1. Einleitung - Feyand
1. Einleitung - Feyand
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Die Bedeutung einer handelnden Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand wird auch<br />
im NIEDERSÄCHSISCHEN KERNCURRICULUM deutlich, wo es heißt: „Die im Sachunterricht er-<br />
worbenen Kompetenzen erwachsen aus der aktiven Aneignung von Wissen“ 59 (…) „Wissen<br />
und Können werden insbesondere über das Handeln aufgebaut“. 60 Aus lerntheoretischer<br />
Sicht bietet ein „handlungsorientierter Unterricht“ einige Vorteile: Durch eine Methodenvielfalt<br />
und vielfältige Zugangsmöglichkeiten können verschiedene Sinneskanäle angesprochen<br />
werden, was den unterschiedlichen Lerntypen entgegen kommt. 61 Ist ein derartiger Unterricht<br />
abwechslungsreich gestaltet, kann nicht nur die Lernmotivation, sondern auch die Konzent-<br />
ration und Aufmerksamkeit der Schüler aufrechterhalten werden. Dieser Aspekt ist vor allem<br />
vor dem Hintergrund der Zunahme an Schülern, die einen hohen Aktivitätsdrang und gleich-<br />
zeitig eine geringe Konzentrationsfähigkeit zeigen, von Bedeutung. 62<br />
Allerdings reicht eine reine Handlungsaktivität alleine nicht aus. Handlungsorientiertes Ler-<br />
nen benötigt adäquate Arbeitstechniken, Methoden und Sozialformen, die sinnvoll ausge-<br />
wählt und miteinander verknüpft werden. 63 Wichtig ist auch, dass Erfahrungen an bestehen-<br />
des Vorwissen anknüpfen und sinnvoll miteinander vernetzt werden. 64 Neben der Verknüp-<br />
fung mit Vorwissen und –erfahrungen ist es sinnvoll, dass einereits Lerninhalte durch eine<br />
Methodenvielfalt miteinander verknüpft werden, und sich andererseits handelnde (offene)<br />
Sozialformen mit lehrergelenkten (geschlossenen) Sozialformen abwechseln, in denen Lern-<br />
ergebnisse verbalisiert, ausgetauscht und gefestigt werden. Die Bedeutsamkeit der Wech-<br />
selbeziehung der beiden Pole zwischen differenziertem Handeln und kommunikativem Un-<br />
terricht, also die Dynamik zwischen Handeln und gemeinsamem Gespräch, wird auch von<br />
KAISER hervorgehoben. 65<br />
Bei allen Vorteilen und Chancen, die ein „handlungsorientierter Unterricht“ mit sich bringen<br />
kann, dürfen auch seine Grenzen, Risiken und Schwierigkeiten nicht vernachlässigt werden.<br />
Die bereits genannten positiven Aspekte, die eine Öffnung des Unterrichts zugunsten eines<br />
Handlungsspielraumes der Schüler ermöglichen, bergen auch Gefahren, die bei der Unter-<br />
richtsplanung Berücksichtigung finden müssen.<br />
Die Kehrseite der Öffnung des Unterrichts birgt das Risiko, dass einigen Schülern Orientie-<br />
rung und Struktur fehlen. Sind die Phasen der Schüleraktivität zu ausgedehnt, kann dies in<br />
zielloses Tun oder blinden Aktivismus ausufern, da den Schülern klare Strukturen fehlen<br />
(das Gleiche gilt übrigens auch, wenn diese Unterrichtsphasen nicht gut genug von der<br />
Lehrkraft vorbereitet sind). Folge dieses planlosen Handelns der Schüler wäre ein ausblei-<br />
59<br />
Niedersächsisches Kultusministerium, 2006, S. 7<br />
60<br />
Ebd., S. 9.<br />
61<br />
Auch Reeken betont die Relevanz von unterschiedlichen Dimensionen menschlicher Wahrnehmungs-,<br />
Aneignungs-, u. Verarbeitungsformen für das kindliche Lernen. Vgl. Reeken, D., 2003, S. 7.<br />
62<br />
Diese Entwicklung kann vermutlich im Zusammenhang mit den in Kapitel 2.1 aufgeführten<br />
Veränderungen in den Lebenswelten der Kinder betrachtet werden.<br />
63<br />
vgl. Nuding, 2000, S. 45.<br />
64 Vgl. Gudjons, H., 2003, S. 224.<br />
65 Vgl. Kaiser, A., 2004 Internetquelle.<br />
12