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Zum Inhalt Als PDF downloaden - Evangelische Kirche in Deutschland

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„Me<strong>in</strong> Sprachgesell“ – Paul Gerhardt 1607-2007 – PRAXIS<br />

IMPULSE<br />

Theatrale Aspekte von Paul Gerhardts<br />

„Wie soll ich dich empfangen“<br />

B ERNHARD LEUBE<br />

I. E<strong>in</strong>leitung<br />

Liturgische Vollzüge werden zunehmend <strong>in</strong> Kategorien des Theaters buchstabiert.<br />

Vieles steckt zwar immer noch <strong>in</strong> den Anfängen und von e<strong>in</strong>em Diskurs zwischen<br />

Theologie und Theaterwissenschaft kann noch kaum die Rede se<strong>in</strong>. Der Vollzug des<br />

Gottesdienstes selbst jedoch, das Ereignis der Liturgie, bekam neues Gewicht. Mühe<br />

und Aufmerksamkeit der liturgisch Aktiven erschöpfen sich nicht mehr nur <strong>in</strong> der<br />

Produktion und Vorbereitung von diversen Texten und der Auswahl von Liedern.<br />

Ihre Aufmerksamkeit richtet sich vielmehr auch auf Fragen der Aufführung. Dazu<br />

gehört e<strong>in</strong> sorgfältiges Üben verschiedener Abläufe.<br />

Ist daran <strong>in</strong> den letzten Jahren viel gearbeitet worden, bleibt demgegenüber das<br />

liturgische Verhalten der Geme<strong>in</strong>de schwer fassbar. Man kann es beschreiben, 1 aber<br />

um gestalterisch daran zu arbeiten, sche<strong>in</strong>t es kaum Handfestes zu geben. Im Folgenden<br />

soll an e<strong>in</strong>em Lied von Paul Gerhardt deutlich werden, dass die „theatrale“<br />

Sicht des Liedes als Rollentext neue Zugänge für e<strong>in</strong>e lebendige S<strong>in</strong>gpraxis <strong>in</strong> der<br />

Geme<strong>in</strong>de eröffnen kann.<br />

II. Klärungen<br />

1. Unechtes Rollenverhalten?<br />

Öffentliches Verhalten steht unter enormem Authentizitätsdruck. Die Auffassung,<br />

Rollenverhalten vertrage sich letztlich nicht mit Echtheit und Authentizität, ist <strong>in</strong> der<br />

<strong>Kirche</strong> faktisch nach wie vor tief verwurzelt <strong>in</strong> pietistisch-puritanischer Vergangenheit<br />

mit Ausläufern bis zum <strong>Kirche</strong>nvater Tertullian und noch weiter zu Platon.<br />

Wie kann e<strong>in</strong> angemessenes liturgisches Verhalten der Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Gang kommen?<br />

Die liturgische Ansagekultur ist hoch entwickelt, hat aber <strong>in</strong> den letzten Jahren nicht<br />

nur zur E<strong>in</strong>beziehung der liturgisch Ungeübten, sondern auch zur Entmündigung der<br />

Geme<strong>in</strong>den, d.h. dazu geführt, dass die Geme<strong>in</strong>den sich nur noch auf Ansage h<strong>in</strong><br />

und kaum mehr selbständig verhalten. In der Öffentlichkeit e<strong>in</strong>e Rolle zu spielen,<br />

unterliegt dem Generalverdacht der Unaufrichtigkeit und Unehrlichkeit. Zu Unrecht,<br />

denn Rollenverhalten erleichtert das Mite<strong>in</strong>ander-Kommunizieren e<strong>in</strong>ander unbe-<br />

1 Vgl. jüngst Ursula Roth: Die Theatralität des Gottesdienstes, Gütersloh 2006.<br />

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