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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

PAUL ALFRED MERBACH<br />

Br. 16. 5.1825.<br />

Lieber Freund.<br />

Am letzten Mittwoch habe ich noch einen Brief fOr Sie nach Mainz abgehen<br />

lassen und ihn an den Professor Schacht 1) addressirt, höre aber jetzt<br />

von der Frau Gemahlin, <strong>das</strong>s Sie wahrscheinlich schon in Weimar sein werden.<br />

Ich <strong>für</strong>chte; <strong>das</strong>s jener Brief Sie noch vorerst nicht erreichen wird,<br />

wiederhole <strong>des</strong>halb den Inhalt <strong>des</strong>selben und füge hinzu, was sich seitdem<br />

hier ereignet hat.<br />

I. Da Sie schreiben, <strong>das</strong>s Sie nichts besseres <strong>für</strong> Schütz gefunden, so ist<br />

mit demselben und mit der Frau zu 1800 Rthl. auf ein Jahr abgeschlossen.<br />

Das Rollenfach der Frau ist so gestellt, «Mad. Schütz übernimmt muntere<br />

und naive Parthien in der Oper wie im Schauspiele; jedoch bleibt hinsichtlich<br />

der Oper <strong>das</strong> bestimmtere Arrangement bis zur Rückkehr <strong>des</strong> Hrn. Hofkapellmeister<br />

Wiedebein ausgesetzt.» Morgen früh reisst übrigens dieses<br />

Ehepaar nach Düsseldorf ab.<br />

2. Hat die Commission den Ihnen von der Pichlerschen Gesellschaft her<br />

bekannten Meisinger, den Sie mal in Pyrmont als Barbier gehört haben,<br />

engagirt. Ob Sie auf denselben fOr die Folge reflektiren wollen, gebe ich<br />

anheim.<br />

3. Hatte ich Sie ganz besonders vor dem Schützschen Ehepaare in Amsterdam<br />

gewarnt. Der Stenn-?- (unleserlich) soll sehr bösartig und Cornet<br />

ein Engel gegen ihn sein. Ich weiss es aus sicherer Quelle.<br />

4. Wünschte ich, <strong>das</strong>s Bösecke beibehalten werde. Er hat jetzt einen Ruf<br />

nach Bremen, will aber lieber hier bleiben und bittet um baldige Entscheidung.<br />

5. Anliegender Brief vom Director Klingemann ist einige Tage liegen geblieben.<br />

Bis auf, was er von der Frau Doktorin schreibt, bin ich mit dem<br />

Inhalte einverstanden. Die eigene Ruhe <strong>des</strong> Mannes erfordert es, <strong>das</strong>s die<br />

Frau vom Theater wegbleibe; ich habe es ihm schon 50mal gesagt, aber bis<br />

jetzt nicht durchdringen können. Zuweilen sieht er es ein, zuweilen dreht<br />

er plötzlich wieder um. Ich glaube wohl, <strong>das</strong>s er die Hölle im Hause haben<br />

würde, wenn die Frau nicht mehr Comödie spielte, in<strong>des</strong>sen sollte cr doch<br />

so vernünftig sein, sie hierüber auf andere Gedanken zu bringen. Der Herzog<br />

hat sich hier sehr bestimmt gegen sie erklärt und dies entscheidet doch zuletzt.<br />

Ich besorge sogar, <strong>das</strong>s Sie den übrigen Mitgliedern schaden würde, wenn<br />

Sie mit auf die Beibehaltung der Frau Doktorin drängen.<br />

6. Sollten Sie von Weimar aus weiter reisen und dann noch längere Zeit<br />

I) Vergl. über Theodor Schacht (geb. zu Br. 7. Dez. 1786 t 10. Juli 1870 zu Darmstadt)<br />

Goethe-<strong>Jahrbuch</strong> 28, 247 und Allg. D. Biogr. B. 30 S. 772 ff.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042146

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