Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
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Auch in diesem Bereich sind GD Dr. Marhold und Direktorin Dr. in Herbek, wie der Brief der Österreichischen<br />
Ärztekammer vom 18.12.2008 belegt, nicht über die reale Situation informiert. Zumindest<br />
Dr. in Kalousek scheint den Ernst der Lage erkannt zu haben: „dass, um das jetzt etwas<br />
salopp zu formulieren, der Facharztmarkt für Psychiatrie im Moment leergefegt ist. Das macht<br />
uns ganz große Sorge.“(26.9.08, S. 24)<br />
Herbek (20.11.08, S 19) „...., als dass wir im Rahmen unserer Reorganisation des ärztlichen<br />
Dienstes sechs zusätzliche Ausbildungsstellen bei der Ärztekammer beantragt haben. Wir haben<br />
gerade kürzlich das Aviso der <strong>Wiener</strong> Ärztekammer bekommen, dass diese demnächst anerkannt<br />
werden und wir schon uns auch dann umschauen können, KollegInnen für diese Ausbildungen<br />
zu gewinnen.“<br />
Marhold (8.01.09, S 5) „Es ist keine Frage, dass wir österreichweit einen FachärztInnenmangel<br />
in diesem Bereich bemerken, ..... Wir haben auch Anträge bei der <strong>Wiener</strong> Ärztekammer laufen,<br />
weil die ja der primäre Ansprechpartner ist<br />
Da wir schon der große Ausbildner sind und wie ich schon sagte, 26 Ausbildungsstellen alleine<br />
am Otto-Wagner-Spital haben, glaube ich, wird das eine sehr, sehr harte Bedarfsprüfung werden.<br />
Aber ich bin zuversichtlich, dass wir die beantragten sechs weiteren Ausbildungsstellen auch<br />
zuerkannt bekommen werden.“<br />
FAZIT<br />
Die Führungsebene im OWS und das KAV-Management hat über Jahre ihre Verantwortlichkeit<br />
im Rahmen der Organisation nicht wahr genommen. Die Kollegiale Führung konnte<br />
weder berichten, dass sie massiv und konsequent mehr Ressourcen eingefordert hatte,<br />
noch konnten GD Marhold oder Direktorin Herbek darauf verweisen, in den Jahren vor der<br />
Untersuchungskommission auf die gravierenden personellen und infrastrukturellen Defizite<br />
durch eine entsprechende Anhebung des Budget und mit der Besetzung mit zusätzlichem<br />
Personal reagiert zu haben. Das Risiko von Schäden für die PatientInnen und Personal wurde<br />
wissentlich in Kauf genommen.<br />
Das Führungssystem im Magistrat und KAV ist gekennzeichnet durch eine ergebnislose Zersplitterung<br />
von Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Dieses Faktum trug dazu bei, dass<br />
Schäden an PatientInnen und Personal sowie die Aufklärung des Auftretens von unklaren<br />
Todesfällen „im Sande verlief“ und zu keinen Struktur- und Organisationsveränderungen im<br />
OWS führten.<br />
Die vom Kontrollamt in einem aktuellen Bericht massiv kritisierte Unternehmungsführung<br />
des KAV hatte enorme Auswirkungen auf das Leistungsangebot und die Qualität der psychiatrischen<br />
Versorgung in Wien. Die personelle Mangelsituation im OWS ist für das Personal<br />
und die PatientInnen gravierend. In den letzten 2,5 Jahren haben 20 FachärztInnen das<br />
OWS verlassen. Eine große Anzahl von FachärztInnen-Stellen sind derzeit nicht bzw. mit<br />
TurnusärztInnen besetzt. Die Kompensation des Personalmangels mit allen negativen Folgen<br />
für die PatientInnen und das Personal (Nichtbesetzbarkeit von Dienstlisten, mangelnde<br />
Tagespräsenz, Minderung der Ausbildungsqualität, vermehrte Erschöpfung und Burn out,<br />
häufige Krankenstände etc.) lag ausschließlich bei den am Bett tätigen ÄrztInnen des Psychiatrischen<br />
Zentrums.<br />
Bis zum heutigen Tag besteht für das Personal des Psychiatrischen Zentrums ein erhöhtes<br />
Risiko der Übernahmefahrlässigkeit.<br />
Es zeugt von völligem Führungsversagen der ärztlichen Direktorin und des KAV-Manage-<br />
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