Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
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FAZIT<br />
Stadträtin Brauner, Stadträtin Wehsely und Bürgermeister Häupl sind für den jahrzehntelangen<br />
Stillstand in der <strong>Wiener</strong> Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie, genauso wie<br />
ihre VorgängerInnen politisch verantwortlich zu machen.<br />
Sie haben zu verantworten, dass die „Psychiatriereform“ von 1979 nach den ersten ambitionierten<br />
Schritten schnell zum Erliegen kam und innerhalb von 30 Jahren die vereinbarten<br />
Ziele nicht erreicht wurden.<br />
Nach dem ersten großen Schub:<br />
• massiver Bettenabbau am ehemaligen „Steinhof“<br />
• Errichtung von zwei psychiatrischen Abteilungen in Schwerpunktkrankenhäusern<br />
• Gründung des Psycho-Sozialen-Dienstes Wien (PSD)<br />
• Ausbau von ambulanten und teilstationären Einrichtungen zur Betreuung von psychiatrischen<br />
PatientInnen<br />
haben es sich die verantwortlichen Regierungsmitglieder und die Führungskräfte in den einzelnen<br />
Institutionen auf dem Begonnenen gemütlich eingerichtet. Das Thema Psychiatrie<br />
im Sinne von zeitgemäßer Weiterentwicklung der Versorgung und der einzelnen Einrichtungen<br />
stand bis zum Einsetzen der Untersuchungskommission nicht mehr auf der politischen<br />
Agenda.<br />
Obwohl die jeweiligen StadträtInnen für Gesundheit über die großen Mängel in der <strong>Wiener</strong><br />
Erwachsenen-, Kinder- und Jugendpsychiatrie regelmäßig unterrichtet wurden, haben sie<br />
ihre politische Verantwortung nicht wahr genommen: „im Rahmen der Diskussion rund um<br />
die Psychiatrie sind wir im laufenden Dialog mit dem Stadtratbüro auch mit Frau Stadträtin<br />
Wehsely, sie kennt die Rahmenbedingungen, mit denen die Psychiatrie arbeitet....., dass wir<br />
die zuständige Stadträtin informieren über die Maßnahmen, die wir treffen, die wir im Rahmen<br />
unseres Budgets treffen und für die wir auch verantwortlich sind.“ (Herbek, 20.11.08,<br />
S. 36)<br />
Die im Bericht dargestellten Missstände im Psychiatrischen Zentrum und in der Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie konnten nur auf einem umfassenden und massiven Ressourcenmangel<br />
gedeihen. Die Basis dafür ist jahrzehntelange politische Ignoranz, gepaart mit einem tiefgehenden<br />
Versagen der Führungsebene im KAV.<br />
Heute ist die „Zwei-Klassen-Psychiatrie“ in Wien Realität. Qualitativ sehr unterschiedliche<br />
Versorgungs- und Sicherheitsstandards zwischen dem Psychiatrischen Zentrum im OWS<br />
auf der einen und den Psychiatrischen Abteilungen im AKH Wien, im Kaiser-Franz-Josef-<br />
Spital und SMZ-Ost auf der anderen Seite, bestimmen den Alltag der PatientInnen und des<br />
Personals. Im Laufe der Untersuchungskommission hat sich gezeigt, dass das Psychiatrische<br />
Zentrum im OWS grundlegende Anforderungen für eine sichere und qualitativ gute<br />
Versorgung und Betreuung der PatientInnen seit Jahrzehnten – mit dem Wissen der verantwortlichen<br />
PolitikerInnen - nicht erfüllt.<br />
Es wird großer finanzieller, konzeptioneller und struktureller Anstrengungen bedürfen, auf<br />
allen Psychiatrischen Abteilungen in Wien eine moderne und qualitativ hoch stehende Versorgung<br />
zu bieten und damit das politische Versagen der Mehrheitsfraktion in den letzten<br />
Jahrzehnten zu beheben .<br />
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