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Jahresbericht 2000-01 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Für die Lehrer<strong>in</strong> hat ihr Engagement viel mit<br />

ihrem <strong>Kirche</strong>nbild zu tun: »Wenn <strong>Kirche</strong> politisch<br />

wird, ist das me<strong>in</strong>e Sache«, bemerkt sie, <strong>und</strong><br />

auch William Meyer hat davon e<strong>in</strong>e Menge zu<br />

erzählen. Der Geschäftsmann aus Salem nimmt<br />

sich e<strong>in</strong>e weiße Blume <strong>und</strong> betont: »Weiß ist die<br />

Farbe unserer <strong>Kirche</strong>.« Wegen se<strong>in</strong>er politischen<br />

Aktivitäten gegen die Apartheid hatte Meyer<br />

Südafrika jahrelang nicht verlassen dürfen.<br />

»Als das Land Politiker brauchte, b<strong>in</strong> ich <strong>in</strong> die<br />

Politik gegangen«, führt er aus, »doch die <strong>Kirche</strong><br />

ist es, wofür me<strong>in</strong> Herz wirklich schlägt.« Zu<br />

den Deutschen verspürt er e<strong>in</strong>e besondere Nähe,<br />

weil die Wurzeln der Moravian Church bei der<br />

Brüdergeme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> Herrnhut liegen. Für e<strong>in</strong>ige<br />

Tage wird die Delegation auch dorth<strong>in</strong> reisen.<br />

»Die Moravian Church fordert e<strong>in</strong>en heraus«,<br />

hat Barbara Demus festgestellt, »viele ihrer<br />

Mitglieder denken sehr konservativ <strong>und</strong> stehen<br />

<strong>in</strong> Deutschland dann liberalen Christ<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

Christen gegenüber.« Als Thema für die Gespräche<br />

<strong>und</strong> Arbeitse<strong>in</strong>heiten beim diesjährigen Besuch<br />

wählte die Vorbereitungsgruppe daher ganz<br />

bewusst das Thema: »<strong>Kirche</strong> zwischen Tradition<br />

<strong>und</strong> Erneuerung«.<br />

Inzwischen ist e<strong>in</strong>e Woche vergangen <strong>und</strong> die<br />

Besuchergruppe sortiert die unzähligen neuen<br />

E<strong>in</strong>drücke: vom Alltags- <strong>und</strong> Familienleben <strong>in</strong><br />

Deutschland, von Festen, Gottesdiensten, Hochzeiten<br />

<strong>und</strong> Beerdigungen. Rosita Booysen ist von<br />

der Diszipl<strong>in</strong> im Straßenverkehr angetan: »Auch<br />

Radfahrer haben e<strong>in</strong>e echte Chance.« Die Lehrer<strong>in</strong><br />

aus Ebenhaeser ist bee<strong>in</strong>druckt, wie <strong>in</strong>tensiv sich<br />

der Staat <strong>und</strong> die großen <strong>Kirche</strong>n der Probleme<br />

e<strong>in</strong>zelner Menschen annehmen. William Meyer<br />

<strong>in</strong>des hat Gleichheiten zwischen den <strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong><br />

Südafrika <strong>und</strong> Deutschland festgestellt. Junge<br />

Menschen für die <strong>Kirche</strong> zu begeistern sei <strong>in</strong><br />

beiden Ländern e<strong>in</strong> großes Problem, beklagt er:<br />

»Nach der Konfirmation, die bei uns im Alter von<br />

16 Jahren stattf<strong>in</strong>det, s<strong>in</strong>d viele Jugendliche nicht<br />

mehr <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong> anzutreffen.«<br />

Doch die Afrikaner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Afrikaner kennen<br />

die Stärken ihrer <strong>Kirche</strong> gut <strong>und</strong> üben so manche<br />

Kritik am Geme<strong>in</strong>deleben <strong>in</strong> Deutschland: »Man<br />

achtet hier viel weniger aufe<strong>in</strong>ander. Wenn bei<br />

uns e<strong>in</strong> Nachbar krank ist oder Probleme bei<br />

der Erziehung se<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des hat, ist es selbstverständlich,<br />

den Pfarrer darüber zu <strong>in</strong>formieren.<br />

Dann besucht er die Betroffenen«, erklärt Rosita<br />

Booysen. E<strong>in</strong>e Praxis, die auch Irmtraut Göbel<br />

bei Ihrem Besuch <strong>in</strong> Südafrika fasz<strong>in</strong>iert hat:<br />

»Die Verb<strong>in</strong>dung von Glauben <strong>und</strong> Alltagsleben<br />

ist dort selbstverständlich«, lobt sie<br />

<strong>und</strong> William Meyer nennt e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> für<br />

den großen Zusammenhalt der Geme<strong>in</strong>demitglieder:<br />

»Die <strong>Kirche</strong>n haben Gruppen zusammengebracht,<br />

die vorher überall getrennt<br />

waren. Dafür haben wir alle Gott zu danken.«<br />

Helena Maqungu <strong>in</strong>des ist bei den deutschen<br />

Gottesdiensten e<strong>in</strong>iges aufgefallen: »Die<br />

<strong>Kirche</strong>n s<strong>in</strong>d hier sehr prächtig ausgestattet,<br />

aber im Gottesdienst macht der Pastor fast<br />

alles alle<strong>in</strong>e – das schafft e<strong>in</strong>e große Distanz«.<br />

Rosita Booysen pflichtet ihr bei: »In Südafrika<br />

wirken viel mehr Menschen am Gottesdienst<br />

mit, auch jüngere. Immer nur der Pastor – das<br />

wäre <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de unvorstellbar.«<br />

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