Jahresbericht 2000-01 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau

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Demokratische Struktur Der Aufbau der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) hat drei Handlungsebenen: die Ortsgemeinden, die Dekanate sowie die gesamtkirchlichen Organe und Einrichtungen. Die Entscheidungskompetenzen sind zwischen ihnen aufgeteilt. Entscheidungsämter werden auf allen Ebenen durch Wahlen besetzt. Die geistliche Leitungsfunktion übernehmen gemeinschaftlich der Kirchenpräsident, sein Stellvertreter sowie die sechs Pröpstinnen und Pröpste, die zusammen das Leitende Geistliche Amt bilden. Die lokale Ebene Jedes Kirchenmitglied kann mitentscheiden, wer die Geschicke seiner Kirchengemeinde lenkt. Alle sechs Jahre werden in den 1.181 Gemeinden die Kirchenvorstände gewählt. Wahlberechtigt sind alle Gemeindeglieder, die mindestens 14 Jahre alt sind. Wer 18 Jahre alt ist, kann von seiner Gemeinde als Kandidatin oder Kandidat aufgestellt werden. Der Kirchenvorstand ist das oberste Leitungsorgan der Gemeinde. Er verwaltet unter anderem das kirchliche Vermögen, vertritt die Gemeinde in rechtlichen Fragen, wählt die Pfarrer und Pfarrerinnen, trägt die Mitverantwortung für die Seelsorge und ist gemeinsam mit den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für das Gemeindeleben verantwortlich. Je nach Gemeindegröße besteht er aus sechs bis zwanzig Mitgliedern sowie den Pfarrerinnen und Pfarrern der Gemeinde. Die mittlere Ebene Die Kirchenvorstände wählen die Vertretung ihrer Gemeinden in die Dekanatssynoden. Das sind die Parlamente auf der mittleren – der regionalen – Ebene. Die »Region« ist der Lebensraum des modernen Menschen. Die regionale Präsenz der Dekanate zu stärken ist das Ziel der aktuellen und umfassenden Reform. Die Dienstaufsicht über die Pfarrerinnen und Pfarrer sowie der weiteren Mitarbeiterschaft auf der mittleren Ebene nimmt der Dekan wahr. Die gesamtkirchliche Ebene Drei Leitungsgremien sind für die Belange der Gesamtkirche verantwortlich: Die EKHN-Synode, die Kirchenleitung und das Leitende Geistliche Amt. Deren Beschlüsse führt die Kirchenverwaltung, mit Sitz in Darmstadt, aus. Themenbezogene Einrichtungen vertiefen die Arbeit. Nach Artikel 33 der Kirchenordnung ist die Kirchensynode »maßgebendes Organ der geistlichen Leitung und der kirchlichen Ordnung«. Der Begriff »Synode« stammt aus dem Griechischen und bedeutet »Zusammenkunft«. Die 53 Dekanatssynoden entsenden durch Wahl für jeweils sechs Jahre ihre Vertretung in die Kirchensynode. Sie besteht höchstens zu einem Drittel aus Pfarrerinnen und Pfarrern und tagt in der Regel zweimal im Jahr für drei bis fünf Tage. Für die Dauer einer Wahlperiode wählt sie den Kirchensynodalvorstand, ein fünfköpfiges Gremium, das die Arbeit der Synode auch zwischen den Tagungen strukturiert und die Zusammenkünfte leitet. Es besteht aus dem Präses, einer Stellvertreterin und drei weiteren Mitgliedern. Vierzehn durch Wahlen besetzte Ausschüsse bearbeiten kontinuierlich Aufträge der Synode. Kirchenleitung und Leitendes geistliches Amt haben in der Kirchensynode beratende Funktion. Die erste Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau – gleichzeitig Gründungsversammlung – trat 1947 in Friedberg zusammen. Sie wählte den Frankfurter Rechtsanwalt und Notar Dr. Hans Wilhelmi zum ersten Präses. Es folgten 1969 der ehemalige Präsident des Bundesarbeitsgerichts in Kassel, Prof. Dr. Otto Rudolf Kissel, 1986 der Naturwissenschaftler Prof. Dr. Helmut Gärtner und nach dessen Tod 1994 der Leitende Ministerialrat im Justizministerium Dr. Karl-Heinrich Schäfer. 8
Gemeinde Kirchenvorstand ■ Pfarrer/-in Dekanatssynode ■ Dekan/-in ■ Dekanatssynodalvorstand Kirchensynode Kirchensynodalvorstand ■ Präses Dr. Karl Heinrich Schäfer ■ Stellvertreterin: Pfarrerin Erika Görke ■ Studiendirektor Ulrich Oelschläger ■ Pfarrer Jörg-Michael Schlösser ■ Dore Struckmeier-Schubert Kirchenleitung ■ Kirchenpräsident: Prof. Dr. Peter Steinacker ■ Stellvertreter: Oberkirchenrat Pfarrer Hans-Helmut Köke ■ Pfarrerin Erika Görke ■ Studiendirektor Ulrich Oelschläger ■ Heidi Rosenstock ■ Oberkirchenrat Dr. Gotthard Scholz-Curtius ■ Pröpstin Helga Trösken, Frankfurt (bis Juli 2001) ■ Prof. Heinz Ufer Leitendes Geistliches Amt ■ Kirchenpräsident: Prof. Dr. Peter Steinacker ■ Stellvertreter: Oberkirchenrat Pfarrer Hans-Helmut Köke Pröpstinnen/Pröpste: ■ Klaus Eibach, Gießen (Oberhessen) ■ Karin Held, Darmstadt (Starkenburg) ■ Michael Karg, Herborn (Nord-Nassau) ■ Dr. Klaus Volker Schütz, Mainz (Rheinhessen) ■ Helga Trösken, Frankfurt (Rhein-Main) ■ Dr. Friedrich Weber, Wiesbaden (Süd-Nassau) 1998 konstituierte sich die Neunte Kirchensynode. Ihr gehören 192 Mitglieder an. Damit vertritt eine Person rund 10.000 Kirchenmitglieder in der Synode. Zum Vergleich: Ein Abgeordneter des Hessischen Landtages repräsentiert umgerechnet 54.834 Bürgerinnen und Bürger. Der Anteil der Frauen in der aktuellen Synode ist um 1,7 auf 34,4 Prozent gestiegen. Die Kirchensynode hat unter anderem folgende Aufgaben: ■ Ziele und Perspektiven kirchlichen Handelns entwickeln ■ den Zusammenhalt der evangelischen Christinnen und Christen stärken ■ die Ökumene gestalten ■ Kirchengesetze erlassen ■ den Haushaltsplan der EKHN beschließen (Volumen 2000: 893 Millionen DM) ■ die Kirchenpräsidentin oder den Kirchenpräsidenten sowie dessen Stellvertretung wählen ■ die Pröpstinnen und Pröpste wählen ■ die Leiterin oder den Leiter der Kirchenverwaltung wählen sowie deren Referatsleiterinnen und -leiter ■ die Kirchenleitung wählen Die Kirchenleitung vertritt und verwaltet die Kirche im Auftrag der Kirchensynode, führt die Aufsicht über die kirchlichen Körperschaften und deren Mitarbeiterschaft und erlässt Rechtsund Verwaltungsverordnungen. Sie tagt in der Regel alle 14 Tage und besteht aus dem Kirchenpräsidenten und seinem Stellvertreter, dem Leiter der Kirchenverwaltung sowie fünf weiteren Mitgliedern. Zwei davon entsendet der Kirchensynodalvorstand aus seinen Reihen, weitere zwei sind Gemeindeglieder, welche die Kirchensynode wählt. Dazu kommt ein vom Leitenden Geistlichen Amt entsandtes Mitglied, das jährlich wechselt. Zum Leitenden Geistlichen Amt gehören der Kirchenpräsident, sein Stellvertreter sowie sechs Pröpstinnen und Pröpste, die verschiedenen Regionen der Landeskirche – den Propsteien – zugeordnet sind. Alle Mitglieder werden von der Kirchensynode gewählt. Das Leitende Geistliche Amt sorgt unter anderem dafür, dass die kirchliche Ordnung eingehalten wird, gestaltet das geistliche Leben in den Gemeinden und Dekanaten mit, bereitet die Beschlüsse der Kirchenleitung in geistlichen Fragen vor und ist zuständig für die Seelsorge an Pfarrerinnen und Pfarrern sowie Dekaninnen und Dekanen. Einige evangelische Institutionen existieren in unabhängigen Rechtsformen, wenn auch in enger Kooperation mit der Gesamtkirche. So ist das evangelische Medienhaus eine gemeinnützige GmbH, das Diakonische Werk, die Evangelische Frauenhilfe und das Evangelische Jugendwerk sind eingetragene Vereine. Die EKD Die EKHN ist eine Gliedkirche der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das ist ein Bund aus den rechtlich selbstständigen Landeskirchen in Deutschland. Die EKD übernimmt gegenüber Staat und Gesellschaft eine repräsentative Funktion und bündelt – ohne eigene hoheitliche Funktion – den Protestantismus in Deutschland. 9
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