Magazin 197403
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Seetüchtiger<br />
Feuerlöschkreuzer<br />
Modelltyp für eine<br />
Generation großer<br />
Läschboote<br />
Unter den vielen Gefahren, denen<br />
Seeschiffe bei Personen- und Güterbeförderung<br />
ausgesetzt sind, spielt<br />
die Brandgefahr eine besondere Rolle.<br />
Einmal macht die spezifische Bauart<br />
für Schiffe eine Brandbekämpfung an<br />
Bord recht schwierig, zum anderen<br />
steht nur in ganz seltenen Fällen<br />
fremde Hilfe zur Verfügung. Zwar<br />
gelten für den baulichen und<br />
betrieblichen Brandschutz auf Seeschiffen<br />
strenge Bestimmungen mit<br />
international gültigem Charakter,<br />
doch haben Schiffsbrandkatastrophen<br />
der Vergangenheit gezeigt, daß<br />
Brände, die über die Größe von<br />
Entstehungsbränden hinauswachsen,<br />
Ausmaße annehmen, über die eine<br />
Schiffsbesatzung dann nicht mehr<br />
Herr werden kann.<br />
Vi e le Brände, insbesondere Ladungsbrände,<br />
die auf Fremdzündung, z. B.<br />
auf die Nichtbeachtung des Rauchverbots<br />
beim Laden und Löschen<br />
zurückzuführen sind, werden bereits<br />
im Hafen oder schon bald nach<br />
Reisebeginn festgestellt. Andere<br />
Brände, hier sind es besonders die<br />
Ladungsbrände infolge Selbstentzündung,<br />
treten erst nach längerer<br />
Reise auf. In beiden Fällen steht<br />
Seewasser in ausreichender Menge<br />
zum Löschen zur Verfügung, dennoch<br />
macht die Unzugänglichkeit des<br />
Brandherdes die Bekämpfung des<br />
Feuers recht :".:hwierig. Die<br />
Anwendung anderer M ittel der<br />
Brandbekämpfung als das Löschen,<br />
wie z. B. das Unterbinden der<br />
Luftzufuhr, das Fluten von einzelnen<br />
Abteilungen, die Zufuhr von Kohlendioxid<br />
aus der CO.-Anlage, sind<br />
gewöhnlich nur Möglichkeiten, das<br />
Feuer unter Kontrolle zu halten, bis<br />
entweder ein Hafen angelaufen<br />
werden kann oder ausreichende<br />
Hilfe von außen eintritt.<br />
Eine solche Hilfe in Form eines<br />
seegehenden Löschkreuzers, desse n<br />
Einsatzmöglichkeiten nicht nur auf<br />
Häfen oder hafennahe Bereiche<br />
beschränkt sein werden, wurde jetzt<br />
in Bremerhaven in Dienst gestellt.<br />
Der Neubau (150 BRT) kann gleichzeitig<br />
zu Hilfeleistungen bei<br />
Ölunfällen, leichten Bergungsarbeiten<br />
und notärztlichen Versorgungen<br />
eingesetzt werden. Die Besatzung<br />
besteht aus drei Mann im Schiffsdienst<br />
und bis zu zehn Feu erwehrmännern im<br />
Ernstfall. Das Schiff ist so ausgerüstet,<br />
daß ein Dauerei nsatz von 5 Tagoo au f<br />
See möglich ist. Besetzt wird der<br />
"Lö schkreuzer WeserU. durch die<br />
Feuerwehr Bre merhaven. Drei<br />
Motoren von zusammen 4300 PS<br />
ermöglichen dem 32,5 m lange n und<br />
6,75 m breiten Neubau (Tiefgang 2 m)<br />
eine Geschwindigkeit von etwa<br />
20 sm/h.<br />
Die Feuerlöscheinrichtung setzt sich<br />
aus zwei doppelflutigen Spezialgehäusepumpen<br />
(360 cbm/h =<br />
100 Ils bei 120 m Förderhöhe und<br />
720 cbml h = 200 Ils bei 58 m Förderhöhe)<br />
zusammen. Beide Pumpen<br />
können über vier Anschlü ss e als<br />
Bergungspu mpen arb eiten.<br />
An Bord des Schiffes befinden sich<br />
24 Schlauchanschlüsse fü r Wasser<br />
und Schaum-Wassergemisch sowie<br />
drei ferngesteuerte Wasse rwerfer<br />
mit einer Leistu ng von je 2400 Litern<br />
W asser pro Minute und einer Wurfweite<br />
von 90 Metern bei Wasser und<br />
60 Metern bei Schaum. Einer dieser<br />
Wasse rwerfer steht auf einem<br />
hydraulisch auf 17 Meter Höhe<br />
ausfahrbaren Feuerlöschturm, um<br />
Brände auf hochbordigen Großschiffen<br />
bekämpfen zu können. Am Heck<br />
können zusätzlich vier Verschäu mungsbatterien<br />
mit 16 Rohren bei einer<br />
Schaumleistung von 150 cbm/min<br />
bei 75facher Verschäumung zum<br />
Abdecken von Wasserflächen<br />
aufgebaut werden.<br />
Der Feuerwehrgeräteraum ist u. a.<br />
mit Schweiß- und Brenngeräten,<br />
Atemluftkompressoren, Schlauchund<br />
Beleuchtungsge räten ausgestattet.<br />
Auß erdem befinden sich<br />
ein Schlauchboot mit Außenbordmotor<br />
für fünf Mann, eine Krananlage<br />
mit 1 t Tragkraft sowie eine Scheinwerferanlage,<br />
hydraulisch ausfahrbar<br />
auf 17 m über Wasser, an Bord.<br />
Der Feuerlöschkreuzer wurde in der<br />
Außenweser von der Werft an den<br />
Auftraggeber des Schiffes, den<br />
Senator für Häfen, Schiffahrt und<br />
Verkehr, Oswald Brinkmann, übergeben,<br />
der das Schiff dem Senator<br />
für Inneres, Helmut Fröhlich, als dem<br />
Dienstherrn der Feuerwehr Bremerhaven,<br />
zum Betrieb auslieferte.<br />
Senator Brinkmann dankte dem<br />
Bund esminister für Verkehr, der<br />
durch Ministerialdirigent Dr. Prietze<br />
vertreten war, für die gute Zusammenarbeit,<br />
die in diesem speziellen Fall<br />
zu einer Verwaltungsvereinbarung<br />
über den gemeinsamen Bau und<br />
Betrieb eines Feuerlöschbootes<br />
geführt hat.<br />
An dem Baupreis in Höhe von<br />
4,7 Mill. DM beteiligen sich der Bund,<br />
vertreten durch die Wasser- und<br />
Sch iffahrtsdirektion Bremen, und das<br />
Land Bremen je zur Hälfte. Die gleiche<br />
Kostenteilung gilt für den Betrieb des<br />
Schiffes.<br />
Der II Feuerlöschkreuzer WeserU. soll<br />
mit seiner vielseitigen technischen<br />
Ausstattung der Modelltyp für eine<br />
neue Generation moderner Löschkreuzer<br />
sein.<br />
-fr-<br />
Das erste seetüchtige Feuerlöschboot der Bundesrepublik ist jetzt in<br />
Bremerhaven in Dienst gestellt worden. Unser Bild zeigt die nWeserH bei<br />
einer Lö schdemonstration.<br />
Foto : Nordsee-Zeitung/ Perret<br />
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