Hans Spatzenegger - Lechner-Forschungsgesellschaft
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0749 Klaus Kern neu:Layout 1 06.08.2010 16:58 Uhr Seite 123<br />
stellen, und da hat man mir gesagt: Ja, die Bauern im Lungau, die<br />
werden also bei der Versammlung, die ich da im Grössing 4 in diesem<br />
Gasthaus da halten werde, die werden da protestieren. Also habe ich<br />
die führenden Leute vorher ins Extrazimmer geladen und habe ihnen<br />
dann die Frage gestellt: „Was habt ihr eigentlich gegen mich?“ Nicht<br />
wahr, ich habe ja das nie wollen. Wenn ich je geträumt hätte, Landeshauptmann<br />
zu werden, ich wäre es bestimmt nie geworden, zumal<br />
auch meine Grundsätze immer so waren, mich nie um ein politisches<br />
Amt zu bewerben und ich mit der Macht immer auf gewissem<br />
Fremdfuß, wenn nicht Kriegsfuß gestanden bin. Und da haben sie<br />
gesagt: „Das war unmöglich, dass da der Josef Rehrl so behandelt<br />
wird.“ Da sage ich: „Bitte, das müsst ihr denen sagen, die ihn so behandelt<br />
haben. Ich kenne ihn ja kaum und habe nie mit ihm diesbezüglich<br />
etwas zu tun gehabt.“ Weiters habe ich ihnen gesagt:<br />
„Schaut´s, Ihr seid´s ja alle von einem Hof. Wie ist es denn, wenn ihr<br />
keinen Erben habt, wenn kein männlicher Erbe da ist?“ „Da wird zugeheiratet.“<br />
„Ja seht`s, das ist auch mein Fall.“ Das ist ihnen dann<br />
eingegangen. Und oben im Saal da haben sie dann schon so in ihrer<br />
echt Lungauer Art, „Ja, sehr richtig! Jawohl!“ gerufen. Ich habe die<br />
Herzen ja sehr rasch gewonnen, wie ich überhaupt mehr eine Politik<br />
mehr des Herzens gemacht habe als der Intelligenz und des Verstandes;<br />
und das kommt halt beim einfachen Volk gut an, wenn man in<br />
seiner Sprache zu ihm redet.<br />
Sie haben von Ihrem Verhältnis zur Macht gesprochen. Man kennt<br />
Ihre Beziehung zu Reinhold Schneider. Würden Sie sagen, dass sich<br />
durch das Verständnis der Schriften von Reinhold Schneider auch<br />
Ihr Verhältnis zur Macht etwas relativiert hat?<br />
Klaus: Ich darf vielleicht so sagen: Mein Gott, in Wien war ich da in<br />
einer wirtschaftspolitischen Abteilung und zuerst Sekretär des Gewerkschaftsbundpräsidenten<br />
Johann Staud, also überhaupt keine besondere<br />
Karriere; ich wäre halt Abteilungsleiter geworden, allerdings<br />
in einer sehr guten Institution, die ja der berühmte Benedikt Kautsky<br />
geführt hat bis 1934. Noch einmal: Ich hatte überhaupt nie irgendwelche<br />
Ambitionen. Aber es stimmt, was Sie sagen. Mir hat da im<br />
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