiffahrt“.T ro tz d e m blieb es nicht aus,<br />
dass sie im Laufe des 19. Jahrhunderts mehr und<br />
mehr <strong>die</strong> Aufgaben eines Staatsvertreters in fremden<br />
Ländern wahrnahmen.<br />
Die Aufgaben eines Konsuls waren vielfältig, ln<br />
großer Zahl überliefert sind <strong>die</strong> jährlichen Berichte,<br />
<strong>die</strong> von den Konsuln in <strong>die</strong> Heimat ge