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18./19. Mai 2013 / Nr. 20 THEMA DER WOCHE<br />
Festgemeinschaft sei keine Gemeinschaft<br />
von Sternguckern oder Reliquiensammlern.<br />
Die Verehrung der<br />
Reliquie erinnere daran, dass Gott<br />
Mensch geworden und am Kreuz<br />
gestorben ist. Kritisch sieht der Kardinal,<br />
dass für Sinnfragen oft keine<br />
Zeit bleibt. Die Zahl derer, die über<br />
den Tod hinaus denken, schwinde.<br />
Die Frage nach dem „Wohin“ ließe<br />
sich aber nicht verdrängen.<br />
In seiner Predigt geht der Erzbischof<br />
auch auf die verfolgten Christen<br />
ein. „Was uns da gegenwärtig an<br />
Nachrichten erreicht, sind keine Erzählungen<br />
aus dem antiken Rom.“<br />
Man dürfe über das Unrecht, das<br />
gegenwärtig in Syrien, Nigeria, Pakistan<br />
und im Irak geschehe, nicht<br />
schweigen. „Christen sind heute<br />
weltweit die am meisten verfolgten<br />
Gläubigen“, stellt Woelki fest. Nach<br />
der Festpredigt ziehen die Besucher<br />
der Abendmesse wie jedes Jahr in<br />
einer Lichterprozession durch die<br />
Stadt.<br />
Hunger und Durst stillen<br />
Glaubensfeier und Volksfest – am<br />
Blutfreitag geht das Hand in Hand.<br />
Während in der Basilika ein Pilgeramt<br />
mit Predigt in besinnlicher<br />
Stille stattfindet, ist außerhalb der<br />
Kirche weithin das Spiel der zahlreichen<br />
Musikkapellen zu hören.<br />
Würstchenbuden stehen am Straßenrand,<br />
hungrige Pilger können<br />
hier ihren Durst und Hunger stillen.<br />
Über der ganzen Stadt liegt der<br />
Geruch von Pferden – kein Wunder<br />
bei etwa 2600 Vierbeinern. Der Prozessionsweg<br />
ist rund zehn Kilometer<br />
lang, er führt auch über angrenzende<br />
Felder. An vier Stellen sind Altäre<br />
aufgebaut. Ganz ungefährlich ist<br />
die Prozession nicht: Die Zuschauer<br />
stehen in nur geringer Entfernung<br />
zu den vorbeireitenden Pferden. An<br />
den meisten Stellen gibt es keine Absperrung.<br />
Für sechs Blutreiter endete<br />
die Wallfahrt im Krankenhaus. Fünf<br />
von ihnen stürzten vom Pferd, einer<br />
wurde von einem Huf getroffen.<br />
Gut vier Stunden sind vergangen,<br />
seit der Heilig-Blut-Reiter aus den<br />
Händen des Kardinals die Reliquie<br />
empfing. Viele Zuschauer und Pilger<br />
haben sich jetzt auf dem äußeren<br />
Klosterhof in direkter Nähe der Basilika<br />
versammelt. Auch einige der<br />
Blutreiter mit ihren Pferden haben<br />
den Ritt nun hinter sich. Kardinal<br />
Woelki und Bischof Fürst sowie einige<br />
Geistliche haben sich ebenfalls<br />
eingefunden.<br />
Wieder kündigt eine Glocke das<br />
Nahen des Heilig-Blut-Reiters an.<br />
Alle Blicke richten sich auf den Reiter,<br />
der noch einmal eine Runde um<br />
den Platz dreht und mit erhobener<br />
Hand die Kostbarkeit präsentiert.<br />
Dann überreicht er die Reliquie<br />
wieder dem Kardinal. Wenig später<br />
wird sie feierlich in die Basilika<br />
zurückgebracht. In dem Gotteshaus<br />
schließt sich ein Pontifikalamt an.<br />
Der Blutritt ist zu Ende.<br />
Christoph Klawitter<br />
Mehr zur Geschichte des Blutfreitags<br />
Der Heilig-Blut-Reiter mit der<br />
Reliquie des Blutes Christi. Ihm<br />
voraus geht ein Begleiter, der sein<br />
Herannahen mit einer Glocke<br />
ankündigt.