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Dannhauer - 2013 - Deutscher Reishandel 1850 bis 1914 die zentrale R

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S'A-,<br />

A;<br />

Millionen Mark an <strong>die</strong> Rickmers AG zu zahlen<br />

hätte.<br />

Der Baukontrakt sah vor, dass <strong>die</strong> Rickmers-<br />

Werft sechs Segelschiffe in der Größe von 3.000<br />

Bruttoregistertonnen und sechs weitere, doppelt<br />

so große Dampfschiffe bauen sollte. Diese Neubauten<br />

sollten dann auch sofort an <strong>die</strong> Reis- und<br />

Handels AG verchartert werden. Wie in früheren<br />

Jahren <strong>die</strong> Rickmers-Reederei den Fortbestand<br />

der Werft sicherte, war es nun <strong>die</strong> Reis- und<br />

Handels AG, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Werftauslastung sogar<br />

vertraglich herangezogen wurde. Gemeinsam<br />

mit der Reedereivereinbarung wurde der Baukontrakt<br />

von Andreas Rickmers als Befrachtungsabkommen<br />

definiert, das lediglich das operative<br />

Geschäft betreffe. Dadurch mussten <strong>die</strong><br />

Verträge nicht durch <strong>die</strong> Gesellschafterversammlung<br />

abgesegnet werden, wo sich eventuell Kritik<br />

an dem weitreichenden und folgenschweren Geschäft<br />

hätte regen können.<br />

Der Preis, <strong>die</strong> Risiken und <strong>die</strong> Nachteile <strong>die</strong>ser<br />

Abkommen waren für den Reiskonzern recht<br />

hoch. Einerseits profitierte <strong>die</strong> Reis- und Handels<br />

AG zwar von der Erfahrung der Rickmers-Reederei<br />

und war für ihre Reistransporte nicht auf<br />

den freien Markt angewiesen. Alle Reistransporte<br />

konnten frei durch <strong>die</strong> nun eigene und in dem<br />

Geschäftsfeld sehr erfahrene Reederei disponiert<br />

werden. Andererseits musste <strong>die</strong> gesamte Infrastruktur<br />

der Rickmers-Reederei durch <strong>die</strong> Reisund<br />

Handels AG getragen werden. Darüber hinaus<br />

hatte <strong>die</strong> Rickmers-Reederei <strong>die</strong> Probleme<br />

der Befrachtung der Schiffe außerhalb der Reissaison<br />

einfach nur an den Reiskonzern weitergegeben.<br />

Ein hoher Kostenpunkt - oder zum<br />

Vorteil der Rickmers AG eine Einnahme - war<br />

<strong>die</strong> jährlich zu zahlende Gebühr von fünf Prozent<br />

des Buchwertes der Flotte an <strong>die</strong> Rickmers AG.<br />

Diese wiederum hatte ab 1903 also nicht nur<br />

eine vertraglich zugesicherte, wertschöpfende<br />

Vergrößerung ihrer Flotte auf Kosten der Reisund<br />

Handels AG, sondern gleichzeitig auch noch<br />

einen finanziellen Ausgleich der altersbedingten<br />

Abschreibungen durch eine jährliche Gebühr.<br />

Des Weiteren wurde beim Abschluss des Vertrags<br />

für <strong>die</strong> Neubauten der Stahlpreis mit 110 Mark<br />

je Tonne veranschlagt und für den Fall einer<br />

Preissteigerung zusätzlich festgelegt, dass Mehrkosten<br />

von der Reis- und Handels AG zu tragen<br />

waren.’^“<br />

Zuletzt ist auch noch das einseitige Kündigungsrecht<br />

des Reiskonzerns - im Unterschied zu Einschätzungen<br />

in früheren Schriften zur Geschichte<br />

der Rickmers AG - kritisch zu bewerten.^^* Der<br />

Rickmers AG wäre es bei einer einseitigen Kündigung<br />

durch ihren Vertragspartner nicht schlecht<br />

ergangen. Bis zu einer möglichen Kündigung<br />

des Vertrages machte sie jedes Jahr ein finanziell<br />

gutes Geschäft und sollte eine Kündigung durch<br />

den Bremer Konzern erfolgen, wäre <strong>die</strong> gesamte<br />

Infrastruktur der Rickmers-Reederei auf Kosten<br />

des Vertragspartners erhalten worden. Die Rickmers<br />

AG hätte problemlos <strong>die</strong> Geschäfte fortführen<br />

können, was durch <strong>die</strong> hohe Summe von<br />

3 Millionen Mark zusätzlich erleichtert worden<br />

wäre. Soweit <strong>die</strong> Gewinne der Reis- und Handels<br />

AG nicht einbrachen, war <strong>die</strong> Übernahme der<br />

Rickmers-Flotte mit allen Nebenbestimmungen<br />

ein interessantes Geschäft, das wiederum <strong>die</strong><br />

überragende Stellung von Andreas Rickmers innerhalb<br />

der beiden beteiligten Firmen aufzeigt.<br />

Im Geschäftsbericht der Reis- und Handels AG<br />

für das Jahr 1906 heißt es zum Reedereibetrieb<br />

und dessen Vorteilen:<br />

„Die Ende 1906 aus 5 großen Dampfern, 6<br />

Seglern und 1 Segler mit Hilfsmaschine, sowie<br />

einer Anzahl von Leichtern und Schleppdampfern<br />

bestehende Rhederei wird einstweilen<br />

von Rickmers Reismühlen, Rhederei<br />

& Schiffbau A.G. in Bremerhaven geleitet<br />

I...]. Infolge der leider in den letzten Jahren<br />

ungewöhnlich niedrigen Seefrachten hat der<br />

Rhedereibetrieb der Seeschiffe und Leichterfahrzeuge<br />

uns <strong>bis</strong>lang außer den reichlich bemessenen<br />

Abschreibungen nur etwas mehr<br />

als 5% auf das Anlagekapital geliefert. Indirekt<br />

erwächst uns aus dem Rhedereibetrieb<br />

der Vorteil, unseren Reis in Schiffen zu beziehen,<br />

<strong>die</strong> sich für den Transport <strong>die</strong>ses leicht<br />

dem Verderb ausgesetzten Artikels besonders<br />

gut eignen [...]. Auch ist es von großem Werte<br />

für uns, einen Teil des Reises, der in In<strong>die</strong>n<br />

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