Liste der Bischöfe und Domherren des Bistums Chur - Burgenverein ...
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Seite 451:<br />
<strong>der</strong>s in <strong>der</strong> Stadt <strong>Chur</strong> <strong>und</strong> im häufigen Aufenthalt <strong>des</strong> Bischofs in <strong>der</strong><br />
Umgebung <strong>des</strong> Königs zeigte. Diese Schenkungen bildeten zweifellos eine <strong>der</strong><br />
Gr<strong>und</strong>lagen <strong>der</strong> späteren weltlichen Herrschaftsrechte <strong>des</strong> Bischofs, auch wenn<br />
dadurch keineswegs die frühere Position <strong>des</strong> Bischofs (als episcopus-praeses)<br />
wie<strong>der</strong>hergestellt wurde, wie immer noch behauptet wird.<br />
Das enge Einvernehmen zwischen den <strong>Bischöfe</strong>n <strong>und</strong> dem Königtum hielt bis<br />
zum Investiturstreit an, <strong>der</strong> in <strong>Chur</strong> zum Wahl streit von 1080 führte, aus dem<br />
<strong>der</strong> kaiserliche Kandidat als Sieger hervorging. Eine Folge dieser Spannungen<br />
war <strong>der</strong> Versuch, das Bistum <strong>Chur</strong> wie<strong>der</strong> aus dem Mainzer<br />
Metropolitanverband zu lösen <strong>und</strong> demjenigen <strong>des</strong> kaisertreuen Mailand<br />
einzufügen. Doch lockerte sich die Spannung im 12. Jh. <strong>und</strong> <strong>der</strong> Bischof<br />
konnte sich zwischen Kaiser <strong>und</strong> Papst gut behaupten, was <strong>der</strong> allgemeinen<br />
«Kriegsmüdigkeit» im Investiturstreit entsprach. Unter Bischof Adelgott<br />
(Zisterzienser) erreichte die kirchliche Reformbewegung auch das Bistum<br />
<strong>Chur</strong>. Im Jahre 1170 übertrug <strong>der</strong> Bischof dem Herzog von Schwaben die<br />
Vogtei <strong>Chur</strong> als Lehen, <strong>und</strong> auch aus an<strong>der</strong>en Zeugnissen ergibt sich, dass sich<br />
im Kampfe Barbarossas mit dem Papst die kaisertreue Haltung <strong>des</strong> <strong>Bistums</strong><br />
<strong>Chur</strong> wie<strong>der</strong>holte. Auch in den Auseinan<strong>der</strong>setzungen <strong>des</strong> 13. Jhs. hielt <strong>Chur</strong><br />
zu den Staufern, doch wurde das kirchliche Leben auch hier durch<br />
Doppelwahlen beeinträchtigt; ebenso musste sich das Bistum während <strong>des</strong><br />
Interregnums gegen den einheimischen Adel zur Wehr setzen. Mit Bischof<br />
Rudolf II. von Montfort zeigen sich zwei neue Tendenzen, einmal die (sich<br />
später wie<strong>der</strong>holende) Personalunion <strong>der</strong> Bistümer Konstanz <strong>und</strong> <strong>Chur</strong>, dann<br />
die österreich-fre<strong>und</strong>liche Haltung <strong>des</strong> Bischofs, die das Bistum auch in<br />
Gegensatz zur entstehenden Eidgenossenschaft brachte. Die Lage verschärfte<br />
sich, als die Herzöge von Österreich nach dem Erwerb <strong>des</strong> Tirols im Jahre 1363<br />
ihre vorländische Politik intensivierten. Erst mit dem Sieg <strong>der</strong> Bündner <strong>und</strong><br />
Eidgenossen im Schwabenkrieg 1499 war die Gefahr endgültig gebannt, dass<br />
<strong>Chur</strong> ein österreichisches Lan<strong>des</strong>bistum wurde. Die fremden <strong>Bischöfe</strong> <strong>des</strong> 14.<br />
<strong>und</strong> 15. Jhs. verdankten ihre Würde den Königen, in <strong>der</strong>en Dienste sie standen.<br />
Für das Bistum wirkte sich ihre häufige Abwesenheit sehr ungünstig aus, da<br />
jeweils die notwendige weltliche Pflegschaft mannigfaltige<br />
Einmischungsmöglichkeiten bot. Zudem zerriss das abendländische Schisma<br />
das Bistum, standen doch <strong>der</strong> Bischof <strong>und</strong> das Domkapitel o<strong>der</strong> wenigstens ein<br />
Teil <strong>des</strong>selben nicht immer auf <strong>der</strong> gleichen Seite.<br />
Nur schwer erkennen lassen sich die Wurzeln <strong>des</strong> umfangreichen bischöflichen<br />
Herrschaftsgebietes (Stadt <strong>Chur</strong>, Vier Dörfer, Bergell, Oberhalbstein,<br />
Oberengadin, Domleschg, Poschiavo, Unterengadin, Münstertal, Vintschgau -<br />
im Hochmittelalter vorübergehend auch Chiavenna <strong>und</strong> Bormio). Teils liegen<br />
sie zweifellos noch in <strong>der</strong> Viktoridenzeit, dann in den ottonischen<br />
Schenkungen, sicher hat aber auch <strong>der</strong> im einzelnen kaum fassbare «Erwerb»<br />
von Königsrechten <strong>und</strong> Königsgut die bischöfliche Herrschaft <strong>und</strong><br />
Machtstellung wesentlich geför<strong>der</strong>t. Wie<br />
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die Innerschweiz so erlebte auch Rätien im Spätmittelalter eine freiheitliche<br />
Entwicklung, die wenigstens zum Teil von älteren Freienverbänden <strong>und</strong> von<br />
den Walsern ausging o<strong>der</strong> doch geför<strong>der</strong>t wurde. Durch diese<br />
Autonomiebestrebungen <strong>der</strong> Hochgerichte wandelte sich das Konglomerat <strong>der</strong><br />
bischöflichen Herrschaftsgebiete zum Gotteshausb<strong>und</strong>, <strong>der</strong> immer mehr zu<br />
einem Instrument <strong>der</strong> Stadt <strong>Chur</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> Täler, zeitweise auch <strong>des</strong><br />
Domkapitels, gegen den Bischof wurde. Häufige Abwesenheit <strong>der</strong> <strong>Bischöfe</strong><br />
<strong>und</strong> ihre Annäherung an Österreich begünstigten diese Tendenzen.