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die auswirkungen des wachsenden ... - Stockmann, Ulrich

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Die Auswirkungen <strong>des</strong> <strong>wachsenden</strong> Billigflugsektors in Europa<br />

und <strong>die</strong> Luftfahrt somit zur einzigen Branche im Emissionshandelssystem der Europäischen<br />

Union (ETS) würde, <strong>die</strong> für ihr Wachstum bezahlen muss. Geht man von einem Zertifikatpreis<br />

von 30 Euro pro Tonne CO2 aus, so würden <strong>die</strong>se Zukäufe im Zeitraum 2011-2022 etwa<br />

45 Milliarden Euro kosten, was pro Jahr bis zum Zweifachen der kumulativen Gewinne der<br />

europäischen Fluggesellschaften im letzten Jahrzehnt entspricht (Travel Daily News, 2007).<br />

Trotzdem stimmen IATA, ICAO und <strong>die</strong> Luftfahrtbranche im Allgemeinen der Einbeziehung in<br />

das Emissionshandelssystem der Europäischen Union zu, obwohl sie befürchten, ein mangelhaft<br />

konzipierter Plan würde <strong>die</strong> Fluggesellschaften benachteiligen und ihre ohnehin schon<br />

spärlichen Gewinne weiter verringern (Aviation Week, 2006). Abgesehen von den Szenarien<br />

liegt der Vorschlag der Europäischen Kommission auf dem Tisch, und <strong>die</strong> Luftfahrtbranche<br />

wird dem Emissionshandelssystem der Europäischen Union früher oder später beitreten müssen.<br />

Tatsächlich arbeiten <strong>die</strong> Fluggesellschaften unter der Schirmherrschaft der IATA bereits daran,<br />

<strong>die</strong> Emissionen innerhalb von 50 Jahren auf Null zu senken.<br />

Der Vorschlag der Europäischen Kommission zeichnet sich insbesondere dadurch aus, dass er<br />

den Luftverkehr im Rahmen der Verantwortlichkeiten der EU mit Blick auf <strong>die</strong> Erderwärmung<br />

voll und ganz berücksichtigt. Sein größter Mangel besteht darin, dass er ausschließlich auf<br />

Fluggesellschaften abzielt und alle anderen Akteure, <strong>die</strong> einen ebenso hohen, wenn nicht gar<br />

höheren Anteil haben (z. B. <strong>die</strong> am Boden tätigen Akteure usw.) ausschließt. Denn <strong>die</strong><br />

Fluggesellschaften sind <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> sichtbar im Vordergrund stehen, wenn es um <strong>die</strong><br />

Umweltverschmutzung im Luftverkehr geht. Sie unterliegen jedoch bei ihrer Tätigkeit<br />

erheblichen Einschränkungen, <strong>die</strong> eine weitere Optimierung verhindern. Die Fluggesellschaften<br />

sind das schwächste Glied im Luftverkehr, da ihre Marktmacht und ihr Handlungsspielraum<br />

begrenzt sind. Dieses Argument lässt sich anhand einiger Beispiele untermauern:<br />

• Der Treibstoffverbrauch hängt von der Flugzeugtechnologie ab. Fluggesellschaften<br />

nutzen <strong>die</strong> Technologie, aber sie entwickeln sie nicht, haben also keinen Einfluss auf<br />

Rhythmus und Tempo der Flugzeugentwicklung. Sie können etwas bewirken, indem sie<br />

Flugzeuge kaufen, <strong>die</strong> dem Stand der Technik entsprechen, aber <strong>die</strong> Branche steckt in<br />

finanziellen Schwierigkeiten, <strong>die</strong> solche Investitionen erschweren. Außerdem werden<br />

Verkehrsflugzeuge heutzutage von Investitionsbanken erworben, und von den<br />

Fluggesellschaften oftmals nur geleast.<br />

• Auf <strong>die</strong> Flugnavigationssysteme wirken sich technische, operationelle, politische,<br />

verfahrenstechnische, wirtschaftliche, soziale und <strong>die</strong> Umsetzung betreffende Mängel<br />

aus (Penner, 1999), was zu ineffizienten Verfahren (z. B. längeren Warteflugzeiten) und<br />

einer unzureichenden Luftraumoptimierung (z. B. Umwege) führt.<br />

• Der Luftraum ist heutzutage unterteilt in gesperrte Regionen (für militärische oder<br />

andere Zwecke) und Regionen, für <strong>die</strong> es keine Beschränkungen gibt. Die<br />

Fluggesellschaften dürfen nur Korridore nutzen, <strong>die</strong> um <strong>die</strong> gesperrten Regionen<br />

herumführen, und müssen daher Umwege, d. h. längere und nicht optimale Flugrouten in<br />

Kauf nehmen. Stu<strong>die</strong>n von EUROCONTROL zufolge könnte durch Abschaffung der<br />

derzeitigen Grenzen – zum Nulltarif - ein Umweltnutzen von 1 % bis 2 % erzielt werden.<br />

Darüber hinaus verursacht <strong>die</strong> derzeitige Vielfalt der Luftraumsysteme dem<br />

Luftverkehrsmarkt Kosten von etwa 880-1 400 Millionen Euro pro Jahr. Die geplante<br />

Schaffung eines einheitlichen europäischen Luftraums kann viele <strong>die</strong>ser Probleme lösen;<br />

• Die Überlastung von Flughäfen ist ein weiterer maßgeblicher Faktor, der <strong>die</strong> Emissionen<br />

der Fluggesellschaften in <strong>die</strong> Höhe treibt. Wenn sich ein Flugzeug in der Luft befindet,<br />

dann können <strong>die</strong> Emissionen im Warteflug bis zum Erhalt der Landeerlaubnis 30 %<br />

höher sein als im Reiseflug. Am Boden tragen <strong>die</strong> Warteschlangen auf dem Vorfeld der<br />

Startbahnen ebenfalls in hohem Maße zu den Emissionen bei, da es einer erheblichen<br />

Triebwerksleistung bedarf, um ein Flugzeug vorwärtszubewegen;<br />

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PE 397.234

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