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Rezensionen / Lesetipp einladen“. Es gibt Anregungen, wie jedes Paul-Gerhardt-Lied des Evangelischen Gesangbuchs für die Praxis in Gemeinden erschlossen werden kann. Das ist in dieser Art einzigartig. Schwerpunkt sind Liedpredigten von Muntanjohl und Heymel. Das Buch bietet aber auch Gottesdienste, Andachten und Meditationen, daneben Ideen für Unterricht und Erwachsenenbildung. Auch wird der Gebrauch von Liedern in Seelsorgesituationen mit älteren Menschen beschrieben. Aufschlussreich sind die einführenden Kapitel. Sie machen das Buch in seinem theologisch Profil zugänglich: Neben einer biografischen Skizze geht es wesentlich darum zu zeigen, wie Gerhardt die Lehre der lutherischen Orthodoxie in poetische Theologie in seelsorgerlicher Absicht umgesetzt hat: „Seine Lieder sprechen wie Seelsorger zu den Menschen.“ Das wird in einer Analyse von „Befiehl du deine Wege“ und „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ im Einleitungskapitel exemplarisch dargestellt. Das Seelsorgliche zeige sich poetisch-musikalisch: „Das Lied ‚Befiehl du deine Wege’ ist poetischmusikalische Seelsorge, weil es aus der Providenzlehre geschöpfte Trostgründe in belehrender, mahnender und tröstender Redeweise zueignet und in einer schönen Sprachform dem Einzelnen annehmbar macht.“ (34) Das ist durchaus programmatisch, auch für die eigenen Praxisbeispiele. Sie lesen sich, als seien sie gleichsam durch die Sprachschule Gerhardts gegangen. Das hat etwas Faszinierendes, aber auch Befremdliches. Nicht nur, weil die Liedpredigten tendenziell einen belehrenden Grundzug haben. Sondern auch, weil es kaum eine wirklich kritische Auseinandersetzung mit Gerhardt und seiner Theologie gibt. Das, was Andreas Marti in diesem Heft als produktives Erinnern in Form eines Aushaltens des Fremden beschreibt, findet hier kaum statt. Stattdessen wird vorausgesetzt, Gerhardt spreche eine Sprache, „die über die Zeiten hinweg für jeden verständlich“ (11) sei. Mit dieser fragwürdigen Sicht fallen in der Praxis all die heraus, die Gerhardts Sprache eben doch nicht verstehen oder seiner Theologie, die deutlich einer vergangenen Zeit angehört, nicht zustimmen können oder wollen. Dennoch ist das Buch anregend. Nicht nur, indem es zu solcher Art Widerspruch reizt. Vielmehr schafft es in seiner Weise einen gut verständlichen – und gut lesbaren – Zugang zu Gerhardts Welt, auch wenn sie so nicht mehr, jedenfalls für viele, die unsere ist. Lutz Friedrichs Lesetipp Gerhard Rödding (Hg.): Paul Gerhardt. Geistliche Lieder, Philipp Reclam Verlag (Reclams UB 1741), Stuttgart 1991, 159 S.; ISBN: 3-15-001741-6 Aus der Feder Paul Gerhardts sind 139 Lieder und Gedichte bekannt. 26 Lieder haben Aufnahme in den Stammteil des Evangelischen Gesangbuches (EG) gefunden. Wer mehr von Paul Gerhardt kennen lernen möchte, dem sei das hier angezeigte Reclamheft zum wohlfeilen Preis von 3,10 Euro für die Hand-, Hosen- oder Westentasche, für den Nachttisch wie die Reise empfohlen. Es enthält 48 seiner „Geistlichen Lieder“. Text und Anordnung folgen der ersten von Johann Georg Ebeling besorgten Gesamtausgabe von 1666/67. Wer in der Auswahl das eine oder andere bekannte Kirchenlied aufsucht, wird feststellen, dass einzelne der originalen Texte bisweilen umfangreicher sind als der aus dem EG vertraute Textbestand und bisweilen auch signifikant anders lauten. So zählt zum Beispiel das Morgenlied „Wach auf, mein Herz, und singe“ zehn statt der lediglich neun Strophen, die das EG 446 verzeichnet. Gleiches gilt für das Osterlied „Auf, auf mein Herz mit Freuden“, das neun Strophen LITERATUR 83
Praxistipp LITERATUR umfasst, von denen das EG 112 der singfreudigen Gemeinde nur acht zur Verfügung stellt. Der Anfang des Pfingstliedes „Zieh ein zu deinen Toren“ (EG 133) lautete ursprünglich „Zeuch ein zu meinen (!) Toren“, eine kleine, nachdenklich stimmende Variante. Das Bändchen enthält auch Lieder, die Eingang in das berühmte Gesangbuch von 1763 des Verlegers Christian Georg Schemelli gefunden haben und denen Johann Sebastian Bach kunstvoll schlichte Melodien ersonnen hat, so „Nicht so traurig, nicht so sehr“ oder das Lied „Der Tag mit seinem Lichte“ – beides weniger bekannte, gleichwohl charakteristische Werke Paul Gerhardts. Daneben gibt es aber auch dem heutigen Leser fremd Erscheinendes zu entdecken, zum Beispiel das „Passionssalve des heiligen Berhardi an die Gliedmaßen des Herrn Jesu“ als da sind „die Füße“, „die Knie“, „die Hände“, „die Seite“, „die Brust“, „das Herz“, „das Angesicht“ – wobei sich hinter dem letztgenannten das bekannte Passionslied „O Haupt voll Blut und Wunden“ verbirgt. Der lesend durch die Seiten dieses Reclamheftes flanierende geneigte Leser kann auch Trouvaillen machen; bemerkens- wie lesenswert sind Titel und Texte wie „Trostgesang in Schwermut und Anfechtung“, „Sorg und sorg auch nicht all zu viel“ oder „Nun ist der Regen hin“. Das Nachwort des Herausgebers Gerhard Rödding führt informativ und knapp in Biographie und Zeitgegebenheiten des bedeutenden Kirchenlieddichters ein. Martin Ammon Praxistipp Deutscher Verband Evangelischer Büchereien (Hg.): „Dem Herren musst du trauen…“ Literatur- und Veranstaltungstipps zum Paul Gerhardt-Jahr, 2006 Aus Anlass des 400. Geburtstags von Paul Gerhardt im März 2007 bringt der Deutsche Verband Evangelischer Büchereien das Themenheft „Dem Herren musst du trauen…“ heraus. Es gibt in Text und Bild einen Überblick über mehr als 25 Buchtitel (Biographien, Lyrik, Sachbücher und Arbeitshilfen für die Gemeinde) und einige CDs, die ganz überwiegend aktuell zum Jubiläumsjahr erschienen sind. Dazu werden drei Veranstaltungsvorschläge vorgestellt: Ein Gottesdienst zu Paul Gerhardt, Bausteine für einen auch von Laien durchzuführenden Gemeindenachmittag oder -abend und eine Wanderung mit Paul Gerhardt-Liedern. Diese Vorschläge wollen anregen, sich mit Paul Gerhardt, seinem Leben und seinen Texten ganzheitlich „mit Herz und Mund“ auseinanderzusetzen und damit etwas von seinem Glauben und Denken erfahrbar zu machen. Das Heft kann beim Deutschen Verband Evangelischer Büchereien, Bürgerstr. 2a, 37073 Göttingen, Fax 0551 704415 und per E-Mail dveb@dveb.info gegen eine Schutzgebühr von 2,00 € zzgl. Versandkosten bestellt werden. 84
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EDITORIAL Paul Gerhardt ist einer d
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„Mein Sprachgesell“ - Paul Gerh
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Seite 81 und 82: Rezensionen LITERATUR Christian Bu
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Seite 87 und 88: Stiftung zur Bewahrung kirchlicher
Seite 89: Zum 400. Geburtstag des großen deu
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