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Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal

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Man will das eigene Versagen nicht wahrhaben. PatientInnen, Angehörigen und dem Personal<br />

wird einfach der Mund verboten. Die Ablehnung der Ladung der Leiterin der Stabsstelle<br />

für Qualitäts- und Beschwerdemanagement im Otto-Wagner-Spital zeigt, eindeutig, wie wenig<br />

der Mehrheitsfraktion an einer seriösen Aufklärung der Missstände gelegen ist.<br />

g. Untersuchung unklarer Todesfälle<br />

Im Januar 2003 schlug die Gerichtsmedizin Alarm: Im Psychiatrischen Zentrum - OWS war laut<br />

einem Gutachten von Univ.-Prof. Dr. Georg Bauer, dem ehemaligen provisorischen Vorstand des<br />

Instituts für Gerichtliche Medizin (1989 bis 2003), eine Häufung von Todesfällen (5-6 Verstorbene)<br />

aufgefallen. Im KAV war diese Entwicklung unbemerkt geblieben. <strong>Der</strong> Krankenanstaltenverbund<br />

musste eingestehen, dass Akten teilweise unauffindbar waren und entscheidende Aktenteile<br />

gänzlich fehlten. Die jeweils zuständigen Stadträtinnen Dr. in Elisabeth Pittermann und in Folge<br />

Mag. a Renate Brauner verabsäumten, in den Gremien des Gemeinderats über die Ergebnisse<br />

der spitalsinternen Kontrollen und der Ermittlungen zu berichten.<br />

Die Ladung von Dr. Bauer als Zeugen in die Untersuchungskommission wurde vonseiten der<br />

Mehrheitsfraktion abgelehnt. Als Begründung wurde angeführt, dass es nicht die Aufgabe der<br />

Untersuchungskommission sei, Todesfälle im OWS zu klären. Dies wäre Aufgabe der Kriminalpolizei<br />

bzw. der Staatsanwaltschaft. In der Begründung wurde auf die beschlossene Ladung des<br />

ärztlichen Direktors, Univ.-Prof. Dr. Gabriel, verwiesen, der zu diesen Fällen ebenfalls Stellung<br />

nehmen könne weiters, dass vom ehemaligen provisorischen Vorstand des Instituts für Gerichtliche<br />

Medizin keinerlei Antworten zu erwarten seien, was die Personalsituation betrifft und auch<br />

keine Auskünfte über den intra- und extramuralen Bereich. (Vgl. Untersuchungskommission am<br />

30.4.08, S. 36f)<br />

Ständig mit einem Fuß im Kriminal?<br />

Todesfälle im Zuge von Fixierung im Netzbett<br />

Kurz vor dem Beginn der Untersuchungskommission, im Februar 2008, berichteten Medien (vgl.<br />

profil vom 17.2.08) über gerichtliche Erhebungen im Kontext von Todesfällen im Psychiatrischen<br />

Zentrum - OWS. In der Anfragebeantwortung zur Dringlichen Anfrage im <strong>Wiener</strong> Gemeinderat<br />

zum <strong>Psychiatrieskandal</strong> (24.1.08) hatte Stadträtin Sonja Wehsely in Abrede gestellt, dass es im<br />

Zusammenhang mit Fixierungen zu Todesfällen gekommen war. Die Faktenlage widerlegt diese<br />

Behauptung klar:<br />

Gegen zwei am OWS beschäftigte MedizinerInnen wurde seitens der Staatsanwaltschaft ein<br />

Strafantrag wegen fahrlässiger Tötung gestellt. <strong>Der</strong> untersuchte Vorfall liegt mehr als zwei Jahre<br />

zurück. Ein Patient, der an psychotischen Schüben litt, wurde im Zuge der Behandlung mittels<br />

Gurten und Medikamenten im Netzbett ruhig gestellt, und verstarb unbeaufsichtigt. Die MedizinerInnen<br />

gaben an, den Zustand des Mannes jede Stunde kontrolliert zu haben, doch dieser sei<br />

kurz darauf verstorben.<br />

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