Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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10 P. J. MEIER
geben werden 1 ). Die Ausdrücke meira (= Meier) und ammant (= Amt,
officium) finden sich zuerst um 1050 (Bd. I Nr. 146), der Ausdruck Vorwerk
in den 8o er Jahren (Nr. 189, 201, 204). Das frühste Beispiel aus unsrer
Gegend, das mir zufällig bekannt ist, stammt aus dem J. 1 1 ° 3. Denn von
den predia, die die Äbtissin Eilica von Ringelheim damals der Hildesheimer
Kirche schenkte, wird die Iota curia in Hevensen in der 2. Hälfte des XII.
Jahrh. näher bezeichnet als curia cum forwerco et 6 litonibus S ).
Aber wenn der Güterbesitz der grossen Stifter und Klöster fast ganz in
eine Reihe solcher Villikationen mit Vorwerk und Lathufen aufgeteilt ist, so
ergibt sich ohne weiteres, dass hier eine verhältnismässig späte Einrichtung
vorliegt, die erst möglich war, als der geistliche Grundbesitz im Laufe der
Zeit so gewaltig angeschwollen war, dass eine Organisation im grossen Mass·
stabe nötig wurde. Und das Vorwerk ohne Lathufen, das allem Anschein
nach in Braunschweig vorliegt, ist, wie schon diese Bezeichnung besagt,
erst auf einer weiteren Stufe der Entwicklung möglich gewesen. Damit
schwindet für die Braunschweiger Vorwerke jede Möglichkeit einer frühen Ansetzung.
- Es lässt sich daneben auch der sichere Beweis führen, dass auf dem
Boden eines Stadtgebietes derartige Vorwerke in der Tat erst später entstanden
sein können. Für Braunschweig selbst wäre dies erwiesen, wenn
sich Ohlendorfs AnnahmeS) bewahrheitete, dass das Vorwerk der v. Semmenstedt
von 1403 auf dem Steinwege gelegen hätte. Denn der Hagen ist vor
der Stadtgründung Heinrichs d. L. nicht besiedelt gewesen. Aber die Angabe
der Lage am Steinwege in der Urkunde von '403 bezieht sich wohl
sicher nur auf die 5 kleinen Häuser, die Hintze v. Semmenstedt nebst 6 Hufen
zu Runingen «vor der Stadt», 1 Hufe auf der Stadtflur und dem Vorwerk,
zu dem jene Hufen vermutlich gehörten, seinem Sohne vermacht. Aber an
Stelle dieses angeblichen Vorwerks im Hagen, dessen wirkliche Lage nicht
bekannt ist, treten mit voller Beweiskraft die drei Vorwerke der Kopmann
auf der Gröperstrasse, der Honesti und der Zabel auf der Schilderstrasse in
Goslar, die Ohlendorf a. a. O. S. 11 , für das XIV. Jahrh. nachweist'). Denn,
wie beim Hagen, so hat auch hier ein Ackerdorf ursprünglich nicht bestanden.
Ohlendorf hat meiner Meinung nach überzeugend nachgewiesen, dass eine
Anzahl von Patriziern, die sich von einem Orte der Umgegend von Braunschweig
nannten, gerade an diesem Orte oder im Nachbardorf Landbesitz
1) Besonders I 1l2, 142, 1,8. ') UB. Hochstift Hildesheim I Nr. 1,8 und 271. Dieser
ganze Wirtschafts betrieb geht natürlich zurück auf den Karls d. Gr., wie er im Capitalare de
vil/is von 812 beschrieben wird; s. Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte 6 S. 206. ') Das
niedersächsische Patriziat S. 24. 92. ') Eine Strasse in Goslar unweit des Breitentores
heisst Vorwerkstrasse.
http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042146