05.11.2013 Aufrufe

Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal

Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal

Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2. Feststellungen über die Ursachen und die Verantwortung<br />

für die Missstände<br />

a. Planung der <strong>Wiener</strong> Gesundheitsversorgung<br />

a.1 Fehlende Umsetzung der <strong>Wiener</strong> Psychiatriereform 1979<br />

Dezentralisierung: Vor 30 Jahren beschlossen – nur lückenhaft realisiert<br />

Die <strong>Wiener</strong> Psychiatriereform und der am 2.4.1979 einstimmig vom Gemeinderat beschlossene<br />

Zielplan für die psychiatrische und psychosoziale Versorgung in Wien stellten viel versprechende<br />

Entwicklungsschritte dar. Unter anderem sahen sie eine „Abkehr vom Prinzip der großen psychiatrischen<br />

Krankenhäuser“ (Zielplan 1979, S. 56) und eine Dezentralisierung der psychiatrischen<br />

Abteilungen in Schwerpunktkrankenhäuser der Stadt Wien vor. Die stationäre Versorgung solle<br />

künftig, so heißt es wörtlich „von insgesamt acht psychiatrischen Abteilungen übernommen werden,<br />

die zunächst alle im Krankenhaus Baumgartner Höhe, später teilweise dort, teilweise in<br />

allgemeinen Krankenhäusern lokalisiert sein müssten“ (Zielplan 1979, S. 56).<br />

Die bereits vor knapp 30 Jahren beschlossenen Dezentralisierungspläne wurden leider bis heute<br />

nur äußerst lückenhaft umgesetzt. Eine Abteilung übersiedelte ins Kaiser-Franz-Josef-Spital<br />

(1986) und eine andere Abteilung ins Donauspital SMZ-Ost (1996) (Vgl. Dr. Zeyringer, 29.5.08,<br />

S. 12). Laut der Zeugin Mag. a Sonja Wehsely, amtsführende Stadträtin für Gesundheit und Soziales<br />

(22.1.09, S. 8), ist nun eine Absiedelung der 3. Psychiatrischen Abteilung für den 17. bis<br />

19. Bezirk ins Wilhelminenspital, der 4. Psychiatrischen Abteilung für den 20. und 21. Bezirk ins<br />

Krankenhaus Nord (Baubeginn 2010), der 5. Psychiatrischen Abteilung für den 3. und 11. Bezirk<br />

in die Rudolfsstiftung, sowie der 6. Psychiatrischen Abteilung für den 12., 13. und 23. Bezirk ins<br />

Krankenhaus Hietzing geplant. Mit einem Abschluss der von der amtsführenden Stadträtin für<br />

Gesundheit und Soziales Mag. a Sonja Wehsely kommunizierten Absiedelungspläne ist jedoch<br />

vor 2015 nicht zu rechnen.<br />

<strong>Der</strong> Zeuge Prim. Univ.-Prof. DDr. Fischer (Vorstand der Psychiatrie im SMZ-Ost) bezeichnete<br />

die Dezentralisierung als „wesentlichste Maßnahme“, um die „Entstigmatisierung der Psychiatrievoran<br />

zu treiben“ (11.9.08, S. 25). Eine Einschätzung, mit der der Psychiatrie-Experte nicht allein<br />

ist. Die Tatsache, dass die vor knapp 30 Jahren beschlossenen Pläne noch nicht weiter gediehen<br />

sind, wurde von unterschiedlichen ZeugInnen/Sachverständigen der Untersuchungskommission<br />

kritisiert:<br />

OA Dr. Zeyringer, OWS, (29.5.08, S. 12) „Wir haben in Wien einen großen Vorsprung gehabt,<br />

den wir aber inzwischen verspielt haben.“<br />

Univ. Prof. Dr. Fischer (11.9.08, S. 25) Es sei „traurig (...)„dass die Dezentralisierung noch nicht<br />

weiter gediehen ist, oder vorangetrieben wurde“.<br />

Prim. Univ. Doz. Dr. Schöny, Leiter der Psychiatrie in der Landesnervenklinik Wagner-Jauregg<br />

(24.4.08, S. 21) „Was ich, ehrlich gesagt, nicht ganz verstehe, Wien hat den ersten Dezentralisie­<br />

26

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!