Download Ausgabe 6 - Kommunal
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Ortszentren<br />
Gegen die Verödung der Innenstädte fordert der Handel:<br />
Widmungsstopp für<br />
Einkaufszentren<br />
Die derzeitige Raumordnungs-Rechtslage ist in Sachen „Verkaufsflächen“ mangelhaft.<br />
Daher fordern die Händler einen Widmungsstopp für Einkaufszentren und Fachmärkte<br />
an der Peripherie um der Verödung der Ortszentren Einhalt zu gebieten.<br />
15,2 Mio. m 2 Verkaufsfläche<br />
im österreichischen<br />
Handel, also fast<br />
zwei m 2 pro Einwohner,<br />
sind genug. Der „Umsatzkuchen“<br />
ist nicht beliebig<br />
vermehrbar und dem<br />
Geschäftesterben in den<br />
Ortszentren müssen endlich<br />
Gegenmaßnahmen<br />
folgen. Die Genehmigung<br />
zum Bau von Einkaufszentren<br />
unterliegt der<br />
Raumordnung, ist also<br />
Länder- und Gemeindensache<br />
und damit nicht<br />
einheitlich und auch<br />
nicht nachhaltig steuerbar.<br />
Zukünftig soll verhindert<br />
werden, dass sich Gemeinden – in<br />
der Hoffnung auf Mehreinnahmen<br />
durch die Genehmigung von Einkaufszentren<br />
– konkurrenzieren und sich<br />
einen ruinösen Standort-Wettbewerb liefern.<br />
Nachbargemeinden soll bei Genehmigungsverfahren<br />
für neue Shoppingcenter<br />
Parteienstellung eingeräumt werden.<br />
Verödung der<br />
Innenstädte<br />
In dieselbe Kerbe wie die Händlervertretung<br />
schlagen auch renommierte Fachleute,<br />
so z.B. Univ. Prof. Dr. Joachim<br />
Zentes von der Universität des Saarlandes<br />
in Saarbrücken, ein anerkannter<br />
Experte für Handelsforschung und -entwicklung.<br />
Verkaufsflächenexplosion und<br />
Handelskonzentration habe massive<br />
Auswirkungen auf die mittelständischen<br />
Handelsstrukturen der Innenstädte.<br />
Durch die Ansiedlung großer Verkaufsflächen<br />
am Stadtrand komme es zu<br />
36 KOMMUNAL<br />
Dr. Fritz Aichinger, Landtagsabgeordneter<br />
und<br />
Sportartikelhändler in Wien.<br />
einer Verödung und Erosion<br />
traditioneller Standorte<br />
in der Innenstadt<br />
sowie zu einer Verdrängung<br />
des mittelständischen<br />
Handels, was letztendlich<br />
in einer Uniformität<br />
des Stadtbildes<br />
resultiere. Als Ausweg aus<br />
dieser einseitigen Entwicklung<br />
schlagen die Experten<br />
die Einbindung des<br />
Handels in die Ziele der<br />
Stadtentwicklung (sowohl<br />
städtebaulich und sozialpolitisch<br />
als auch arbeitsmarkt-<br />
und verkehrspolitisch)<br />
und eine Belebung<br />
von Stadtteilkernen als<br />
Nahversorgungs- und Kommunikationszentren<br />
vor.<br />
Lebt der Handel, dann<br />
lebt auch die Stadt<br />
Für die innerstädtischen Händler ist es<br />
viel vernünftiger und wirtschaftlich nachhaltiger,<br />
wenn in die Attraktivierung der<br />
Innenstädte und Einkaufstraßen investiert<br />
würde, anstatt Milliarden in Einkaufszentren<br />
auf der grünen Wiese zu<br />
verpulvern. Es geht primär um unser aller<br />
Lebensqualität in den Städten. Denn ist<br />
der innerstädtische Handel erst kaputt<br />
gemacht, kann er nur mit enormem Aufwand<br />
wieder belebt werden Ein Schaden,<br />
der Städte und Ortskerne sehr hart träfe!<br />
Vorbild Wien<br />
Wie ein Engagement für Handelsstrukturen<br />
in Städten funktionieren könnte, hat<br />
man in den letzten Jahren in Wien<br />
gezeigt. Hier gibt es das weltweit wohl<br />
am besten funktionierende und in seiner<br />
Art einzigartige Modell eines Managements<br />
für Einkaufsstraßen. Die „Wiener<br />
Einkaufsstraßen“ wurden 1992 von der<br />
Wirtschaftskammer ins Leben gerufen<br />
und bilden mit den bisher gegründeten<br />
rund 100 Einkaufsstraßen- und Grätzlvereinen<br />
und ihren 8.200 Mitgliedern<br />
den Kern der Aktivitäten rund um die<br />
Themenbereiche „Nahversorgung“ und<br />
„Erhaltung der innerstädtischen Kaufkraft“.<br />
Seit Beginn der Aktion wurden<br />
insgesamt 75 Mio. Euro in den Bereich<br />
Qualitätssicherung, Vermarktung und<br />
Lobbying investiert und dies nicht nur<br />
von der Wirtschaftskammer und der<br />
Stadt Wien, sondern vor allem von den<br />
Betrieben in den Einkaufsstraßen selbst.<br />
Der Erfolg gibt dem Wiener Projekt<br />
recht: Studien zeigen, dass trotz<br />
erschwerter Rahmenbedingungen der<br />
Marktanteil der Wiener Einkaufsstraßen,<br />
gemessen an den <strong>Ausgabe</strong>n<br />
der Bewohner, gehalten werden<br />
konnte. Nur: der Umsatzkuchen ist<br />
nicht beliebig vermehrbar. Ohne strukturpolitische<br />
Maßnahmen der<br />
Raumordnung können diese Aktivitäten<br />
nicht ihre volle Wirkung langfristig<br />
entfalten! Für Wien hat der Handel<br />
daher einen Widmungsstopp für Einkaufzentren<br />
an der Peripherie gefordert,<br />
zumindest bis zur Erstellung des<br />
neuen Stadtentwicklungsplanes.<br />
Informationen:<br />
Wirtschaftskammer Wien<br />
Sparte Handel<br />
Schwarzenbergplatz 14<br />
1041 Wien<br />
Tel.: 01/ 514 50 - 3241<br />
Fax: 01/ 514 50 - 3454<br />
E.E.