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152 Werner Lehfeldt<br />

Observationsarmee aufgestellt und wurde eine scharfe Bewachung der Grenze<br />

angeordnet.<br />

An all diesen politischen und militärischen Ereignissen nahm Moltke lebhaften<br />

Anteil. So schrieb er am 25. 12. 1830 an die Gräfin Obiezierska: „Vous pouvez<br />

Vous imaginer que je prends un intérêt très vif à la tournure que les affaires de<br />

Pologne prendront, surtout à cause qu’illes pourront avoir sur Vos affaires“ (Moltke<br />

1990, 60). Dieses Interesse wurde noch dadurch gesteigert, daß das militärische<br />

Geschehen Auswirkungen für Moltkes Karriere im preußischen Heer haben konnte.<br />

Sollte es zum Krieg kommen, wäre er in den Generalstab versetzt worden, wie er<br />

aus einer an ihn gerichteten Anfrage wußte (vgl. Bigge 1901, 40). Schließlich darf<br />

auch nicht vergessen werden, daß Moltke in den Anfangsjahren seines Dienstes<br />

in der preußischen Armee in äußerst bescheidenen, ja dürftigen finanziellen Verhältnissen<br />

lebte und daher durch schriftstellerische Tätigkeit sein Einkommen<br />

aufzubessern suchte. So waren es also ganz persönliche Beweggründe und Motive<br />

allgemeiner Natur, die Moltke dazu veranlaßten, sich als Schriftsteller mit den<br />

„innern Verhältnissen und dem gesellschaftlichen Zustand“ Polens zu beschäftigen.<br />

Wenn man das Zustandekommen und den Inhalt von Moltkes Abhandlung über<br />

Polen gründlich verstehen und beurteilen will, so ist es erforderlich, die Quellen<br />

zu studieren, auf die sich der Autor bei seiner Arbeit gestützt hat und die er in<br />

Anmerkungen namhaft macht. Nur so ist es möglich, herauszufinden, wie weit<br />

Moltke seinen Vorlagen gefolgt ist und in welchem Maße er möglicherweise von<br />

ihnen abgewichen ist. Diese anspruchvolle Arbeit ist, soweit bekannt, bisher noch<br />

von niemandem unternommen worden. Auch in dem vorliegenden Beitrag kann<br />

diese Aufgabe nicht gelöst werden, und so besteht der Zweck dieses Beitrages<br />

nicht zuletzt darin, auf Moltkes halbvergessene Schrift hinzuweisen und zu ihrem<br />

vertiefenden Studium anzuregen.<br />

Wenden wir uns nun Moltkes Schrift von 1832 zu und versuchen, uns ihren<br />

Aufbau und die Grundzüge ihres Inhalts zu vergegenwärtigen (vgl. hierzu auch<br />

die Zitatenauswahl von Biewer 1990). Alle Zitate entstammen dem Originalwerk.<br />

Hinter der entsprechenden Seitenangabe wird nach einem Schrägstrich die Seite<br />

aus der Wiederveröffentlichung von 1892 angegeben, da diese leichter zugänglich<br />

ist als die Erstausgabe. Die bereits zitierte Angabe des Herausgebers, Moltkes<br />

Text sei nicht um „das Geringste“ gekürzt worden, trifft im übrigen nicht zu,<br />

wenn man es ganz genau nimmt. Vielfach sind die Schreibweise von Wörtern und<br />

die Interpunktion, bisweilen auch grammatische Formen geändert worden. Ein<br />

vollständiger Textvergleich ist allerdings nicht durchgeführt worden.<br />

Im ersten Teil gibt Moltke eine „Darstellung der innern Verhältnisse und des<br />

gesellschaftlichen Zustandes“, wie sie sich in der polnischen Adelsrepublik des 16.,<br />

des 17. und des 18. Jahrhunderts herausgebildet hatten. Die Vorgeschichte dieser<br />

Situation wird nur gelegentlich und nur kurz gestreift. Das Erkenntnisinteresse,<br />

das sämtlichen Ausführungen dieses ersten Teils zugrundeliegt, ist die Suche nach<br />

einer Antwort auf die Frage, worin die „Ursachen des endlichen Sturzes dieser<br />

Republik“ (S. 50/S. 113) bestanden haben. Bei dieser Suche richtet der Verfasser

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