Magazin 197403
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Oberregierungsrat Günther Pischon<br />
Wohin mit 300 Obdachlosent<br />
Über die Berliner Katastrophenschutz-Übung "pro forma n<br />
In den vergangenen Jahren hat das<br />
Land Berlin umfangreiche Vorsorgemaßnahmen<br />
zur Unterbringung von<br />
Personen getroffen, die durch ein<br />
Schadensereignis mit schwerwiegenden<br />
Folgen obdachlos werden<br />
oder aus anderen Gründen vorsorglich<br />
evakuiert werden müssen . Für etwa<br />
2,7 Mio. DM sind in den<br />
12 Verwaltungsbezirken in öffentlichen<br />
Schulgebäuden Unterbringungsmöglichkeiten<br />
für jeweils 600<br />
Personen vorbereitet worden. In den<br />
Inventarlagern, die bedauerlicherweise<br />
nicht in jedem Falle in den<br />
vorgesehenen Unterkünften eingerichtet<br />
werden konnten, sind neben<br />
300 Doppelbettgestellen und<br />
dem dazugehörenden Bettzeug all die<br />
Gegenstände aufbewahrt, die für eine<br />
längerfristige heimartige Unterbringung<br />
benötigt werden , u. a.<br />
Trainingsanzüge, Handtücher,<br />
Hygieneartikel, Koch- und Eßgeschirr.<br />
Die Planungen gehen davon aus, daß<br />
obdachlos werdende Personen zuerst<br />
zu einer Sammelstelle gebracht<br />
werden und spätestens 24 Stunden<br />
nach Eintritt des Schadensereignisses<br />
in einer als Unterkunft umzugestallenden<br />
Schule für längere<br />
Dauer Obdach finden.<br />
Diese vorbereiteten Maßnahmen<br />
sollten in der Teilübung "pro forma "<br />
überprüft werden. Es galt festzustellen,<br />
ob sich die Planungen auch im Falle<br />
tatsächlicher Schadensereignisse<br />
realisieren lassen, insbesondere, ob<br />
die vorgesehenen Schulen innerhalb<br />
von 24 Stunden als Unterkunft<br />
umgestaltet werden können. Daneben<br />
sollten eine Reihe von EinzeImaßnahmen<br />
erprobt werden, die bei<br />
einer Lagerunterbringung anfallen.<br />
Der vollständige übungsbericht, den<br />
wir hier gekürzt veröffentlichen, kann<br />
beim Senator für Inneres, 1 Berlin 31,<br />
Fehrbelliner Platz 2 angefordert<br />
werden.<br />
Explosion auf dem Bahnhof<br />
Der übung lag die Annahme zugrunde,<br />
daß am Abend auf einem Bahnhof ein<br />
mit Propangas gefüllter Kesselwagen<br />
explodiert und daraufhin weitere<br />
mit Benzin gefüllte Wagen in Brand<br />
geraten seien. Durch das Schadensereignis<br />
wurden der Bahnhof völlig<br />
zerstört, angrenzende Häuser zum<br />
Teil schwer beschädigt und mehrere<br />
Personen getötet bzw. schwer<br />
verletzt. Etwa 300 Bewohner der<br />
betroffenen Häuser mußten evakuiert<br />
und vorübergehend untergebracht<br />
werden.<br />
Entsprechend den aus tatsächlichen<br />
Schadensereignissen in Berlin<br />
gewonnenen Erfahrungen wurde<br />
unterstellt, daß etwa die Hälfte der<br />
Obdachlosen noch in der Nacht bei<br />
Verwandten und Bekannten bzw. in<br />
Hotels unterkommen konnte, so daß<br />
noch 150 Erwachse ne und Kinder<br />
für mehrere Tage in der als<br />
Obdachlosen-Unterkunft herzurichtenden<br />
Schule versorgt werden<br />
mußten.<br />
An der übung nahmen Vertreter des<br />
Senators für Inneres! des Senators<br />
für Arbeit und Soziales und des<br />
Bezirksamtes Zehlendarf sowie der<br />
Berliner Feuerwehr, der Polizei und<br />
des Deutschen Roten Kreuzes teil.<br />
Die gemeinsame übungsleitung oblag<br />
je einem Vertreter des Senators für<br />
Inneres und des Bezirksamtes<br />
Zehlendorf.<br />
Erster<br />
Am ersten übungstag war die Schule<br />
zur Obdachlosen- Unterkunft umzugestalten.<br />
Zu diesem Zweck mußte<br />
sie für den Unterricht geschlossen<br />
werden ; 9 Klassenzimmer waren zu<br />
räumen und anschließend mit den auf<br />
dem Dachboden eingelagerten<br />
Einrichtungsgegenständen für jeweils<br />
18 Personen auszustatten.<br />
Die sich daran anschließenden<br />
Phasen wurden teilweise nur<br />
theoretisch durchgespielt oder<br />
verwaltungsmäßig abgewickelt: Die<br />
Obdachlosen waren in drei Etappen<br />
mit Omnibussen zu der Schule zu<br />
bringen, dort zu registrieren, in die<br />
eingerichteten Räume einzuweisen,<br />
mit Gegenständen des persönlichen<br />
und hauswirtschaftlichen Bedarfs<br />
auszustatten und durch Sozialarbeiter<br />
zu betreuen. Die Ausgabe einer<br />
warmen Mahlzeit konnte auch<br />
praktisch erprobt werden, weil die<br />
90 Übungsteilnehmer sich hierfür<br />
gerne als Statisten zur Verfügung<br />
stellten.<br />
Gut vorgesorgt<br />
Die Klassenzimmer werd en ausgeräumt und mit den auf dem Dachboden<br />
eingelagerten Betten und Fächerschrä nken au sgestattet.<br />
Die übungs leitung konnte sich davon<br />
überzeugen, daß in der für die<br />
übung ausgewählten Schule die<br />
organisatorischen Maßnahmen zur<br />
Unterbringung von Obdachlosen gut<br />
vorbereitet sind: Alle beschafften<br />
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