Zum Inhalt Als PDF downloaden - Evangelische Kirche in Deutschland

„Mein Sprachgesell“ – Paul Gerhardt 1607-2007 – ERKUNDUNGEN
IMPULSE
das Gymnasium Natur. 1000 Schüler finden sich aus weitem Umkreis allmorgendlich
zum Unterricht ein. Auf den ersten Blick gibt es wenig Spuren, die auf Paul
Gerhardt hindeuten. Ein Eindruck, den Direktor Dr. Helmut Dinse bestätigt: „Im
Alltag unserer Schule spielt Paul Gerhardt eigentlich keine Rolle.“ Die Schule befindet
sich in Trägerschaft der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
Wenn dies auch im Namen deutlicher zum Ausdruck käme, also etwa „Evangelisches
Gymnasium Dassel“, würde dies zur Profilbildung stärker beitragen als der bestehende
Schulname, befindet der Schulleiter. Gleichwohl, die Schule steht mit ihrem
Namensgeber nicht auf Kriegsfuß, im Gegenteil: „Bei unserem Engagement im
Natur- und Umweltschutz wissen wir uns im Einklang mit Paul Gerhardt.“ Der
Dichter als Spiritus Rector eines pädagogischen Gesamtkonzeptes, das der Schule
als höchste Auszeichnung den Titel „Umweltschule in Europa“ eintrug – eine verblüffende,
aber bei näherem Zusehen stimmige Entwicklungslinie.
Im Sommer 2006 feierte die Schule ihr 60-jähriges Bestehen. Dieses Datum war
Anlass, am 13. Juli 2006 mit einem Festgottesdienst des Namenspatrons zu gedenken.
Kernstück des Gottesdienstes war die Begegnung mit Paul Gerhardt in einer
kleinen Spielszene. Paul Gerhard überreicht seiner Schule symbolisch drei Herzen
und ein Kreuz, verbunden mit jeweils einem Wunsch. Dabei passte er sich ganz den
heutigen Sprachgepflogenheiten an, ohne das Füllhorn seiner Verse zu öffnen. Das
ist schade. Gleichwohl lassen sich die Schnittmengen zwischen Dichter und Schule
klar erkennen: Liebe zur Natur, diakonisches und pädagogisches Handeln sowie ein
evangelischer Glaubensgrund.
In der zum Jubiläum erschienenen Festschrift, die ansonsten ganz im Zeichen modernen
bildungspolitischer Ansätze steht, meldet sich neben der Landesbischöfin Dr.
Margot Käßmann u.a. auch Paul Gerhardt mit einem Grußwort. In einem offenen
Brief entwickelt er seine Botschaft von seinen Wurzeln, seiner Familie her. Der
Vater war Land- und Gastwirt und Bürgermeister. Bodenhaftung und beständige
Pflege des eigenen Ackers wie der Bauer, Geselligkeit und fröhliche Kommunikation
wie der Gastwirt und Verantwortungsgefühl und weitsichtiges Planen wie der
Bürgermeister sind Grundmomente, die Paul Gerhardt hier für sein Leben reklamiert
und die er seiner Schule über die Zeiten hinweg weitergeben will. Sich durch eine
leidvolle Biographie hindurch Gottvertrauen und Lebensfreude erhalten zu haben,
hält er für die Triebfeder seines Lebens: „Ich glaube, diese Art des Optimismus von
Gott her würde euch gut tun. Dann müsst ihr euch nicht festfahren und hängen bleiben
im Jammern und Wehklagen, auch wenn die Zeiten schwer sind.“
Summa:
Im Alltag der heutigen, leistungsorientierten und -optimierten Bildungswirklichkeit
deutscher Schulen findet eine vertiefe Auseinandersetzung mit den Namenspatron
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