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1. Einleitung - Feyand

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2. Veränderte Kindheit und Bildungsanspruch<br />

2.1 Kindliche Lebenswelten im Wandel<br />

Unter welchen Sozialisationsbedingungen wachsen Kinder heute auf? Haben sich die Kinder<br />

in den letzten Jahrzehnten verändert? Und: Kann man im Allgemeinen überhaupt von einer<br />

„veränderten Kindheit“ sprechen?<br />

Unter dem Konstrukt „veränderte Kindheit“ werden der vermeintliche Werteverlust an unmit-<br />

telbar gemachten Erfahrungen in und mit der Umwelt und die daraus resultierenden Defizite<br />

möglicher Handlungsmuster von Kindern beklagt. Eine derartige kulturpessimistische Sicht-<br />

weise der „veränderten Kindheit“ ist in zahlreichen Rezensionen der vergangenen 30 Jahre<br />

auffindbar 4 .<br />

Veränderte Lebensbedingungen wie Wohn- und Familienverhältnisse, ein Wandel des Erzie-<br />

hungsverhaltens, eine zunehmende Medienorientierung und Globalisierung sowie eine hohe<br />

Veränderungsdynamik, sind prägnante Bedingungen heutiger Kindheit. „Kinder heute – Her-<br />

ausforderungen für die Schule“ als Thema des Bundesgrundschulkongresses von 1989 ließ<br />

die „veränderte Kindheit“ erst bekannt werden. 5 Bis heute wird es von zahlreichen<br />

Sozialwissenschaftlern und Pädagogen viel diskutiert und gewinnt zunehmend Beachtung in<br />

allen Lehr- und Erziehungstätigkeiten.<br />

Eine lexikalische Definition 6 nach FÖLLING-ALBERS aus dem „Lexikon Sachunterricht“ von<br />

Kaiser stellt die gewonnenen Erkenntnisse zur veränderten Kindheit wie folgt dar: „Kindheit<br />

im Wandel / Veränderte Kindheit bezeichnet die vielschichtigen Veränderungen, die von den<br />

70er Jahren an das Aufwachsen der Kinder beeinflusst haben („Modernisierungsschub“):<br />

Familienformen, Geburtenrückgang, mediale Erfahrungen, Freizeit- und Förderkurse, Libera-<br />

lisierung der Erziehungsnormen und vieles andere mehr. Die Veränderungen haben zu Er-<br />

fahrungseinschränkungen bei den Kindern geführt, aber auch zu einer Erweiterung von Er-<br />

fahrungsmöglichkeiten (z.B. Nutzung von Freizeit- und Förderangeboten, interkulturellen<br />

Erfahrungen). Da die Veränderungen nicht alle Kinder in gleicher Weise und in gleichem<br />

Maße betreffen, ist die Entwicklungsschere zwischen den Kindern größer geworden.“ 7<br />

Zahlreiche Untersuchungen machen deutlich, dass sich die Lebenssituation Heranwachsen-<br />

der im Zuge veränderter sozioökologischer Rahmenbedingungen entscheidend gewandelt<br />

hat. „Verinselung“, „Verhäuslichung“, „Vereinzelung“ und „Verplanung“ sind die am häufigs-<br />

ten genannten Folgen einer „veränderten Kindheit“.<br />

4<br />

Im Gegensatz dazu heben kulturoptimistische Sichtweisen positive Aspekte der Veränderungen in<br />

den Vordergrund.<br />

5<br />

Fölling-Albers, M., 1992, S.1<strong>1.</strong><br />

6<br />

Abkürzungen werden ausformuliert und Verweise gestrichen. Daher wird folgend kein direktes Zitat<br />

angegeben, sondern eine leichte Abwandlung des zugrunde liegenden Schriftgutes, um den Lesefluss<br />

nicht zu unterbrechen und den wesentlichen Inhalt hervorzuheben.<br />

7<br />

Fölling-Albers, M., 2000, S. 104.<br />

3

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