Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
„Adäquate Essensversorgung“<br />
„Adäquate hygienische<br />
Zustände“<br />
Bericht eines Angehörigen (Patient sediert im Netzbett)<br />
laut Pressekonferenz der ÖVP am 30.5.08:<br />
Pfleger: „Nahrung ist für ihn (Patient) nicht vorgesehen.“<br />
Angehöriger: „Bekommt er denn eine künstliche Ernährung“?<br />
Pfleger: „Nein, die bekommt er auch nicht, aber das ist ja<br />
nicht so schlimm. Das passt schon so.“<br />
Angehöriger: „Wir sind oft vor dem versperrten (Netz-)bett<br />
gestanden, haben nur wie bei einem Affenkäfig durchgreifen<br />
können...“<br />
Angehöriger: „Nebenan ist ein junger Patient (vielleicht<br />
22) gewesen, und der ist nackt, an Händen und Füßen<br />
fixiert, im Bett gelegen. (...) Irgendwann ist er zu sich gekommen<br />
und hat um Wasser gebeten, weil er Durst hatte.“<br />
Anm.: es hat Stunden gedauert, bis er etwas zu trinken<br />
bekam.<br />
Bericht eines Angehörigen laut Pressekonferenz der<br />
ÖVP am 30.5.08<br />
„ Die Körperpflege. Er wurde nur drei mal – zum Beispiel<br />
was das Rasieren betrifft – nur dreimal rasiert. Und jedes<br />
Mal dann kurz bevor der Richter gekommen ist und die<br />
Verfügung wieder unterschrieben hat, dass er weiterhin<br />
dort bleiben darf in der Anstalt gegen seinen Willen. Ansonsten<br />
ist er wirklich schmutzfadel-dreckig drinnen gelegen<br />
im Bett. Einmal in Windelhosen, einmal nicht und ich<br />
weiß nicht wie ich das ausdrücken soll. Also er war übersät<br />
mit Exkrementen. (...) Er war in der Zwischenzeit dadurch,<br />
dass er sich einen Katheder einmal selbst gezogen hat<br />
sehr wund, blutig und das hat sich natürlich auch vermischt<br />
(...)“<br />
„Behebung baulicher Mängel“ MitarbeiterInnen, PatientInnen und Angehörige zeichnen<br />
ein kritisches Bild von der baulichen Ausstattung der zum<br />
Teil stark sanierungsbedürftigen Pavillons (Details siehe<br />
Kapitel Bauliche und infrastrukturelle Gegebenheiten).<br />
Manche PatientInnen finden keinen Ort der Ruhe und des<br />
Rückzugs, weil sie in vier oder Sechsbettzimmern untergebracht<br />
sind, einige davon noch dazu in Durchgangszimmern.<br />
Wer duschen will, findet abgenutzte Sanitärräume<br />
vor. Die Badezimmer müssen von Männern und Frauen<br />
gemeinsam benützt werden. Fenster und Türen sind<br />
morsch und schlecht zu schließen. Kaputte Möbel wurden<br />
nicht ausgetauscht, obwohl sie ein Verletzungsrisiko bedeuten.<br />
56