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Zum Inhalt Als PDF downloaden - Evangelische Kirche in Deutschland

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Daniela Brandes / Daniel Ruf: Garten – jenseits und diesseits<br />

sommerlicher Idylle. Wie kann man da bloß e<strong>in</strong> Lied schreiben über den schönen<br />

Sommer und wundervolle Gärten, <strong>in</strong> diesem Leben oder danach?!<br />

Man kann es ansche<strong>in</strong>end als jemand, der glaubt, dass der, der Narzissus und Tulipan,<br />

Lerche und Nachtigall geschaffen hat, auch alles zu e<strong>in</strong>em guten Ende führen<br />

wird. Dieses Gottvertrauen bee<strong>in</strong>druckt mich. Da s<strong>in</strong>gt jemand von Schönheit und<br />

lobt und staunt und dankt, mitten im Elend. Was für e<strong>in</strong>e Hoffnung! E<strong>in</strong>e christliche<br />

Hoffnung.<br />

IMPULSE<br />

Der Garten gegenüber<br />

D ANIEL R UF<br />

Im Sommer schaue ich besonders gerne aus me<strong>in</strong>em Wohnzimmerfenster. Ich sehe<br />

auf e<strong>in</strong>en großen Garten gegenüber, <strong>in</strong> dem gerade jetzt viel los ist: Blumen blühen,<br />

Vögel zwitschern, Bäume wiegen sich sanft im W<strong>in</strong>d.<br />

Wenn ich an diesem Garten vorbei laufe, steigt mir der Duft der vielen Blumen und<br />

Sträucher <strong>in</strong> die Nase und zaubert e<strong>in</strong> Lächeln über me<strong>in</strong> Gesicht. Ich mag den Garten<br />

sehr. Manchmal spaziere ich e<strong>in</strong>fach durch das verrostete Gartentürchen und<br />

setze mich auf die Wiese mitten im Garten. Dann lausche ich dem Gesang der Vögel,<br />

rieche an den Blumen oder ruhe mich e<strong>in</strong>fach nur e<strong>in</strong>en Moment lang im Schatten<br />

der hohen Bäume aus.<br />

Lange Zeit dachte ich, dass sich niemand um den Garten kümmert, denn er sieht<br />

schon e<strong>in</strong> bisschen wild aus. Da stehen die Grashalme nicht <strong>in</strong> Reih und Glied und<br />

manches Unkraut hat sich <strong>in</strong> die Beete e<strong>in</strong>geschlichen. Trotzdem passt <strong>in</strong> dem Garten<br />

alles zusammen und gerade weil er nicht zu ordentlich ist, mag ich ihn so sehr.<br />

E<strong>in</strong>es Abends schaue ich wieder aus dem Fenster h<strong>in</strong>über <strong>in</strong> den Garten. E<strong>in</strong> Regenschauer<br />

hat gerade die Hitze des Tages aus der Luft gewaschen und es ist angenehm<br />

kühl.<br />

Daseheich,wiee<strong>in</strong>ealteFraudenGartenbetritt. Sie trägt e<strong>in</strong>e Tasche bei sich, aus<br />

der e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Harke herausschaut. „Das muss sie se<strong>in</strong>!“, sage ich mir, „ihr muss<br />

der Garten gehören!“ Das ist me<strong>in</strong>e Chance. Ich will der Frau gerne sagen, wie sehr<br />

ich ihren Garten mag.<br />

<strong>Als</strong>o laufe ich über die Straße und durch das Tor. Ich f<strong>in</strong>de die Frau bei e<strong>in</strong>er Rosenhecke,<br />

von der sie gerade e<strong>in</strong> paar Blüten abschneidet, behutsam an ihnen riecht<br />

und sie dann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Korb legt.<br />

„Guten Abend!“, sage ich. Sie zuckt e<strong>in</strong> wenig zusammen und dreht sich zu mir um.<br />

„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich wohne im Haus gegenüber<br />

und schaue mir oft Ihren Garten an. Endlich kann ich Ihnen mal sagen, wie sehr er<br />

mir gefällt. Ich mag die Blumen, die Bäume, die Wiese und die Vögel...“<br />

„Junger Mann“, unterbricht sie mich, „der Garten gehört mir nicht.“ Ich staune nicht<br />

schlecht. „Der Garten gehört Ihnen gar nicht?“ E<strong>in</strong> Lächeln legt sich um ihren Mund<br />

und sie antwortet: „Ich b<strong>in</strong> zwar die Besitzer<strong>in</strong>, aber der Garten gehört Gott. Ich<br />

möchte nur, dass er schön aussieht.“<br />

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