Literatur machen

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Kühlschrank – oder Paris
von Friederike Hammer
A Hast du noch ne Minute.
B Wofür.
A Deine Sachen.
B Alles gepackt.
A Du gehst also.
B Ich denke, ja, sieht so aus.
A Ich wollte dir sagen.
B Ja.
A Hast du die Sachen
aus dem Keller.
B Ja.
A Wenn du den roten
Koffer nimmst.
B Ja.
A Die linke Schnalle ist locker.
Pass auf.
B Ich pass auf.
A Ja.
B Ja.
A Wo gehst du hin.
B Weiß nicht.
A Aber du gehst doch,
du musst doch irgendwo hin.
B Erst mal zu Susanne.
A Susanne.
B Oder Karin.
A Wer ist Karin.
Hat die auch genug Platz.
B Ja.
A Auch wenn du den ganzen
Krempel hier mitnimmst.
B Ja, sie hat ein Haus.
A Ja aber hat sie auch einen Garten.
B Für die Geranientöpfe reicht es.
A Ja dann.
B Ja dann.
A Ja dann alles Gute.
B Danke.
A Bitte.
B Alles Gute.
A Danke.
B Bitte.
A Weiß sie auch, dass du
keine Milch verträgst.
B Wieso Milch.
A Ich dachte bloß.
B Wo ist bloß.
A Sie hat doch hoffentlich keine Katze.
B Ich habe es doch hier rein.
A Das gelbe Täschchen
mit der chinesischen Stickerei.
B Ich finde es nicht.
A Das wir in Paris gekauft haben,
bei den Straßenhändlern.
B Weißt du, wo es ist.
A Weißt du noch, der eine
wollte dir unbedingt dieses.
B Verdammt noch mal.
A Hässliche Armband andrehen.
B Ich fand’s schön.
A Für 30 Francs.
B Ich fand’s schön.
Du wolltest nicht.
A Das ist nicht wahr.
B Du bist so geizig.
A Ich hätte es gekauft.
B Ach.
A Ja.
B Ach ja.
A Ja, klar.
B Der Schlüssel.
A Wieso.
B Na ich denk du willst
ihn vielleicht zurück.
A Behalt ihn.
B Nein.
A Wenn du was vergessen hast,
und ich bin nicht da.
B Du bist immer da.
A Aber wenn ich jetzt mal nicht da
bin, ich könnte ja Einkaufen sein.
Beim Bäcker, oder so, ich muss ja
was essen, weil, wenn du nicht
mehr da bist, dann bin ich ganz
allein und ich muss ja was essen,
zwischendurch. Und wenn dann
eines Tages der Kühlschrank leer
ist und auch die Gefriertruhe und
es kommt niemand und füllt sie auf,
dann hab ich Hunger und dann muss
ich raus, auf die Straße und ich weiß
gar nicht wohin, weil ich weiß nicht,
wo der Bäcker ist oder ein Supermarkt,
die wechseln doch dauernd und
machen dicht, pleite, und dann ist
wieder was Neues da, aber dann gibt’s
nur noch Schuhe.
B Ich lass ihn trotzdem da, den Schlüssel.
A Gut.
B Sollte ich was vergessen haben,
du kannst mir’s schicken.
A Gut.
B Dann geh ich jetzt.
A Gut.
B Gut.
A Nicht gut.
B Was denn.
A Gib mir deine Nummer.
B Warum.
A Gib mir deine Nummer,
dann ruf ich dich an und
wir treffen uns aufn Kaffee.
B Wo.
A Wo.
B Ja wo.
A Ja irgendwo.
B Mais ou.
A Paris.
B A Paris.
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