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Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal

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MitarbeiterInnen: Kritische Stimmen werden mundtot gemacht<br />

„Wer in einem Heuhaufen sitzt, soll nicht zündeln, weil er sonst in Rauch aufgeht!“<br />

Zitierte Aussage der Pflegedirektorin des OWS Angela Schütz im Rahmen einer Sitzung der<br />

Kollegialen Führung im Jänner 2008 demonstriert, wie mit Kritik von MitarbeiterInnen am OWS<br />

umgegangen wird. Versuche der Ärzteschaft, strukturelle Mängel am Psychiatrischen Zentrum<br />

- OWS transparent zu machen, wurden von der Führungsebene im Keim erstickt und dem medizinischen<br />

Personal Konsequenzen angedroht, falls es sich öffentlich über Missstände äußere.<br />

Laut eigener Aussage ist die Pflegedirektorin bekannt für ihre manchmal etwas „deftigere“ Wortwahl.<br />

Dass dieser Sager in Anbetracht seiner historischen Dimension gerade am ehemaligen<br />

Steinhof besonders unangebracht ist, war Angela Schütz ebenso wenig bewusst, wie die Tatsache,<br />

dass MitarbeiterInnen sich davon bedroht fühlen könnten. Warum sie zitierten Sager einsetzte,<br />

begründet sie wie folgt:<br />

Schütz (am 26.9.08, S. 5): „Wir haben uns sehr bemüht darum zu werben, die MitarbeiterInnen<br />

dazu zu bewegen, ihre Probleme, die sie haben, mit uns zu besprechen und damit nicht in die<br />

Öffentlichkeit zu gehen, wo man dann sehr schwer die Auswirkung beeinflussen kann, als derjenige,<br />

der es getan hat.“<br />

Schütz (am 26.9.08, S. 6): „Meines Wissens, und ich wüsste gar nicht warum es das geben soll,<br />

hat es keine Androhungen von Konsequenzen gegeben. Wir haben lediglich, wie wir es auch<br />

sonst tun, versucht die MitarbeiterInnen ins Boot zu holen. Das war unser Anliegen und das haben<br />

wir so getan.“<br />

Die Mittelbauvertreterin Jutta Leth, selbst Teilnehmerin an der Sitzung der kollegialen Führung,<br />

bei der die Aussage fiel, schildert die unangenehmen Gefühle, die die Veranstaltung bei ihr auslöste:<br />

Leth (17.7.08, S. 23): „Ich war auch bei dieser Sitzung vorgeladen. Das war ja eine Sitzung, die<br />

also irgendwie ganz kurzfristig einberufen wurde. (...) Unserem Eindruck nach wurden dann die<br />

Hauptverdächtigen vorgeladen. War unangenehm. Sehr unangenehm. Dr. Zeyringer, Dr. Ortner,<br />

ich, der Dr. Köhler. Uns wurde auch nicht vorher gesagt, was das für eine Art von Sitzung ist. Es<br />

war nur, wir müssen dort hin. Ich bin mit meinem Chef hingegangen.“<br />

FAZIT<br />

Das Beschwerdemanagement ist dem KAV kein besonderes Anliegen, wie u.a. seine Reaktion<br />

auf einen Beschwerdebrief von PatientInnen des Psychiatrischen Zentrums - OWS am<br />

21.07.08 aufzeigte. Nicht nur wurden sämtliche Vorwürfe vom KAV in Bausch und Bogen<br />

dementiert, der Brief wurde außerdem als anonym hingestellt, obwohl ihn zahlreiche PatientInnen<br />

unterschrieben hatten. Dies zeigt, welch geringen Stellenwert der <strong>Wiener</strong> Krankenanstaltenverbund<br />

der Kritik von Betroffenen beimisst<br />

Da das Psychiatrische Zentrum - OWS schon seit Jahren mit PatientInnenkritik wie dieser<br />

konfrontiert ist, wollte die Opposition im Rahmen der Psychiatrie-Untersuchungskommission<br />

die Beschwerden der letzten Jahre einsehen. <strong>Der</strong> Beweisantrag wurde jedoch von der Mehrheitsfraktion<br />

- genauso wie die Anhörung von PatientInnen sowie Angehörigen - verhindert.<br />

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