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Eiskeller und Eiswerke in Berlin und Brandenburg. Band 1 ...

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Die Norddeutschen <strong>Eiswerke</strong> handelten zunächst<br />

mit Natureis (S. 26). In den <strong>Eiswerke</strong>n <strong>in</strong> Plötzensee<br />

<strong>und</strong> Rummelsburg befanden sich zusätzlich kle<strong>in</strong>e<br />

Kunsteisfabriken. Auf e<strong>in</strong>em 1893 erworbenen<br />

Gr<strong>und</strong>stück an der Spree <strong>in</strong> der Köpenicker Straße<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Mitte wurde 1896 e<strong>in</strong> Kühlhaus <strong>in</strong> Betrieb<br />

genommen. Es war 43 Meter lang, 34 Meter breit<br />

<strong>und</strong> hatte e<strong>in</strong>schließlich Keller sechs Stockwerke.<br />

Im danebenliegenden Masch<strong>in</strong>enraum befanden<br />

sich neben den Kältemasch<strong>in</strong>en auch drei<br />

Eisgeneratoren. Die Masch<strong>in</strong>en wurden von der<br />

Halleschen Masch<strong>in</strong>enfabrik <strong>und</strong> Eisengießerei aus<br />

Halle (Saale). gebaut. 1914 wurde auf diesem<br />

Gr<strong>und</strong>stück e<strong>in</strong>e moderne Eisfabrik errichtet. Die<br />

Masch<strong>in</strong>en wurde wieder derselben Fabrik geliefert.<br />

Dazu gehörten Eisgeneratoren, die auf zwei Etagen<br />

standen, sowie die Kältemasch<strong>in</strong>enanlage,<br />

bestehend aus fünf Ammoniakkompressoren. In<br />

dem Buch Die Luisenstadt. E<strong>in</strong> Heimatbuch von<br />

1927 wird berichtet: „In den Jahren 1913/14 folgt<br />

dann e<strong>in</strong>e der modernen Kältetechnik<br />

entsprechende Kunsteisfabrik. Später wurde das<br />

Kühlhaus erweitert <strong>und</strong> modern e<strong>in</strong>gerichtet. Die<br />

Kühlhäuser haben e<strong>in</strong>en vermietbaren<br />

Flächenraum von r<strong>und</strong> 7000 Quadratmetern. In der<br />

Eisfabrik können täglich bis 7000 Zentner Kunsteis<br />

hergestellt werden. In dem Betriebe werden 80–100<br />

Arbeiter beschäftigt.“<br />

Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die Fabrik<br />

enteignet <strong>und</strong> gehörte zu DDR-Zeiten zum VEB<br />

Kühlbetrieb Berl<strong>in</strong>. Erst 1991 wurde vom letzten<br />

Betreiber, der Berl<strong>in</strong>er Kühlhaus GmbH, die<br />

Eiserzeugung e<strong>in</strong>gestellt, vier Jahre später auch der<br />

Kühlhausbetrieb. Seitdem stehen die <strong>in</strong>zwischen<br />

denkmalgeschützten Gebäude leer. Die Kühlhäuser<br />

wurden nach Aufhebung des Denkmalschutzes 2011<br />

abgerissen. Das Gebäude der Eisfabrik soll wieder<br />

restauriert werden.<br />

Über die weitere Geschichte der Norddeutschen<br />

<strong>Eiswerke</strong> AG im Westteil Berl<strong>in</strong>s ist nichts bekannt.<br />

Im Branchenfernsprechbuch s<strong>in</strong>d sie unter <strong>Eiswerke</strong><br />

<strong>und</strong> Eishandlungen nicht aufgeführt. Auf der<br />

Webseite der Initiative zum Erhalt der Eisfabrik<br />

Berl<strong>in</strong>-Mitte f<strong>in</strong>det sich der H<strong>in</strong>weis, dass „1977<br />

der Firmensitz nach Hamburg verlegt <strong>und</strong> die<br />

Firma 1986 aufgelöst <strong>und</strong> von Amts wegen gelöscht<br />

worden ist“.<br />

Die Eisfabrik Hermann E. Mudrack befand sich <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf zwischen der Stargardtstraße<br />

<strong>und</strong> der Thaterstraße. Die Zeitschrift Kälte-<br />

Industrie berichtet 1931: „Im Jahre 1911, vor also<br />

20 Jahren, stellten die Mudrackschen <strong>Eiswerke</strong><br />

durch die Initiative des Herrn Wilhelm Rohrbeck<br />

die Natureisgew<strong>in</strong>nung e<strong>in</strong> <strong>und</strong> eröffneten die nach<br />

Rohrbecks Plänen <strong>und</strong> unter se<strong>in</strong>er Leitung erbaute<br />

heutige Eisfabrik für etwa 3500 Zentner Kunsteis<br />

Tagesleistung, die im Jahre 1924 auf etwa 6000<br />

Zentner erweitert wurde. Gleichzeitig gliederte<br />

Herr W. Rohrbeck e<strong>in</strong> Kühlhaus von etwa 2500<br />

Quadratmeter Bodenfläche se<strong>in</strong>er Eisfabrik an. […]<br />

Die Gesamtleistung der 9 Kompressoren beträgt<br />

etwa 2 Millionen Kalorien stündlich. Die<br />

Gesamtleistung der Kraftmasch<strong>in</strong>en beträgt etwa<br />

1.220 PS. Drei Kessel von je 100 Quadratmeter<br />

Heizfläche beschaffen den Dampf für den Antrieb<br />

der Kompressoren <strong>und</strong> das Destillat, aus dem das<br />

keimfreie Kristalleis hergestellt wird. Besonders<br />

bemerkenswert ist die verzweigte Brunnenanlage;<br />

aus sieben e<strong>in</strong>zelnen Brunnen fördern die vertikalen<br />

Turb<strong>in</strong>enpumpen <strong>in</strong>sgesamt etwa 500 Kubikmeter<br />

Wasser stündlich bei e<strong>in</strong>er manometrischen<br />

Förderhöhe von 50 Meter. Das Eis wird <strong>in</strong> drei<br />

Eisgeneratoren ausgefroren, die je 40 Zellen à<br />

Kilogramm <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reihe fassen. An der 45 Meter<br />

langen Laderampe können 20 Fuhrwerke<br />

gleichzeitig beladen werden. Das Eislager faßt etwa<br />

60.000 Zentner, so daß auch für lebhafteste<br />

Nachfrage <strong>in</strong> heißer Jahreszeit e<strong>in</strong>e genügende<br />

Deckung vorhanden ist.“ Über die weitere<br />

Geschichte ist nichts bekannt. Der letzte E<strong>in</strong>trag <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em West-Berl<strong>in</strong>er Telefonbuch bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong><br />

der Ausgabe 1972/73. Alle Gebäude wurden<br />

abgerissen.<br />

Die <strong>Eiswerke</strong> Thater <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Re<strong>in</strong>ickendorf<br />

errichteten auf ihrem Gelände e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Eisfabrik.<br />

Wann genau die Eisfabrik stillgelegt wurde, ist nicht<br />

bekannt. Aus dem Jahr 1940 stammt der letzte<br />

E<strong>in</strong>trag im Adressbuch. 1955 s<strong>in</strong>d die Lagerschuppen<br />

<strong>und</strong> die ehemalige Eisfabrik noch<br />

vorhanden; auf dem Gelände der Eisteiche bef<strong>in</strong>den<br />

sich bereits die ersten Kle<strong>in</strong>gärten. Derzeit nutzt<br />

e<strong>in</strong>e Baufirma das verbleibende Gelände <strong>und</strong> das<br />

erhaltene Masch<strong>in</strong>enhaus (Abb. 47), die Eisschuppen<br />

s<strong>in</strong>d bis auf wenige Mauerreste e<strong>in</strong>er<br />

Außenwand abgerissen.<br />

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