Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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ANFÄNGE DER STADT BRAUNSCHWEIG 23
allerdings nahe, zu fragen, warum denn das nicht auch bei Braunschweig
der Fall sein könnte.
Indessen, da es sich hier nur um Ausnahmen handelt, so müsste doch irgend
ein Beweisgrund dafür angeführt werden, der auch für Braunschweig
eine solche zuliesse, und darnach sieht man sich vergebens um. K
Selbst Hänselmann hat, soviel ich sehe, niemals davon gesprochen, dass die
Stadt Braunschweig so hoch hinaufzusetzen sei. Nun haben aber inzwischen
Keussen und J. Hansen in Köln l ) den Nachweis geliefert, dass die bei den
bedeutendsten deutschen Städte, die römischen Ursprungs sind, Regensburg
und Köln, eine Entwicklung genommen haben, die auf die ganze Frage ein
vollkommen neues Licht wirft und auch für Braunschweig sehr lehrreich ist.
Auch Rietschel hatte bisher angenommen, dass die ehemaligen Römerstädte
in Deutschland nie aufgehört hätten, städtischen Charakter zu besitzen, und
dass hier die eigentlich mittelalterliche Stadt sich ganz von selbst und ohne
das sonst auftretende Mittelglied einer Marktansiedlung herausgebildet hätte.
Das ist nun aber nicht der Fall gewesen, vielmehr lässt sich für die genannten
Städte der Nachweis führen, für Mainz die Vermutung aufstellen und daraus
für alle die übrigen ehemaligen Römerstädte die Folgerung ziehen, dass die
Entwicklung zur Stadt auch hier sich der Marktansiedlung bedient hat 2 ).
In Regensburg ist um 900 ausserhalb der römischen Stadtmauer im Westen
und auf angeschattetem Platz am Ufer der Donau im Norden eine rein kaufmännische
Marktansiedlung gegründet und um 920 befestigt worden, und die
Ortsbeschreibung aus der Mitte des XI. Jahrh. 3 ) zeigt uns, dass die Verhältnisse
des X. Jahrh. auch im XI. noch fortbestanden. In der alten Römerstadt,
der urbs vetus, lagen im nördlichen Teil, dem pagus regius, die Paläste far
König und Herzog, der Bischofshof und der Dom, im südlichen Kirchen und
Klöster, dann aber auch die Häuser einiger Kaufleute (pagus cleri, aliquibus
mercatoribus intermixtis), die nova urbs aber war der pagus me rcatorum.
Ähnlich ist in Köln kurz nach 900 der schmale Landstreifen zwischen der
römischen Mauer und dem Rhein, der auch erst durch Aufschüttungen künstlich
geschaffen werden musste 4 ), für eine rein kaufmännische Marktansiedlung
vorgesehen und um 940 mit einer Befestigung ausgestattet worden 6 ). Ähn-
1) Topographie der Stadt Köln I ,6- ff. Mitteilungen des Rheinischen Vereins f. Denkmalpflege
u. Heimatschutz V 7 ff. 2) Weiteres s. Abschnitt XII. ") MG. SS. XI 3'53 f.; vgl. auch
Rietschel im Neuen Archiv d. Gesellschaft f. ältere deutsche Geschichtskunde XXIX 643 ff.
4) Genau dasselbe geschah in Mainz durch Erzbischof Hatto (891-913), nach dem casus s.
Ga/li, MG. SS. Il 83. b) Diese bestand aus Wall und Graben, der alten germanischen Befestigungsweise,
und aus je einem festen Turm an der NO- und SO-I