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die auswirkungen des wachsenden ... - Stockmann, Ulrich

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Die Auswirkungen <strong>des</strong> <strong>wachsenden</strong> Billigflugsektors in Europa<br />

• Verhinderung <strong>des</strong> potenziellen Einstiegs von Billigfliegern durch drastische<br />

Preissenkungen in Kombination mit einer Erhöhung der Kapazität und/oder mit<br />

Treueprogrammen; <strong>die</strong>s führt oft zu einem Preiskrieg.<br />

• Erwerb einer Billigfluggesellschaft (z. B. Erwerb von Cityjet durch Air France im Jahr<br />

2000).<br />

• Gründung einer eigenständigen Billigfluggesellschaft (siehe <strong>die</strong> genannten Beispiele,<br />

u. a. GO, Buzz, Germanwings, Centralwings, Clickair und Snowflake).<br />

• Gründung einer Billigfluggesellschaft innerhalb der herkömmlichen Fluggesellschaft<br />

(z. B. BMI und Bmibaby), was jedoch eine strenge Trennung zwischen beiden<br />

Produkten erforderlich macht.<br />

• Umstellung auf gewinnbringendere Märkte, was sich auf das Netz auswirkt<br />

(beispielsweise gab Swiss einige ihrer Ziele ab Genf auf, als easyJet zur dominierenden<br />

Gesellschaft auf <strong>die</strong>sem Flughafen wurde).<br />

• Radikale Umwandlung vom Full-Service-Carrier zur Niedrigpreisgesellschaft (z. B. Aer<br />

Lingus, Flybe).<br />

Die zunehmende Zahl von Billigfluggesellschaften und/oder ihre zunehmende Größe bewirken<br />

eine Tendenz zur Konsoli<strong>die</strong>rung, um Wachstum und Marktdominanz zu gewährleisten. Ein<br />

typisches Beispiel ist Air Berlin, <strong>die</strong> 2006 dba und 2007 LTU erwarb. Die wichtigste Frage wird<br />

sein, ob <strong>die</strong>se Unternehmen ihre derzeitige Kostenstruktur beibehalten werden bzw. können.<br />

Explosives Wachstum kann zu einer Gefahr für <strong>die</strong> Niedrigkostenphilosophie werden und führt<br />

zu höheren Gehältern und einer komplizierteren Führungsstruktur. Und im Falle <strong>des</strong> Erwerbs<br />

der Chartergesellschaft LTU durch Air Berlin kann man sich <strong>die</strong> Frage stellen, ob hier<br />

tatsächlich Verbundvorteile vorhanden sind, auch wenn LTU über wertvolle Start- und<br />

Landerechte für überlastete Flughäfen (z. B. Düsseldorf) verfügt.<br />

Zur Aufrechterhaltung ihrer Rentabilität wenden sich Billigfluganbieter immer öfter anderen<br />

Einnahmequellen als dem Ticketverkauf zu. Typische Beispiele dafür sind Provisionen von<br />

Hotels und Mietwagenfirmen, Kreditkartengebühren, (Über-)Gepäckgebühren, Speisen und<br />

Getränke an Bord gegen Bezahlung sowie Werbeflächen. Weiter wachsen könnten <strong>die</strong>se<br />

Einnahmen durch Telefoniermöglichkeiten und Glücksspiele an Bord. Das Billigflugkonzept auf<br />

der Basis niedriger Kosten entwickelte sich also zum Niedrigpreiskonzept ohne Rücksicht auf<br />

<strong>die</strong> Einnahmequellen zur Stützung <strong>des</strong> Geschäftsbetriebs. Beispielsweise heißt es bei MINTeL<br />

(2006), dass <strong>die</strong> Einnahmen von Ryanair aus anderen Quellen als dem Ticketverkauf im Jahr<br />

2005/06 mit 259 Mio. EUR am Reingewinn <strong>des</strong> Unternehmens in Höhe von 302 Mio. EUR<br />

beteiligt waren. Diese Einnahmen stellen bereits 16 % der Gesamtumsatzerlöse der Gesellschaft<br />

dar. Bei easyJet machen <strong>die</strong>se Einnahmen lediglich 6,5 % <strong>des</strong> Gesamtumsatzerlöses aus, der seit<br />

2004 um 41,3 % gestiegen ist.<br />

Eine weitere Möglichkeit der Kostenreduzierung im Vergleich zu den traditionellen Airlines<br />

sind niedrigere Personalkosten. Nach Angaben in ECA (2002) liegt das Jahresbruttoeinkommen<br />

eines Piloten einer Kurzstrecken-Airline im Durchschnitt 28 % unter dem der Piloten bei einer<br />

herkömmlichen Fluggesellschaft. Außerdem haben <strong>die</strong> Piloten eines Billigfluganbieters eine um<br />

25 % längere Arbeitszeit. Neben längeren Flugzeiten haben Piloten und Besatzungsmitglieder<br />

weniger Ruhezeiten und müssen mehrere Aufgaben erfüllen: Flugplanung, Gewichts- und<br />

Schwerpunktprüfung, Beaufsichtigung der Gepäckbeladung und der Betankung, Reinigung <strong>des</strong><br />

Flugzeugs, Betreuung der Fluggäste am Gate anstelle <strong>des</strong> Bodenpersonals usw. Außerdem<br />

machen Billigfluggesellschaften ausgiebig Gebrauch von flexiblen Gehältern, und <strong>die</strong><br />

Festgehälter liegen 5-50 % niedriger als bei den herkömmlichen Luftfahrtunternehmen.<br />

Billigflieger schließen unter Umgehung von Tarifverträgen in der Regel mit den Mitarbeitern<br />

oder mit Personalagenturen direkte Arbeitsverträge, <strong>die</strong> meist den starken Vertragspartner<br />

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PE 397.234

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