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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

ANFÄNGE DER STADT BRAUNSCHWEIG<br />

Dankwarderode; aber diese war erstens stets von einem Graben oder vielmehr<br />

von zwei Armen der Oker umgeben, und die Baulichkeiten Heinrichs<br />

<strong>des</strong> Löwen auf der Burg, die wir ja ganz genau kennen, schIiessen - darüber<br />

kann ein Zweifel meiner Meinung nach gar nicht bestehen - auch <strong>das</strong> Aufwerfen<br />

eines Walles durch den Herzog völlig aus. Dann aber wüsste ich<br />

wirklich nicht, auf welchen Teil der Stadt sich die Angabe <strong>des</strong> Chronisten<br />

besser beziehen Iiesse, als auf den Hagen, <strong>des</strong>sen Anlage vermutungsweise<br />

schon immer in die 60er Jahre <strong>des</strong> XII. Jahrh. gesetzt worden ist. Es wäre<br />

sehr erfreulich, wenn wir <strong>das</strong> genannte Jahr da<strong>für</strong> wirklich annehmen dürften,<br />

und wenn wir weiter auch eine Bestätigung <strong>für</strong> die vorhin geäusserte<br />

Vermutung gewönnen, <strong>das</strong>s die Befestigung <strong>des</strong> Hagens in der Tat aus Planken,<br />

Wall und Graben bestand. Ich möchte übrigens glauben 1 ), <strong>das</strong>s der ehemalige<br />

Graben der Wilhelmstrasse ein Rest dieser Befestigung Heinrichs d. L.<br />

ist, <strong>das</strong>s also der Hagen einst hier seine Grenze im Westen fand. Die streng<br />

geradlinigen Strassen im Osten <strong>des</strong> Hagens sehen anders aus, als Wilhelmund<br />

Wendenstrasse mit ihrer spitzwinkligen gegenseitigen Zuneigung im<br />

Norden. FUr einen Kenner von Stadtplänen macht auch die ganze östliche<br />

Hälfte <strong>des</strong> Hagens den Eindruck späterer Hinzufügung, die freilich urkundlich<br />

nicht bezeugt ist.<br />

Es lässt sich nun nicht ·leugnen, <strong>das</strong>s eine so einfache Befestigung <strong>des</strong><br />

Hagens, die der Reimchronist noch dazu offenbar als etwas merkwilrdiges<br />

der Nachwelt glaubte uberliefern zu müssen, überrascht. Denn, wenn es<br />

nicht Wunder nimmt, <strong>das</strong>s unbedeutende Städte, wie Wittenberge, Hornburg,<br />

Holzminden und Hettstedt, oder solche, die wie Stralsund und Lübeck kein<br />

Steinmaterial zur Verfügung haben, sich dieser unzureichenden Form bedienen,<br />

so trifft doch nichts davon bei <strong>Braunschweig</strong> zu. Nun aber ist schon<br />

stets mit guten Gründen angenommen worden, <strong>das</strong>s Heinrich der Löwe vornehmlich<br />

Niederländer im Hagen angesiedelt habe. Die Urkunde von 1 196,<br />

in der den Flandrern in der neu gegründeten Dammstadt vor Hil<strong>des</strong>heim<br />

Vorrechte gegeben werden, verweist im übrigen auf solche, die die Flandrer<br />

unter anderen namentlich in <strong>Braunschweig</strong> genossen, und damit können, wie<br />

längst erkannt ist, nur die Ansiedler im Hagen gemeint sein. Nun wissen wir<br />

aber, <strong>das</strong>s gerade in den Niederlanden die Städte erst verhältnismässig spät<br />

feste Mauern erhalten haben. Hier steht ja kein Gestein an, und bevor man<br />

1) Wenn Beck und Sack <strong>das</strong>selbe annehmen, so ist deren Beweisführung freilich durch<br />

H. Meier, Strassennamen S. 109 widerlegt worden. Die Gründe, die dieser aber hinwieder<br />

<strong>für</strong> die ursprüngliche Grenze <strong>des</strong> Hagens jenseits der Mauerstrasse geltend macht, erscheinen<br />

mir nicht stichhaltig. Auch <strong>für</strong> Heinrichs Gründung Lübeck lässt sich eine Erweiterung über<br />

die ursprüngliche Grenze der Stadt hinaus nachweisen, wie oben schon angedeutet ist.<br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042146<br />

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