Zum Inhalt Als PDF downloaden - Evangelische Kirche in Deutschland
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„Me<strong>in</strong> Sprachgesell“ – Paul Gerhardt 1607-2007<br />
THEMA<br />
Gott, der liebt nicht nur die Frommen, / die <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Hause se<strong>in</strong>d, / sondern auch,<br />
die ihm genommen / durch den grimmen Seelenfe<strong>in</strong>d (121,6).<br />
So wenig ich Paul Gerhardts Theologie des Ehestandes, se<strong>in</strong>e Christologie und se<strong>in</strong>e<br />
unmittelbare Beziehung zu e<strong>in</strong>em Vater-Gott übernehmen oder auch nur teilen kann,<br />
so sehr muss ich doch e<strong>in</strong>räumen, dass mich se<strong>in</strong>e Sprache zum Glauben verlockt.<br />
Se<strong>in</strong>e so persönlich wirkende Dichtung regt mich an, me<strong>in</strong>en persönlichen Glauben<br />
zu reflektieren. Se<strong>in</strong>e nicht verschwiegenen Ängste vor dem Tod treffen auf me<strong>in</strong>e<br />
Ängste. Se<strong>in</strong>e Verse ich hab es selbst erfahren: / Sobald man betet oder s<strong>in</strong>gt, /<br />
kommt Heil, und was uns Freude br<strong>in</strong>gt, / vom Himmel abgefahren 22 (62,2) er<strong>in</strong>nern<br />
mich an eigene Gebetserfahrungen und bestärken mich, das Beten nicht zu vergessen.<br />
Und bei allen – heute nicht mehr zeitgemäßen – konkreten Vorstellungen über<br />
die letzten D<strong>in</strong>ge, die Paul Gerhardt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Liedern und Gedichten ausmalt, bekennt<br />
er doch auch das Geheimnis Gottes, dem auch wir, an der Seite von Paul Gerhardt,<br />
erwartungsvoll gegenüberstehen:<br />
Er [der Verstorbene] sieht und hört der Engel Mund,<br />
se<strong>in</strong> Mündle<strong>in</strong> hilft selbst s<strong>in</strong>gen;<br />
weiß alle Weisheit aus dem Grund<br />
und redt von solchen D<strong>in</strong>gen,<br />
die unser ke<strong>in</strong>er noch nicht weiß,<br />
die auch durch unsern Fleiß und Schweiß<br />
wir, weil wir s<strong>in</strong>d auf Erden,<br />
nicht ausstudieren werden. 23 (20,9)<br />
22 Bei v. Cranach-Sichart und bei Mawick steht: „Sobald e<strong>in</strong> Ach im Himmel kl<strong>in</strong>gt, / kommt Heil und<br />
was uns Freude br<strong>in</strong>gt / vom Himmel ab gefahren.“<br />
23 Bei Mawick hat die neunte Strophe des Liedes „Du bist zwar me<strong>in</strong> und bleibest me<strong>in</strong>“ nur sieben<br />
Zeilen; es fehlt die vorletzte Zeile „wir, weil wir s<strong>in</strong>d auf Erden“.<br />
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