Zum Inhalt Als PDF downloaden - Evangelische Kirche in Deutschland
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„Me<strong>in</strong> Sprachgesell“ – Paul Gerhardt 1607-2007 – INTERPRETATION<br />
Jesus, der Urvogel<br />
IMPULSE<br />
Überlegungen zu Paul Gerhardts: „Nun ruhen alle Wälder“<br />
U LLA H AHN<br />
Dumpfe Märsche rollen durch das Land, das e<strong>in</strong>tönige Wirbeln der Trommeln, Hörner,<br />
die zum Angriff blasen <strong>in</strong> das Gebrüll der todgeweihten Haufen, die da aufe<strong>in</strong>anderlosgehen;<br />
Röcheln und Wehklagen; das Prasseln der Flammen, die Dörfer und<br />
Städte verschl<strong>in</strong>gen; das Jammern zu Tode gemarterter K<strong>in</strong>der und Frauen. Seit<br />
mehr als zwanzig Jahren verheert e<strong>in</strong> Krieg, der als Dreißigjähriger Krieg <strong>in</strong> die<br />
Geschichtsbücher e<strong>in</strong>gehen wird, die deutschen Länder. Da schreibt Paul Gerhardt,<br />
Kandidat des Predigeramtes und Hauslehrer <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> das Gedicht: „Der 85. Psalm<br />
Davids“. Die Psalmenworte: „Ach, daß ich hören sollte, was Gott der Herr redet;<br />
daß er Frieden zusagte se<strong>in</strong>em Volk“ formt der Dichter zu e<strong>in</strong>en bewegenden Ruf<br />
nach Frieden. Alle Mittel der Rhetorik werden angewandt, um die Kraft, die dieser<br />
Psalm birgt, <strong>in</strong> das persönliche Leben, auf die jetzige Not zu übertragen (Strophe 3<br />
und 5):<br />
Lösch aus, HErr, de<strong>in</strong>en großen Grimm<br />
Im Brunnen de<strong>in</strong>er Gnaden,<br />
Erfreu und tröst uns wiederum<br />
Nach ausgestandnem Schaden.<br />
Willst du denn zürnen ewiglich?<br />
Und sollen de<strong>in</strong>e Fluten sich<br />
Ohn alles End ergießen?<br />
Ach, daß ich hören sollt das Wort<br />
Erschallen bald auf Erden,<br />
Daß Frieden sollt an allem Ort,<br />
Wo Christen wohnen, werden!<br />
Ach, daß uns GOtt doch sagte zu<br />
Des Krieges Schluß, der Waffen Ruh<br />
Und alles Unglücks Ende.<br />
1643 sche<strong>in</strong>t es endlich soweit. In Münster versammeln sich die katholischen, <strong>in</strong><br />
Osnabrück die protestantischen Abgeordneten aller Kriegsparteien. Aber es dauert<br />
noch e<strong>in</strong>mal fünf Jahre, bis an e<strong>in</strong>em Sonntag im Oktober die Urkunden des Friedens<br />
unterzeichnet werden. Unter Kanonendonner. Dann s<strong>in</strong>d die Geräusche des<br />
Krieges endlich verstummt. Der Westfälische Friede wird e<strong>in</strong>geläutet.<br />
Johann Vogel, e<strong>in</strong> Zeitgenosse Paul Gerhardts, kommentiert das so:<br />
Was du nit glaubtest/das geschiht.<br />
Wie? sol nicht e<strong>in</strong> Camel durch e<strong>in</strong>e Nadel gehn?<br />
Wann du den Teutschen Fried jetzt wider sihst entstehn.<br />
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