20.11.2013 Aufrufe

Magazin 197403

Magazin 197403

Magazin 197403

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Seetüchtiger<br />

Feuerlöschkreuzer<br />

Modelltyp für eine<br />

Generation großer<br />

Läschboote<br />

Unter den vielen Gefahren, denen<br />

Seeschiffe bei Personen- und Güterbeförderung<br />

ausgesetzt sind, spielt<br />

die Brandgefahr eine besondere Rolle.<br />

Einmal macht die spezifische Bauart<br />

für Schiffe eine Brandbekämpfung an<br />

Bord recht schwierig, zum anderen<br />

steht nur in ganz seltenen Fällen<br />

fremde Hilfe zur Verfügung. Zwar<br />

gelten für den baulichen und<br />

betrieblichen Brandschutz auf Seeschiffen<br />

strenge Bestimmungen mit<br />

international gültigem Charakter,<br />

doch haben Schiffsbrandkatastrophen<br />

der Vergangenheit gezeigt, daß<br />

Brände, die über die Größe von<br />

Entstehungsbränden hinauswachsen,<br />

Ausmaße annehmen, über die eine<br />

Schiffsbesatzung dann nicht mehr<br />

Herr werden kann.<br />

Vi e le Brände, insbesondere Ladungsbrände,<br />

die auf Fremdzündung, z. B.<br />

auf die Nichtbeachtung des Rauchverbots<br />

beim Laden und Löschen<br />

zurückzuführen sind, werden bereits<br />

im Hafen oder schon bald nach<br />

Reisebeginn festgestellt. Andere<br />

Brände, hier sind es besonders die<br />

Ladungsbrände infolge Selbstentzündung,<br />

treten erst nach längerer<br />

Reise auf. In beiden Fällen steht<br />

Seewasser in ausreichender Menge<br />

zum Löschen zur Verfügung, dennoch<br />

macht die Unzugänglichkeit des<br />

Brandherdes die Bekämpfung des<br />

Feuers recht :".:hwierig. Die<br />

Anwendung anderer M ittel der<br />

Brandbekämpfung als das Löschen,<br />

wie z. B. das Unterbinden der<br />

Luftzufuhr, das Fluten von einzelnen<br />

Abteilungen, die Zufuhr von Kohlendioxid<br />

aus der CO.-Anlage, sind<br />

gewöhnlich nur Möglichkeiten, das<br />

Feuer unter Kontrolle zu halten, bis<br />

entweder ein Hafen angelaufen<br />

werden kann oder ausreichende<br />

Hilfe von außen eintritt.<br />

Eine solche Hilfe in Form eines<br />

seegehenden Löschkreuzers, desse n<br />

Einsatzmöglichkeiten nicht nur auf<br />

Häfen oder hafennahe Bereiche<br />

beschränkt sein werden, wurde jetzt<br />

in Bremerhaven in Dienst gestellt.<br />

Der Neubau (150 BRT) kann gleichzeitig<br />

zu Hilfeleistungen bei<br />

Ölunfällen, leichten Bergungsarbeiten<br />

und notärztlichen Versorgungen<br />

eingesetzt werden. Die Besatzung<br />

besteht aus drei Mann im Schiffsdienst<br />

und bis zu zehn Feu erwehrmännern im<br />

Ernstfall. Das Schiff ist so ausgerüstet,<br />

daß ein Dauerei nsatz von 5 Tagoo au f<br />

See möglich ist. Besetzt wird der<br />

"Lö schkreuzer WeserU. durch die<br />

Feuerwehr Bre merhaven. Drei<br />

Motoren von zusammen 4300 PS<br />

ermöglichen dem 32,5 m lange n und<br />

6,75 m breiten Neubau (Tiefgang 2 m)<br />

eine Geschwindigkeit von etwa<br />

20 sm/h.<br />

Die Feuerlöscheinrichtung setzt sich<br />

aus zwei doppelflutigen Spezialgehäusepumpen<br />

(360 cbm/h =<br />

100 Ils bei 120 m Förderhöhe und<br />

720 cbml h = 200 Ils bei 58 m Förderhöhe)<br />

zusammen. Beide Pumpen<br />

können über vier Anschlü ss e als<br />

Bergungspu mpen arb eiten.<br />

An Bord des Schiffes befinden sich<br />

24 Schlauchanschlüsse fü r Wasser<br />

und Schaum-Wassergemisch sowie<br />

drei ferngesteuerte Wasse rwerfer<br />

mit einer Leistu ng von je 2400 Litern<br />

W asser pro Minute und einer Wurfweite<br />

von 90 Metern bei Wasser und<br />

60 Metern bei Schaum. Einer dieser<br />

Wasse rwerfer steht auf einem<br />

hydraulisch auf 17 Meter Höhe<br />

ausfahrbaren Feuerlöschturm, um<br />

Brände auf hochbordigen Großschiffen<br />

bekämpfen zu können. Am Heck<br />

können zusätzlich vier Verschäu mungsbatterien<br />

mit 16 Rohren bei einer<br />

Schaumleistung von 150 cbm/min<br />

bei 75facher Verschäumung zum<br />

Abdecken von Wasserflächen<br />

aufgebaut werden.<br />

Der Feuerwehrgeräteraum ist u. a.<br />

mit Schweiß- und Brenngeräten,<br />

Atemluftkompressoren, Schlauchund<br />

Beleuchtungsge räten ausgestattet.<br />

Auß erdem befinden sich<br />

ein Schlauchboot mit Außenbordmotor<br />

für fünf Mann, eine Krananlage<br />

mit 1 t Tragkraft sowie eine Scheinwerferanlage,<br />

hydraulisch ausfahrbar<br />

auf 17 m über Wasser, an Bord.<br />

Der Feuerlöschkreuzer wurde in der<br />

Außenweser von der Werft an den<br />

Auftraggeber des Schiffes, den<br />

Senator für Häfen, Schiffahrt und<br />

Verkehr, Oswald Brinkmann, übergeben,<br />

der das Schiff dem Senator<br />

für Inneres, Helmut Fröhlich, als dem<br />

Dienstherrn der Feuerwehr Bremerhaven,<br />

zum Betrieb auslieferte.<br />

Senator Brinkmann dankte dem<br />

Bund esminister für Verkehr, der<br />

durch Ministerialdirigent Dr. Prietze<br />

vertreten war, für die gute Zusammenarbeit,<br />

die in diesem speziellen Fall<br />

zu einer Verwaltungsvereinbarung<br />

über den gemeinsamen Bau und<br />

Betrieb eines Feuerlöschbootes<br />

geführt hat.<br />

An dem Baupreis in Höhe von<br />

4,7 Mill. DM beteiligen sich der Bund,<br />

vertreten durch die Wasser- und<br />

Sch iffahrtsdirektion Bremen, und das<br />

Land Bremen je zur Hälfte. Die gleiche<br />

Kostenteilung gilt für den Betrieb des<br />

Schiffes.<br />

Der II Feuerlöschkreuzer WeserU. soll<br />

mit seiner vielseitigen technischen<br />

Ausstattung der Modelltyp für eine<br />

neue Generation moderner Löschkreuzer<br />

sein.<br />

-fr-<br />

Das erste seetüchtige Feuerlöschboot der Bundesrepublik ist jetzt in<br />

Bremerhaven in Dienst gestellt worden. Unser Bild zeigt die nWeserH bei<br />

einer Lö schdemonstration.<br />

Foto : Nordsee-Zeitung/ Perret<br />

\<br />

12

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!