Jahresbericht 2000-01 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

F R A U E N H I L F E
Statistik 2000
Anzahl
Lokale Gruppen 608
Mitglieder (geschätzt) 25.000
Arbeitsbereich »Frauen – Bildung – Spiritualität«
Tagungen 5
Teilnehmerinnen 132
Dekanatsarbeitsgemeinschaften 47
Teilnehmerinnen 2.013
Veranstaltungen in Propsteien 247
Teilnehmerinnen 10.956
Veranstaltungen gesamt 299
Teilnehmerinnen gesamt 13.101
Arbeitsbereich »Frauen und Gesundheit«
Reisen 20
Teilnehmerinnen 431
Kurse 10
Teilnehmerinnen 92
Informationsveranstaltungen zur Müttergenesung 52
Vermittlung von Müttergenesungs-Kuren 361
davon Frauen 152
davon Kinder 209
Arbeitsbereich »Familienbildung«
Familienbildungsstätten 5
Kurse 2.128
Kursteilnehmerinnen 29.051
Unterrichtseinheiten 40.989
Einzelveranstaltungen 1.327
Teilnehmerinnen 15.435
dass Evangelische Frauenhilfe heute mehr sein
muss als nur Bibelkreis unter Pfarrers Führung.
»Es geht darum, dass wir Frauen uns intensiver
austauschen. Wir müssen uns helfen und uns
untereinander Selbstbewusstsein geben.«
Fromm und frei – das sollte in der Tat kein
Widerspruch sein. Da diskutieren die Frauen
beim Treff die biblische Erzählung von der
Heilung des Taubstummen – und kommen
schnell darauf, dass es auch bei ihnen im Dorf
viele Frauen gibt, »die stumm bleiben, obwohl sie
unzufrieden sind, die sich einfach nicht trauen,
was zu sagen.« Zum Beispiel die, die aus der
heimischen Landwirtschaft raus will, es aber
irgendwie nicht schafft; oder die, die wegen
eines kranken Kindes völlig ans Haus gefesselt
ist und von der Familie zu wenig entlastet wird.
Das zu sehen ist das eine, was dagegen zu tun
das nächste, schwierigere. Zissel würde gern eine
Art nachbarschaftliches Frauennetz weben, das
solche versteckte Not lindern kann. Aber gegen
derlei Träume stehen derzeit noch die eingefahrenen
Dorfstrukturen. Der Familienstolz
bremst ebenso wie Ängste der Frauen, indiskret
zu wirken und Tabus aufzubrechen. »Wir sind
dabei, Mut anzusammeln«, sagt Rita Zissel gelassen.
Pioniere wagen sich an Neues heran und
genau das tut die 40-Jährige. Im Örtchen
Holzhausen, das ganz weit im Norden
der Landeskirche liegt, im Oberen Edertal
zwischen viel Feld und Wald versteckt.
Da lebt sie mit Ehemann und zwei Töchtern.
Dort hat sie einen Mini-Frauenbetrieb aufgebaut,
der Montageteile an eine Heizkesselfirma liefert.
Und hier leitet Rita Zissel in der Kirchengemeinde
seit vier Jahren den Frauentreff. Das ist eine
Gruppe von etwa 20 Frauen, die meisten um die
40, die der altehrwürdigen Frauenhilfe am Ort
langsam, aber stetig ein moderneres Gesicht verleihen.
Spannende Felder
»Was hat das denn mit Kirche zu tun?«, wird
Rita Zissel manchmal gefragt. Denn in ihrem
Frauenkreis wurde auch die Lage im Kosovo
diskutiert. Und das Spannungsfeld »Frauen
und Werbung« interessiert genau so wie die
schillernde Biografie der Schauspielerin Liv
Ullmann. »Das ist doch das Leben, das kann
Kirche nicht außen vor lassen«, antwortet
Zissel ihren Kritikern. Und fühlt sich bestätigt,
wenn die, die eigentlich mehr Bibelarbeit
fordern, trotzdem bei jedem Treff dabei sind, bei
dem auch Tagespolitisches auf dem Programm
steht. Dabei hätten sie die Wahl, denn es gibt
noch eine zweite Frauengruppe im Ort. Die
alte Frauenhilfe, wie Zissel sagt. Die, bei der der
Pfarrer immer mit dabei ist.
Fromm und frei
Zettelt da eine im Edertal die Frauen-Revolte an?
Keineswegs. »Ich bin emanzipiert, aber keine
Emanze!«, betont Rita Zissel entschieden und
bekennt sich freimütig als überzeugte Christin.
Aber eine mit Reformprogramm, für das sie auch
im Dekanatsteam arbeitet: Sie ist überzeugt,
Mehr mutige Frauen: Das wünscht sich die 40-
jährige Holzhausenerin für ihre Gemeinde und
für die Kirche allgemein, darauf arbeitet sie hin.
Dass Frauen immer noch zu wenig zu Wort
kommen, liegt »aber auch an uns selbst«, sagt sie
selbstkritisch. Stimmt das, oder ist sie da wieder,
die typisch weibliche Bescheidenheit?
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