die auswirkungen des wachsenden ... - Stockmann, Ulrich
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Die Auswirkungen <strong>des</strong> <strong>wachsenden</strong> Billigflugsektors in Europa<br />
Die Europäische Kommission hat unter<strong>des</strong>sen eine Stu<strong>die</strong> zur Folgenabschätzung in Auftrag<br />
gegeben, um <strong>die</strong> vorgeschlagene Regelung umfassend zu bewerten (SEK, 2006a und SEK,<br />
2006b). Sie erwartet, dass <strong>die</strong>se Regelung den Unternehmen einen Anreiz für Maßnahmen zur<br />
Rationalisierung und zur Steigerung der Effizienz bieten und so zu erheblichen Einsparungen<br />
beim Energieverbrauch führen wird. In den von der Europäischen Kommission in Auftrag<br />
gegebenen Stu<strong>die</strong>n wird gefordert, <strong>die</strong> CO2-Emissionen aller (nationalen und internationalen)<br />
ankommenden und abgehenden Flüge bis 2015 um 36 % zu verringern; das entspricht einer<br />
Verringerung um 122 Millionen Tonnen CO2.<br />
Die Auswirkungen auf <strong>die</strong> Luftverkehrstätigkeit werden für <strong>die</strong> Fluggesellschaften<br />
voraussichtlich mehr oder weniger neutral sein. Erstens werden <strong>die</strong> Fluggesellschaften den<br />
betreffenden Stu<strong>die</strong>n zufolge, was <strong>die</strong> wirtschaftliche und <strong>die</strong> soziale Ebene betrifft, <strong>die</strong> Kosten<br />
der Beteiligung an <strong>die</strong>sem System weitgehend oder sogar vollständig auf ihre Kunden abwälzen,<br />
was zu einer Erhöhung der Flugticketpreise um 4,6 Euro bis 39,6 Euro pro Flug bis 2020 führen<br />
wird. Diese Beträge liegen somit spürbar unter den Preiserhöhungen, <strong>die</strong> in den letzten Jahren<br />
wegen der Ölpreisentwicklung hingenommen werden mussten. Zweitens werden keine<br />
erheblichen Auswirkungen auf <strong>die</strong> Nachfrage prognostiziert, weil man zu der Schlussfolgerung<br />
gelangte, dass der Luftverkehr im Allgemeinen nicht sehr preissensitiv ist (SEK, 2006a, S. 6).<br />
Drittens wird es voraussichtlich keine Auswirkungen auf den Wettbewerb am Markt geben, da<br />
<strong>die</strong> Regelung für alle Fluggesellschaften gelten wird. Es ist jedoch noch zu früh, um abschätzen<br />
zu können, wie Einzelpersonen und Entscheidungsträger auf Unternehmensebene reagieren<br />
werden, wenn ihnen der durch ihre Reiseverpflichtungen verursachte Schaden bewusst wird. In<br />
<strong>die</strong>sem Zusammenhang kommt natürlich der Informationstechnologie eine wichtige Rolle zu,<br />
und einige Unternehmen (z. B. British Airways) stellen bereits auf ihrer Website für jede<br />
einzelne Reise Informationen über <strong>die</strong> Emissionen und <strong>die</strong> verursachten externen Kosten bereit.<br />
Die wichtigsten Schlussfolgerungen aus den im Auftrag der Europäischen Kommission<br />
durchgeführten Stu<strong>die</strong>n wurden jedoch in einer anderen, von der europäischen Luftfahrtbranche<br />
finanzierten Stu<strong>die</strong> weitgehend bestritten 19 . Die Gutachten zur Frage der Preissensitivität von<br />
Fluggästen werden angefochten mit der Begründung, der Luftverkehrsmarkt sei außerordentlich<br />
elastisch, insbesondere im unteren Bereich der Nachfragekurve (siehe <strong>die</strong> Diskussion zu Abb. 1),<br />
in dem <strong>die</strong> Billigfluganbieter tätig sind. Daher könnten leichte Preiserhöhungen zu einem<br />
erheblichen Rückgang der Nachfrage führen. Nach <strong>die</strong>sem Szenario müssten <strong>die</strong><br />
Fluggesellschaften <strong>die</strong> höheren Kosten gegebenenfalls selbst tragen und internalisieren,<br />
wodurch <strong>die</strong> Unternehmenserträge verringert werden. Berücksichtigt man <strong>die</strong> erheblichen<br />
finanziellen Engpässe, unter denen viele Fluggesellschaften leiden, könnte <strong>die</strong>s dazu führen,<br />
dass sich einige von ihnen vom Markt zurückziehen.<br />
Finanzielle Probleme aufgrund höherer Betriebskosten der Fluggesellschaften können in<br />
Verbindung mit einer eventuellen Verringerung der Zahl der Marktteilnehmer zu einer<br />
Abschwächung <strong>des</strong> Wettbewerbs führen und somit letztendlich eine Einschränkung der<br />
Wahlmöglichkeiten der Verbraucher und den Rückzug von Strecken und Märkten zur Folge<br />
haben.<br />
Die Fluggesellschaften haben auch <strong>die</strong> Frage der Anzahl der verfügbaren kostenfreien<br />
Zertifikate zur Sprache gebracht und darauf hingewiesen, dass sie eine beträchtliche Zahl<br />
zusätzlicher Zertifikate hinzukaufen müssten, um ihre Tätigkeit auf demselben Marktniveau<br />
fortzuführen (McLaren, 2006). Diese Stu<strong>die</strong> kommt zu dem Schluss, dass <strong>die</strong> Fluggesellschaften<br />
bis 2022 für bis zu 45 % ihrer Emissionen Zertifikate kaufen müssten (Ernst & Young , 2007)<br />
19<br />
Analysis of the EC proposal to Include Aviation Activities in the Emissions Trading Scheme, Ernst & Young,<br />
York Aviation, 2007<br />
PE 397.234 36