Magazin 197403
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HOnnBUrG ~<br />
,,Das Wasser stel höher I"<br />
"Größter Katastrophenalarm seit der<br />
Flut von 1962", "Deiche drohten zu<br />
brechen u I "Das Wasser steigt höher" I<br />
"Zum sechsten Mal binnen vier<br />
Wochen Sturmflutalarm für die<br />
Deichverteidigung U , ,,25000 Sandsäcke<br />
sollen eine Katastrophe verhindern ",<br />
nGroßeinsatz am Klärwerk" - so -<br />
und in verschiedenen anderen<br />
Artikeln - berichtete die Hamburger<br />
Tagespresse in den vergangenen<br />
Wochen über die in kurzen Abständen<br />
über die Freie und Hansestadt<br />
Hamburg hereinbrechenden Sturmfluten.<br />
Fast täglich wurde die Bevölkerung<br />
durch Sturmflutwarnungen des<br />
Deutschen Hydrographischen<br />
Instituts, die in Radio- oder Fernsehsendungen<br />
eingeblendet wurden, mit<br />
den Worten gewarnt: " Für das Gebiet<br />
der Nordseeküste, Bremen und<br />
Hamburg besteht die Gefahr einer<br />
schweren Sturmflut; das Abendhochwasser<br />
wird voraussichtlich<br />
3,00 m bis 3,35 m über mittleres<br />
Tidehochwasser (m TW) steigen!"<br />
Die Eingeweihten wissen bei diesen<br />
Durchsagen mit der Angabe der<br />
Windrichtung ,. West bis Nordwest",<br />
was ihnen in absehbarer Zeit bevorsteht.<br />
So auch die Hamburger THW<br />
Helfer.<br />
In den Morgenstunden des<br />
14. Dezember brandete die fünfte<br />
schwere Sturmflut gegen die<br />
Hamburger Küstenbefestigungen.<br />
Die Deiche und Uferbefestigungen<br />
im Stadtgebiet hielten überall den<br />
Fluten stand. Sollte jedoch die nächste<br />
Sturmflut rund 3,40 m über mittleres<br />
Tidehochwasser steigen, so wäre das<br />
Klärwerk Köhlbrandhöft durch<br />
Wellenschlag gefährdet; so würden<br />
u. a. die elektrischen Anlagen<br />
ausfallen, das ganze Klärwerk läge<br />
still und Millionen cbm ungeklärten<br />
Wassers wUrden in die Eibe fließen.<br />
Der Schaden würde in die Millionen<br />
gehen, so wie im Jahre 1962. Am<br />
Freitag, 14. Dezember, hatte der<br />
Wellenschlag bereits die Deichkrone<br />
erreicht. Der Deich sollte daher<br />
kurzfristig auf einer Länge von 825 m<br />
um 50 cm erhöht und die akute Gefahr<br />
zunächst gebannt werden.<br />
Im Laufe des Freitagvormittag wurde<br />
das THW vom HVB alarmiert und<br />
beauftragt, in Verbindung mit der<br />
Baubehörde die provisorische<br />
Deicherhöhung am Wochenende,<br />
15. und 16. Dezember, durchzuführen.<br />
Der Auftrag lautete: "Auf der<br />
bestehenden Deichkrone sind auf<br />
einer Länge von 900 m Holzpfähle<br />
von 6 - 8 cm Cf; und 1 m Länge in<br />
einem Abstand von je 1 m 50 cm<br />
tief einzuschlagen. Die Pfähle sind<br />
abzulängen und anzuspitzen. Wasser-<br />
Richtige Lage der KunststoHplane und der ersten Sandsäcke ist entscheidend<br />
für die Haltbarkeit der Deicherhöhung.<br />
wärts sind die Pfähle mit einer Blende<br />
aus Schalbrettern zu vernageln, und<br />
darüber ist eine KunststoHplane, die<br />
wasserwärts aufliegt, zu ziehen. Auf<br />
die Pfähle sind Sandsäcke bis zu<br />
einer Höhe von rd . 50 cm zu stapeln,<br />
die Folie darüberzuschlagen und mit<br />
Schalhölzern an der Blende zu<br />
befestigen. Als Sandsäcke sind<br />
KunststoHsäcke zu verwenden, die<br />
gefüllt und vernäht werden müssen.<br />
Bei einer Länge von rd. 900 m sind<br />
ca. 25000 Sandsäcke, die nicht<br />
UV-beständig sind, zu verbauen."<br />
Nach diesem Auftrag blieb nur noch<br />
sehr wenig Zeit, um die umfangreichen<br />
Vorbereitungen treffen zu<br />
können ; u. a. mußten die Materialien<br />
ca. 1000 Holzpfähle, 500 m'<br />
Schalbretter, 22000 Sandsäcke<br />
100 - 120 m' Sand, 4000 - 5000 m'<br />
Kunststoff-Folie und die Verpflegung<br />
für 280 Helfer/Tag beschafft werden.<br />
Am Abend, gegen 18 Uhr, fand eine<br />
abschließende Besprechung mit<br />
Führungskräften der BV statt, in der<br />
die Einsatzleitung die Arbeiten in<br />
einzelne Abschnitte aufteilte und den<br />
BV zur Durchführung zuwies. Die<br />
örtliche Einsatzleitung in den<br />
Abschnitten wurde von den Bereitschaftsführern<br />
der Führungsgruppen<br />
übernommen.<br />
Jeder BV stellte für die beiden Tage<br />
jeweils rd . 40 Helfer; der BV<br />
Hamburg·Eimsbüttel übernahm<br />
zusätzlich die Verpflegungszubereitung<br />
und deren Verteilung.<br />
Hamburger Baufirmen unterstützten<br />
den Transport des Füllsandes durcli<br />
Gestellung von Sattelschleppern.<br />
Der Einsatz begann am 16. Dezember<br />
um 7 Uhr. Zum Füllen der rd. 22000<br />
Sandsäcke sowie zum Vernähen bzw.<br />
Verrödeln derselben wurden 140<br />
Helfer eingeteilt. Für die Arbeiten am<br />
Deichverbau sowie für die Vorbereitungen<br />
waren 130 Helfer eingesetzt.<br />
Die Verpflegung wurde von<br />
12 Helferinnen und Helfern zubereitet<br />
und verteilt.<br />
Zur Verständigung der eingesetzen<br />
Kräfte in den Abschnitten und zur<br />
Steuerung der zu verbauenden<br />
Sandsäcke waren 4 FuG 7 bereitgestellt.<br />
Die einzelnen Abschnitte<br />
wurden von Führungsgruppen<br />
beaufsichtigt und gefOhrt.<br />
Am Sonntag, 16. Dezember, 18.02 Uhr,<br />
konnte der Landesbeauftragte<br />
Trautvetter dem HVB melden: "Einsatz<br />
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