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Eiskeller und Eiswerke in Berlin und Brandenburg. Band 1 ...

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Selbst für den preußisch-königlichen Hof wurde <strong>in</strong><br />

der unmittelbaren Umgebung des Schlosses<br />

Sanssouci an drei Stellen We<strong>in</strong> angebaut.<br />

Weltberühmt s<strong>in</strong>d die We<strong>in</strong>berg-Terrassen direkt<br />

unterhalb des Schlosses Sanssouci. Daneben gab es<br />

e<strong>in</strong>en We<strong>in</strong>berg am Südhang des W<strong>in</strong>zerberges, der<br />

wenige H<strong>und</strong>ert Meter weiter östlich liegt. Dort<br />

wurde e<strong>in</strong>e Terrassenanlage errichtet, die seit 1763<br />

zum We<strong>in</strong>anbau genutzt wurde. Die Ru<strong>in</strong>e wird seit<br />

2005 vom Vere<strong>in</strong> Fre<strong>und</strong>e des W<strong>in</strong>zerberges<br />

renoviert. Schließlich wurden 1769 die königlichen<br />

Nutzgärten auf dem Klausberg zum Anbau von<br />

Obst <strong>und</strong> Gemüse für die königliche Tafel angelegt.<br />

Auch hier soll We<strong>in</strong> angebaut worden se<strong>in</strong>.<br />

Es gibt neben den Straßennamen auch noch andere<br />

Überreste des We<strong>in</strong>anbaues: die Lagerkeller. Diese<br />

wurden zur Lagerung von Obst, Gemüse oder<br />

Geräten genutzt. Die Stadt Schlieben liegt im<br />

Süden <strong>Brandenburg</strong>s, nahe der Grenze zu Sachsen<br />

<strong>und</strong> Sachsen-Anhalt, etwa 120 Kilometer südlich<br />

von Berl<strong>in</strong>. Schlieben erhielt 1606 das Stadtrecht,<br />

schon im 11./12. Jahrh<strong>und</strong>ert legten Zisterziensermönche<br />

aus dem nahegelegenen Kloster Doberlug<br />

die ersten We<strong>in</strong>gärten an. Zu beiden Seiten der<br />

Kellerstraße bef<strong>in</strong>den sich 35 Lagerkeller, die zum<br />

großen Teil zwischen 1510 <strong>und</strong> 1542 erbaut<br />

wurden. Die Keller, alle <strong>in</strong> den sogenannten Langen<br />

Berg am Fuße des We<strong>in</strong>berges gegraben, stehen<br />

unter Denkmalschutz. Sie haben e<strong>in</strong> großes<br />

ste<strong>in</strong>ernes Portal zur Straße, an das sich meist e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>er Vorraum anschließt, von dem e<strong>in</strong>e<br />

Kellertreppe bzw. e<strong>in</strong> Gang zum Lagerraum führt.<br />

Die Lagerräume s<strong>in</strong>d als Tonnengewölbe<br />

ausgeführt, von denen der längste über 30 Meter<br />

lang ist. E<strong>in</strong> Teil der Gewölbe ist <strong>in</strong> Privatbesitz,<br />

steht aber überwiegend leer. E<strong>in</strong>ige We<strong>in</strong>keller<br />

können beim Kellerstraßenfest im Oktober<br />

besichtigt werden. Standesgemäß f<strong>in</strong>det dann auch<br />

e<strong>in</strong>e Verkostung des Schliebener We<strong>in</strong>es statt.<br />

Baruth/Mark liegt etwa 55 Kilometer südlich von<br />

Berl<strong>in</strong>. Es wurde erstmals 1234 urk<strong>und</strong>lich erwähnt<br />

<strong>und</strong> besitzt seit 1616 Stadtrechte. Mit dem<br />

We<strong>in</strong>anbau wurde vermutlich schon vor dem<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>ert begonnen. Unterhalb des<br />

Mühlenberges bef<strong>in</strong>den sich m<strong>in</strong>destens 15<br />

Erdkeller. Hiervon wurden bisher nur die drei<br />

Keller südlich des Friedhofes restauriert.<br />

E<strong>in</strong>ige Keller, die auf Privatgr<strong>und</strong>stücken stehen,<br />

ersche<strong>in</strong>en von außen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em relativ guten<br />

Zustand, andere im Wald s<strong>in</strong>d teilweise verfallen<br />

oder akut e<strong>in</strong>sturzgefährdet. Über die Baugeschichte<br />

<strong>und</strong> das Alter gibt es kaum Informationen. Der<br />

heute <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> <strong>Brandenburg</strong> betriebene<br />

We<strong>in</strong>anbau wurde erst Ende des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

wieder aufgenommen. In Berl<strong>in</strong> wird unter anderem<br />

am Kreuzberg <strong>und</strong> am alten Wasserbehälter <strong>in</strong><br />

Prenzlauer Berg We<strong>in</strong> angebaut, <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> <strong>in</strong><br />

Schlieben (Landkreis Elbe-Elster) <strong>und</strong> <strong>in</strong> Werder<br />

(Landkreis Potsdam-Mittelmark). Die Stadt Baruth/<br />

Mark (Landkreis Teltow-Fläm<strong>in</strong>g) hat 2007 den<br />

We<strong>in</strong>anbau auf dem Mühlenberg rekultiviert.<br />

Die Lagerung von Petroleum erforderte wegen<br />

dessen Feuergefährlichkeit erhöhte Sicherheitsanforderungen.<br />

Die Lagerräume müssen feuersicher<br />

se<strong>in</strong>, <strong>und</strong> die Statik darf im Brandfall nicht<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt werden. Die Anwendung e<strong>in</strong>er Holzoder<br />

Eisenkonstruktionen war daher zu vermeiden.<br />

Weiterh<strong>in</strong> war das Gebäude so zu konstruieren, dass<br />

auslaufendes Petroleum im Gebäude aufgefangen<br />

wird. Im Zentralblatt der Bauverwaltung wird 1881<br />

über Petroleum-Keller berichtet, die auf Stationen<br />

der Halle–Sorau–Gubener <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong>–Dresdener<br />

Bahn ausgeführt wurden (siehe Abb. 61): „Die<br />

Baulichkeit stellt e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>faches, zum Theil unter<br />

Terra<strong>in</strong>höhe liegendes <strong>und</strong> außer die Schildmauern<br />

noch durch 2 Gurtbögen verstärktes, im oberen<br />

Theil nur ½ Ste<strong>in</strong> starkes, halbkreisförmiges<br />

Tonnengewölbe dar, welches mit e<strong>in</strong>er<br />

Zementschicht abgedeckt ist. Das Sohlenpflaster<br />

aus Mauerste<strong>in</strong>en ist allseitig nach e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> der<br />

Mitte des Raumes angeordneten, mit e<strong>in</strong>em eisernen<br />

Gitter abgedeckten Senkgrube h<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>em<br />

Gefälle versehen. Die E<strong>in</strong>gangsthür, zu welcher von<br />

aussen e<strong>in</strong>e flache E<strong>in</strong>schnittsrampe führt, bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>en Schildmauer. In der Gewölbedecke<br />

s<strong>in</strong>d noch 4 e<strong>in</strong>fache Luftabzüge aus Ziegeln <strong>in</strong><br />

Cementmörtel e<strong>in</strong>gelegt. Der Raum fasst im ganzen<br />

43 Fass Petroleum, welche auf entsprechende<br />

Unterlagen aus Tannenholz gelagert werden. Die<br />

Anlage e<strong>in</strong>es Petroleumskellers hat nur 500 M<br />

Kosten verursacht. Nur noch vere<strong>in</strong>zelt f<strong>in</strong>det man<br />

an kle<strong>in</strong>en Bahnhöfen <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> derartige<br />

Bauwerke (siehe Abb. 60), die der oben<br />

beschriebenen Bauform entsprechen, beispielsweise<br />

am Bahnhof Beetz-Sommerfeld (Oberhavel).<br />

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