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Zum Inhalt Als PDF downloaden - Evangelische Kirche in Deutschland

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Rezensionen<br />

LITERATUR<br />

zum Beispiel für die Händel- oder Gustav<br />

Mahler Gesellschaft(en). Die 1999 gegründete<br />

Paul-Gerhardt-Gesellschaft mit Sitz <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> hat sich unter der Leitung ihres <strong>in</strong> der<br />

Sache publizistisch vielfach ausgewiesenen<br />

Präsidenten Christian Bunners dem Barockdichter<br />

und Pfarrer Paul Gerhardt verschrieben;<br />

sie will se<strong>in</strong> Werk und dessen Wirkung<br />

<strong>in</strong> <strong>Kirche</strong> und Kultur lebendig halten. Mit<br />

Band 1 der „Beiträge“ der Gesellschaft<br />

liegen nun elf Aufsätze zu „Leben, Werk<br />

und Wirkung“ vor. Sie gehen auf Vorträge<br />

zurück, die zwischen 2002 und 2005 auf<br />

Jahrestagungen der Paul-Gerhardt-Gesellschaft<br />

vorgetragen wurden. Aus den sämtlich<br />

lesenswerten Aufsätzen hebe ich drei hervor:<br />

1. Zunächst die detailreiche Interpretation<br />

des Paul-Gerhardt-Evergreens „Geh aus,<br />

me<strong>in</strong> Herz, und suche Freud“ aus der Feder<br />

der jungen Berl<strong>in</strong>er Literaturwissenschaftler<strong>in</strong><br />

Andrea Polaschegg, Humboldtpreisträger<strong>in</strong><br />

des Jahres 2004. Intention und Gehalt<br />

dieses „Sommergesanges“ erschließt die<br />

Autor<strong>in</strong> zunächst aus der barocken Allegorik<br />

und Emblematik, der präzis-eigens<strong>in</strong>nigen<br />

Verschränkung von Bild- und Textelementen,<br />

die e<strong>in</strong>ander wechselseitig <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Dann jedoch nimmt sie „e<strong>in</strong>ige aufmüpfige<br />

Momente“ (30), welche die nur verme<strong>in</strong>tlich<br />

symmetrische Struktur des Liedes<br />

stören, zum Anlass e<strong>in</strong>er Motiv- und Quellenrecherche,<br />

die dem geneigten Leser ungeahnte<br />

Perspektiven auf das so vertraut ersche<strong>in</strong>ende<br />

Lied eröffnet. Die Autor<strong>in</strong> bietet,<br />

das poetisch-argumentative Legato stets im<br />

Blick behaltend, e<strong>in</strong> spannendes und unterhaltsames<br />

Feuerwerk gelehrter Textauslegung.<br />

2. Der Aufsatz der Kunsthistoriker<strong>in</strong> Christiane<br />

Holm „Gedenkort und d<strong>in</strong>gliches Andenken“<br />

ist dem, wie die Autor<strong>in</strong> selbst<br />

e<strong>in</strong>räumt „etwas überstrapazierten Begriff“<br />

(121) der „Er<strong>in</strong>nerungskultur“ gewidmet.<br />

Ihre phänomenologische Untersuchung<br />

versucht, vor dem H<strong>in</strong>tergrund nur sehr rarer<br />

materieller und für Ausstellungszwecke<br />

geeigneter H<strong>in</strong>terlassenschaften des Dichters<br />

zu e<strong>in</strong>er „kulturgeschichtlichen Verortung<br />

der aktuellen Er<strong>in</strong>nerungen an Paul Gerhardt“<br />

zu gelangen. <strong>Als</strong> „gelungen“, so e<strong>in</strong>e<br />

bemerkenswerte diagnostische Anregung,<br />

ließe sich das Paul-Gerhardt-Jahr bezeichnen,<br />

„wenn die Gedenkorte aus Liedern<br />

gebaut würden oder die Besucher der Ausstellung<br />

als Souvenir e<strong>in</strong> vor Ort auswendig<br />

gelerntes Lied mit nach Hause nehmen<br />

würden.“ (134)<br />

3. Zu den nicht zu unterschätzenden Wirkungen<br />

des barocken Dichterjubilars gehört,<br />

dass er mit se<strong>in</strong>em Werk anregend und<br />

prägend gewirkt und liederschreibende<br />

Nachfolger bis <strong>in</strong> die Gegenwart h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

gefunden hat. Insofern f<strong>in</strong>det sich auch der<br />

Beitrag des Rostocker Emeritus für Praktische<br />

Theologie Karl-He<strong>in</strong>rich Bieritz durchaus<br />

am richtigen Ort. Unter dem Motto<br />

„Theologie bei Gelegenheit“ hat er Jürgen<br />

Henkys, dem lieddichtenden Zunftgenossen<br />

Paul Gerhardts, aus Anlass der Verleihung<br />

des Ehrenbriefes der Paul-Gerhardt-<br />

Gesellschaft die Laudatio gehalten. In ihr<br />

skizziert er das geistlich-theologische Profil<br />

e<strong>in</strong>es Dichters der Gegenwart, aus dessen<br />

Werk zwölf Lieder Aufnahme <strong>in</strong> das aktuelle<br />

<strong>Evangelische</strong> Gesangbuch gefunden haben,<br />

darunter mittlerweile so bekannte wie „Holz<br />

auf Jesu Schulter“ (EG 97), „Korn, das <strong>in</strong><br />

die Erde“ (EG 98) und „Der schöne Ostertag“<br />

(EG 117). Theologie bei Gelegenheit?<br />

Karl-He<strong>in</strong>z Bieritz: „Theologie, die sich<br />

reizen lässt durch das, was ihr an ihrer jeweiligen<br />

‚Zeit-Stelle’ [Peter C. Bloth] begegnet“<br />

(157) – Theologie also wie exemplarisch <strong>in</strong><br />

den Liedern von Jürgen Henkys und Paul<br />

Gerhardt.<br />

Mart<strong>in</strong> Ammon<br />

Felizitas Muntanjohl/Michael Heymel:<br />

Auf, auf, me<strong>in</strong> Herz, mit Freuden.<br />

Gottesdienste, Geme<strong>in</strong>dearbeit und<br />

Seelsorge mit Liedern von Paul<br />

Gerhardt, Gütersloh 2006, 272 S.,<br />

ISBN: 3-579-05566-6<br />

Das Buch will zu e<strong>in</strong>er praxisbezogenen „Begegnung<br />

mit dem Seelsorger Paul Gerhardt<br />

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