die auswirkungen des wachsenden ... - Stockmann, Ulrich
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Die Auswirkungen <strong>des</strong> <strong>wachsenden</strong> Billigflugsektors in Europa<br />
Andererseits passen sowohl Charter- als auch Linienfluggesellschaften ihre Geschäftsstrategien<br />
an. Bingelo und Pompeo (2002) zufolge haben <strong>die</strong> europäischen Charterfluggesellschaften den<br />
Anteil <strong>des</strong> Einzelplatzangebots auf ihren Linien im Zeitraum 2000-2004 von 20 % auf 36 %<br />
erhöht und verkaufen <strong>die</strong> Plätze nunmehr ebenso wie <strong>die</strong> Billigflieger über das Internet.<br />
Gleichzeitig übernehmen <strong>die</strong> herkömmlichen Linien- und alteingesessenen Fluggesellschaften<br />
Billigflugkonzepte, bieten billigere Tickets an und bauen den Online-Verkauf mit dem Angebot<br />
von Buchungsmöglichkeiten für Pauschalreisen, Mietwagen und Hotels aus. Mitunter gründen<br />
sie sogar eigene Billigflug-Klone 3 . Alles in allem positionieren sich derzeit viele Airlines<br />
hinsichtlich der Kundensegmentierung und der Komplexität ihres Geschäftsmodells neu (Lopes,<br />
2005).<br />
2.3. Geschäftsmodelle<br />
In allen Sektoren führt der Wettbewerb zwischen den Anbietern stets dazu, dass eine<br />
Fluggesellschaft ihr eigenes Geschäftsmodell an das eines Mitbewerbers anpasst.<br />
Bemerkenswerterweise orientieren sich in der Luftfahrt in letzter Zeit alle am Billigflugsektor.<br />
• Im Chartersektor war ein sinkender Marktanteil zu verzeichnen. Einige Gesellschaften,<br />
darunter Thomsonfly im Vereinigten Königreich, nahmen Billigflugmerkmale in ihr<br />
Geschäftsmodell auf. Auch Air Berlin und Sterling Airways sind gute Beispiele für<br />
traditionelle Charter-Airlines, <strong>die</strong> ein Rebranding zur Billigfluggesellschaft vollzogen<br />
haben. Andere Charterunternehmen begannen damit, neben ihren traditionellen<br />
Pauschalreiseangeboten auch Einzelflugtickets zu verkaufen.<br />
• Eine ganze Reihe von herkömmlichen Fluggesellschaften plante, gründete oder erwarb<br />
Billigflugtöchter, um dem Wachstum der Billigfluglinien entgegenzuwirken. Beispiele<br />
dafür sind British Airways (mit GO, 2002 an easyJet verkauft), KLM (mit der<br />
Umwandlung von AirUK in Buzz, 2003 an Ryanair verkauft 4 , und unlängst mit<br />
Transavia), LOT mit Centralwings, Iberia mit Clickair, Austrian mit Lauda und SAS<br />
(Snowflake). Andere haben ihre Preispolitik so geändert, dass sie nunmehr günstige<br />
Preise anbieten.<br />
• Aer Lingus (2006) und Meridiana (2003) sind zwei Beispiele für<br />
Linienfluggesellschaften, <strong>die</strong> sich in Billigfluganbieter umgewandelt haben.<br />
Diese Entwicklung zeigt, dass <strong>die</strong> meisten Gesellschaften ihre Geschäftsmodelle einer ständigen<br />
Prüfung unterziehen und ihr Verhalten im Wettbewerb entsprechend anpassen, mitunter auch<br />
mit der Gefahr, das eigene Kerngeschäft „auszuschlachten“. Die wichtigste Reaktion ist bei den<br />
meisten Fluggesellschaften im Grunde gleich. Auf den europäischen Märkten mit starker<br />
Konkurrenz durch Billigfluganbieter streben <strong>die</strong> konventionellen Airlines eine Erhöhung ihrer<br />
Produktivität und eine Senkung ihrer Stückkosten an, um wettbewerbsfähige Preise bieten zu<br />
können.<br />
Darüber hinaus nutzen <strong>die</strong> herkömmlichen Fluggesellschaften Strategien aus einer Palette<br />
folgender Alternativen:<br />
3<br />
Beispiele dafür sind Germanwings, eine Tochter <strong>des</strong> Lufthansa-Regionalpartners Eurowings, an der LH mit<br />
49,9 % beteiligt ist, bmibaby von BMI, Clickair von Iberia, Centralwing von LOT und andere, <strong>die</strong> den<br />
Geschäftsbetrieb bereits wieder eingestellt haben.<br />
4<br />
Die Übernahme von Buzz führte im April 2003 zur Auflösung und zur Entlassung von zwei Dritteln der<br />
Mitarbeiter.<br />
PE 397.234 8