Jahresbericht 2000-01 - Evangelische Kirche in Hessen und Nassau
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Ingo Molter ist Geme<strong>in</strong>depädagoge <strong>in</strong><br />
sieben <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den, die von drei<br />
Pfarrern betreut werden <strong>und</strong> eigentlich<br />
acht Kommunen s<strong>in</strong>d. Das hört sich<br />
unübersichtlich an. »Deshalb wurde<br />
auch me<strong>in</strong>e Stelle geschaffen. Ich soll übergeme<strong>in</strong>dlich<br />
arbeiten <strong>und</strong> die <strong>Kirche</strong>ngeme<strong>in</strong>den<br />
vernetzen helfen«, erklärt der 40-Jährige.<br />
Se<strong>in</strong> Aufgabengebiet war von Anfang an klar<br />
beschrieben. »E<strong>in</strong>e Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> rief mich an, als<br />
ich im Anerkennungsjahr <strong>in</strong> Erbach war, dass<br />
ich mich <strong>in</strong> Badenheim bewerben soll, weil<br />
die genau die Fähigkeiten wollten, auf die ich<br />
spezialisiert b<strong>in</strong> – <strong>und</strong> sie hatte Recht«, sagt<br />
Molter. So baute er als Geme<strong>in</strong>depädagoge die<br />
Familienarbeit aus.<br />
Neben der Betreuung von Ehrenamtlichen <strong>in</strong> der<br />
Jugendarbeit hat er zwei Steckenpferde: Die<br />
»E<strong>in</strong>steigergottesdienste« <strong>und</strong> die Babyarbeit.<br />
Molter, der <strong>in</strong>zwischen selbst Vater von zwei<br />
eigenen <strong>und</strong> drei Stiefk<strong>in</strong>dern ist, begann Kurse<br />
für frisch gebackene Eltern zu organisieren.<br />
»Wir treffen uns e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> der Woche <strong>und</strong> beobachten<br />
die Entwicklungsschritte der K<strong>in</strong>der«,<br />
erzählt Ingo Molter.<br />
Oft s<strong>in</strong>d junge Eltern, gerade wenn sie das erste<br />
K<strong>in</strong>d bekommen haben, unsicher, was normal ist<br />
<strong>und</strong> was nicht. »Manchmal geht es e<strong>in</strong>fach<br />
darum, wie man mit Babys redet.« Im Gespräch<br />
kommen dann auch religiöse Themen auf den<br />
Tisch <strong>und</strong> sei es nur, dass Lieder für die Taufe<br />
ausgesucht werden. »Am wichtigsten jedoch ist,<br />
dass die Mütter durch die Kurse e<strong>in</strong>e Möglichkeit<br />
des Austauschs haben.« Anfangs waren es oft<br />
Zugezogene, die Anschluss suchten, mittlerweile<br />
nehmen auch E<strong>in</strong>heimische das Angebot wahr.<br />
»Neulich war e<strong>in</strong>e Mutter da, die ich schon als<br />
Konfirmand<strong>in</strong> betreut habe«, freut sich der<br />
Geme<strong>in</strong>depädagoge.<br />
»Im ersten Lebensjahr der Säugl<strong>in</strong>ge treffen wir<br />
uns wöchentlich, dann komme ich nur noch<br />
14-tägig dazu <strong>und</strong> steige allmählich ganz aus<br />
dem Kurs aus <strong>und</strong> die Mütter treffen sich alle<strong>in</strong><br />
im Geme<strong>in</strong>dehaus. So bleibt der Kontakt zur<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> die Mütter bleiben nicht e<strong>in</strong>fach<br />
nach dem Ende des Kurses zu Hause«, nennt der<br />
Geme<strong>in</strong>depädagoge e<strong>in</strong>en Gr<strong>und</strong> für den langsamen<br />
Ausstieg.<br />
Mitbestimmung <strong>und</strong> Eigenverantwortung s<strong>in</strong>d<br />
ihm sehr wichtig. So sagt die ehrenamtlich<br />
aktive Bärbel Buderus: »Als ich anf<strong>in</strong>g K<strong>in</strong>dergottesdienste<br />
zu machen, waren wir Helfer, jetzt<br />
s<strong>in</strong>d wir Mitarbeiter<strong>in</strong>nen.« Ingo Molter stehe als<br />
Nichtpfarrer den Geme<strong>in</strong>demitgliedern e<strong>in</strong>fach<br />
näher als die Pfarrer. »Er ist halt richtig zum Anfassen<br />
<strong>und</strong> schafft es toll, Leute zum Mitarbeiten<br />
zu motivieren.«<br />
Se<strong>in</strong> Interesse, K<strong>in</strong>der <strong>und</strong> Jugendliche zur <strong>Kirche</strong><br />
zu führen, zeigt sich auch <strong>in</strong> den E<strong>in</strong>steigergottesdiensten.<br />
Das s<strong>in</strong>d normale Familiengottesdienste,<br />
aber auf die Bedürfnisse von<br />
K<strong>in</strong>dern abgestimmt. »K<strong>in</strong>der sollen <strong>Kirche</strong> als<br />
zum Alltag zugehörig auffassen«, erklärt der<br />
gebürtige Biebesheimer e<strong>in</strong>es der Ziele dieser<br />
Gottesdienstform. Es wird mehr gesungen als<br />
gesprochen <strong>und</strong> immer wieder die gleichen<br />
Lieder, damit K<strong>in</strong>der, die noch nicht lesen können,<br />
mits<strong>in</strong>gen können. »E<strong>in</strong>steiger bedeutet nicht nur<br />
K<strong>in</strong>der, manchmal s<strong>in</strong>d auch die Eltern E<strong>in</strong>steiger,<br />
weil ihnen diese Art Gottesdienst gut gefällt.«<br />
Obwohl se<strong>in</strong>e Arbeit stark pädagogisch orientiert<br />
ist, spielt für ihn selbst die Theologie e<strong>in</strong>e große<br />
Rolle. »Wie setze ich die Frohe Botschaft <strong>in</strong> den<br />
Alltag um?«, ist Ingo Molters Leitfrage. Er nennt<br />
es auch Praktische Theologie. Und auf das Konzept<br />
des E<strong>in</strong>steigergottesdienst ist er besonders stolz:<br />
»Da kommen die Leute von alle<strong>in</strong>, da brauche ich<br />
gar ke<strong>in</strong>e Werbung zu machen.«<br />
Theologie übersetzen<br />
Ingo Molter - Geme<strong>in</strong>depädagoge <strong>in</strong> Badenheim-Wöllste<strong>in</strong><br />
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