Minderheitsbericht U-Kommission - Der Wiener Psychiatrieskandal
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negiert den nicht gedeckten Informationsbedarf von MitarbeiterInnen ganz grundsätzlich. Aulehla<br />
(11.9.08, S. 42): „Es gibt deshalb derzeit jetzt nichts Konkretes, weil es eine Fülle von Vorschriften<br />
gibt, die jedem MitarbeiterIn bekannt sind, welche Meldepflichten einem treffen und welche Stellen<br />
in Anspruch genommen werden können, wenn man Hilfe braucht.“<br />
FAZIT:<br />
Eine Reihe von öffentlich bekannt gewordenen Zwischenfällen im Psychiatrischen Zentrum,<br />
bei denen es zu schweren Schädigungen von PatientInnen z.T. mit Todesfolge kam, führte<br />
zur Einsetzung dieser Untersuchungskomission.<br />
Im Laufe der Sitzungen zeigte sich, dass die Sicherheitsmängel im OWS für tief sedierte und<br />
fixierte bzw. im Netzbett untergebrachte PatientInnen vielseitig sind. Die Personalnot und<br />
die damit einhergehenden Folgen von körperlicher und psychischer Überlastung erhöhen<br />
das Risiko für die PatientInnen erheblich. Die Notfallversorgung ist trotz punktueller Verbesserung<br />
immer noch nicht suffizient. Die mangelhafte Infrastruktur (keine generelle Videoüberwachung,<br />
wenige versperrbare Zimmer, z.T. baufällige Pavillons, Zimmer, die weit vom<br />
Stützpunkt entfernt liegen) erschweren eine sichere Versorgung der PatientInnen massiv.<br />
Erst durch die öffentliche Diskussion zu den mangelnden Standards im Psychiatrischen Zentrum<br />
wurde mit der Einrichtung von Überwachungszimmern in Stützpunktnähe begonnen.<br />
Die Sicherheitsvorkehrungen für MitarbeiterInnen am Psychiatrischen Zentrum - OWS sind<br />
zu schwach – dies bestätigten zahlreiche Aussagen in der Untersuchungskommission. ZeugInnen<br />
berichteten über eine erhebliche Zunahme von PatientInnengewalt, außerdem hätten<br />
vor allem schwere Verletzungen in den letzten Jahren zugenommen. Trotzdem waren MitarbeiterInnen<br />
bei gewalttätigen Übergriffen seitens der PatientInnen bis 2008 völlig auf sich<br />
allein gestellt. Erst starker öffentlicher Druck in Folge einer Messerattacke eines Patienten<br />
auf eine Ärztin und zwei Pfleger, führte 2008 zum Einsatz eines privaten Security-Dienstes<br />
sowie zur von der Personalvertretung jahrelang geforderten Aufstockung des Personals.<br />
Eine adäquate rechtliche Unterstützung für betroffene MitarbeiterInnen durch die Gemeinde<br />
Wien fehlt bis heute.<br />
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