Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
iatriebetroffenen freistellen, welche Abteilung sie aufsuchen und ich glaube, das wäre ein sehr<br />
großer Gewinn gerade auch für die Beziehungsarbeit.“<br />
Fehlendes Problembewusstsein seitens des KAV<br />
Von der Leiterin der KAV-Stabsstelle strategische Planung/Qualitätsmanagement und Zeugin der<br />
Untersuchungskommission Charlotte Staudinger (12.11.08, S. 31) wird die schleppende Dezentralisierung<br />
der <strong>Wiener</strong> Psychiatrie als gegeben hingenommen, wie sie im Rahmen ihrer Aussage<br />
unterstreicht. Ein bezeichnendes Indiz für die jahrelange Verkennung von Versäumnissen: „Meine<br />
ganz persönliche Meinung ist, dass die PatientInnen, ob sie jetzt dezentral oder zentral im OWS<br />
versorgt sind, dass es wichtig ist, dass es für diese PatientInnen im Rahmen ihrer Erkrankung<br />
eine Versorgungsmöglichkeit gibt (...). Aber das steht für mich insofern nicht im Vordergrund, für<br />
mich steht im Vordergrund die PatientInnenversorgung (...)“.<br />
Angesichts der besonderen Bedeutung der Dezentralisierung für die Entstigmatisierung von<br />
PsychiatriepatientInnen ist die träge Herangehensweise der Mehrheitsfraktion, der StadträtInnen<br />
sowie der KAV-Führung an deren Realisierung klar zu kritisieren. Auch wenn vieles nicht von<br />
heute auf morgen umzusetzen ist, sind 30 Jahre Untätigkeit ein klares Versäumnis der Stadtregierung.<br />
FAZIT<br />
Die bereits im Jahr 1979 beschlossene Dezentralisierung der <strong>Wiener</strong> Psychiatrie wurde bis<br />
heute nur äußerst lückenhaft realisiert. <strong>Der</strong> große Reformvorsprung, den die Stadt Wien vorweisen<br />
konnte, ist längst verspielt. Neben der Absiedelung einer Psychiatrischen Abteilung<br />
des OWS ins Kaiser-Franz-Josef-Spital und einer Abteilung ins Donauspital SMZ Ost, ist vor<br />
dem Jahr 2015 mit keinen weiteren Fortschritten zu rechnen. Frühestens in diesem Jahr wird<br />
mit der Absiedelung weiterer Abteilungen des OWS ins SMZ Nord, das Wilhelminenspital,<br />
die Rudolfsstiftung sowie das Krankenhaus Hietzing begonnen werden können.<br />
Da die Bedeutung der Dezentralisierung für die Entstigmatisierung der Psychiatrie gar nicht<br />
hoch genug eingeschätzt werden kann, ist diese zähe Entwicklung als äußerst problematisch<br />
zu bewerten.<br />
28