Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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IMMER WIEDER DIE ANFANGE DER STADT BRAUNSCHWEIG 123
Altstadtmarkt, de olde marke! im Jahre I 3 39 heisst der alte Markt im Gegensatze
zum neuen Markte. Auf meine Beanstandung, dass er so die gleiche
Bezeichnung in der gleichen Quelle verschieden deute, antwortete er 1908:
«Mit Erlaubnis - der Ausdruck antiquum forum ist in der Tat ungenau und
nur eine der häufigen Verkürzungen, und er hat sich auch niemals eingebürgert;
aber inwiefern der Ausdruck «Alter Markt» auch beim Kohlmarkt ungenau
und verkürzt sein soll, verstehe ich nicht. Die Lage der Ulrichskirche
macht es, wie wir sahen, wahrscheinlich, dass auf dem heutigen Kohlmarkt
einst der Mittelpunkt der Marktansiedlung gewesen ist. Sobald nun der neue t )
Markt bei St Martini angelegt war, wurde der bei St Ulrich selbstverständlich
der alte Markt ... ». Er sagt also, um es kurz zusammenzufassen, folgendes:
de olde marke! = Kohlmarkt bedeutet der alte Markt, weil bei St
Ulrich der ursprüngliche Markt lag. Dabei hat er aber vorher (S. J 33) feierlich
angekündigt, dass er erst noch «einen ganz zwingenden Beweis fuhren»
wolle, «dass bei St Ulrich in der Tat die Marktansiedlung Braunschweig gelegen
habe», - nämlich aus der Bezeichnung «de olde marke!». Dieser Beweis
hat nun, wie dargelegt, folgenden Gang: bei St Ulrich lag der alte Markt,
denn der Kohlmarkt, auf dem die Ulrichskirche lag, heisst einmal der alte
Markt, eine Bezeichnung, die wörtlich zu nehmen ist, weil bei St Ulrich
der alte Markt lag. Ist das nicht ein Schulbeispiel fUr den circulus lIitiosus?
Das muss doch auch P. J. Meier nicht verborgen geblieben sein, denn jetzt
ersetzt er seinen Beweis von 1908 durch folgenden, von jenem sehr abweichenden:
de olde market im Jahre 1339 bedeutet nicht wie antiquum forum
im Jahre 1306 Markt der Altstadt, sondern alter Markt, weil antiquum forum
lateinisch, de olde market deutsch ist und weil antiquum forum 1306, de olde
market aber 1339 gesagt wird. Dass ich diesen Beweis nicht für zwingender
halte als den früheren, werden mir unparteiische Leser nachfuhlen können.
Neben ihn wird nun als ganz selbständiger zweiter Beweis der bauliche
Charakter der Ulrichskirche gestellt, aus dem P. J. Meier glaubt erschliessen
zu können, dass diese Kirche die Kirche der Marktansiedlung Braunschweig
gewesen sei. In dem Aufsatze von 1908 (S. 133) hatte P. J. Meier erklärt,
für seine Beweisführung sei das Aussehen der Ulrichskirche nicht mehr von
Bedeutung. Jetzt aber kämpft er doch wieder damit. Ich brauche auf den
zweiten Beweis nicht näher einzugehen, weil ich immer noch auf dem Standpunkte
stehe - das ist zugleich meine Erwiderung auf den 6. Abschnitt -,
dass man die Abbildung, auf die P. J. Meier sich stützt, so lange nicht als
glaubwürdige Urkunde anerkennen darf, bis nicht eine - bislang immer
1) Wohlgemerkt nach P. J. Meiers Meinung «neue', denn die Quellen kennen ihn als
solchen nicht.
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042146