Hans Spatzenegger - Lechner-Forschungsgesellschaft
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0749 Klaus Kern neu:Layout 1 06.08.2010 16:58 Uhr Seite 135<br />
Ich war vor den Kopf gestoßen, weil ich überhaupt die ganze Affäre<br />
nicht gekannt hatte, und habe mir dann berichten lassen von meiner<br />
Staatsbürgerschaftsabteilung, nun wie ist es denn eigentlich? Die<br />
haben mir dann berichtet, ja der Antrag, Brecht die österreichische<br />
Staatsbürgerschaft zu verleihen, ist von Salzburg aus noch unter Landeshauptmann<br />
Josef Rehrl ins Innenministerium gegangen, und das<br />
Innenministerium hat also völlig unabhängig davon, wer jetzt Landeshauptmann<br />
in Salzburg ist, positiv entschieden, und Canaval hat<br />
dann diese Philippika gegen mich geritten. Ich war da etwas erbost<br />
und bin dann in das Festspielkuratorium gegangen und habe gesagt: Ja<br />
bitte, was wird denn da gespielt? Herr von Einem, der ja mit Brecht<br />
befreundet war und ihn sehr gefördert hat und eben nach Salzburg<br />
bringen wollte, sozusagen als künftigen Spiritus Rector der Salzburger<br />
Festspiele, der hat sich in einer etwas – ich möchte sagen – etwas<br />
jugendlichen Art verteidigt und mich auch angegriffen, sodass ich ihm<br />
gesagt habe: „Sie, Herr von Einem, so können wir nicht weiter reden,<br />
entweder gehen Sie aus dem Sitzungssaal oder gehe ich.“ Also ich<br />
habe es eigentlich in einer, ich möchte sagen, humanen Art gemacht.<br />
Herr von Einem hat sich dann verabschiedet und dann hat das Restkuratorium<br />
nicht über meinen Antrag, über Antrag des freiheitlichen<br />
oder VdU Stadtrates Karl Schneider-MannsAu den Beschluss gefasst,<br />
von Einem aus dem Festspielkuratorium zu entfernen. Ich habe demnach<br />
nur indirekt Herrn von Einem aus dem Direktorium amoviert<br />
und nicht direkt. Das hat eigentlich der Herr Schneider-MannsAu angeregt,<br />
und es gab keine Gegenstimme, das muss ich auch noch<br />
sagen. Es waren ja Freunde von Einems im Kuratorium natürlich da,<br />
aber es war keine Gegenstimme, dass also der Herr von Einem gehen<br />
musste. Wir haben aber Herrn von Einem als Künstler nie „entlassen“.<br />
Es wurde sein „Dantons Tod“ aufgeführt, und ich glaube noch<br />
eine andere Oper, und er ist in Salzburg weiter aus und ein gegangen.<br />
Wir haben uns später auch versöhnt und ich war baff erstaunt, dass<br />
jetzt 14 Jahre nach meinem politischen Abgang der Herr von Einem<br />
durch die Lande zieht und sagt, ich habe es dem Salzburger Landeshauptmann<br />
damals „gegeben“ und ich bereue es nie und ich würde es<br />
heute wieder so machen und ähnliches Zeug.<br />
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