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Magazin 199003

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I Johannlcer-Unlall·HIIIe 8 \<br />

Rumänienhilfe: Dabeigewesen!<br />

Vier Augenzeugenberichte als Spiegelbild der Hilfsmaßnahmen<br />

Einen lebensnahen Eindruck vom<br />

Einsatz in Rumiillien geben die persönlichen<br />

Aufzeichnungen von Wilhelm-Kar/<br />

Prin: von Preußen, dem<br />

Herrenmeister des Johanniterordens_<br />

Der Herrenmeister reiste am 27_ Dezember<br />

1989 mit seinem Sohn zuniichst<br />

nach Ungarn, \'on dort dann<br />

weiter nach Rumänien.<br />

27. 12.: Nach langwieriger Visumeßtellung<br />

19.30 Uhrim Hotel Forum.<br />

Dort wanen die ungarischen Ritteroruder<br />

Dr. v. Hayns und v. GÖrgö.<br />

Wir verabreden uns für den nächsten<br />

Tag im Ökumenischen Zentrum am<br />

rechten Donauufer, wo auch ein Teil<br />

der eintreffenden Transporte untergebracht<br />

ist.<br />

28. 12.: Um 9.00 Uhr holt uns Herr<br />

v. Hayäs ab und bringt uns zum ökumenischen<br />

Zentrum. Wir sprechen mit<br />

den dort untergebrachten Helfern. Im<br />

Laufe des Vormiuags treffen Dr. v. La<br />

Chevallerie mit seinem Ärzte-Team<br />

und Transport sowie Herr Madelung<br />

mit dem Nürnberger Konvoi ein. Da<br />

ich vor Ort nicht viel helfen kann,<br />

beschließen wir, daß ich mich mit<br />

meinem Sohn und einem österreichischen<br />

jungen Herrn v. Herrrnann, der<br />

nach Hermannstadt möchte und bereits<br />

zweimal in Rumänien war (zuletzt<br />

arn 23. 12. zuruck), einem privaten<br />

Konvoi der ungarischen Kirche (7<br />

Fahrzeuge) anschließe, deram 29. 12.<br />

um 6.00 Uhr die Grenze übeßChreiten<br />

will.<br />

Um 24.00 Uhr stanen wir mit unserem<br />

Golf und sind nach mühseliger<br />

Fahrt bei Nebel , z. T. Schneetreiben<br />

und Glaueis auf der 260 km langen<br />

Strecke um 3.00 Uhr beim ungarischen<br />

Pfarrer vor der Grenze, wo wir<br />

auf zusammengeschobenen Kirchenstühlen<br />

I Yz Stunden zu schlafen versuchten.<br />

29. 12.: Um 5.30 Uhr an der Grenze,<br />

wo je eine ständige Leitungsstelle<br />

des österreichischen Roten Kreuzes<br />

sowie des ungarischen Roten Kreuzes<br />

zusammen mit ungarischen Maltesern<br />

eingerichtet war. Um 6.00 Uhrtraf der<br />

ungarische Transport ein, in den wir<br />

Aufbruch nach Rumänien: Ein weiter Wtg steht bevor.<br />

uns eingliederten. Bei der eßten Paßkonuolle<br />

wurden wir jedoch auf die<br />

Fahßpur für Ausländer gewinkt, weil<br />

wir im Gegensatz zu den Ungarn Einreisevisen<br />

benötigten. So waren wirab<br />

jetzt auf uns allein gestellt. Nach etwas<br />

über einer Stunde hauen wir die Formaitäten<br />

hinter uns und konnten zügig<br />

nach Klausenburg fahren.<br />

Nach 3 Stunden Klausenburg. 1nteressante<br />

Besuche und Gespräche bei<br />

Prof. Tökes, Vater des legendären PastOß,<br />

der letzten Endes Auslöser der<br />

Revolution war. Rückfahrt um 17.00<br />

Uhr, während Herr v. Herrrnann in<br />

Klausenburg übernachten will , um<br />

morgen mit dem Chevallerie-Konvoi<br />

nach Hermannstadt weiterzufahren.<br />

Reibungslos UOIZ Dunkelheit. Nach<br />

kurzem Verfahren in Oradea und langem<br />

Grenzaufenthalt zwecks ungarischen<br />

Visums gegen 21.30 Uhr bei<br />

Pastor Nagy im ungarischen Grenzort.<br />

Wir bedanken uns beim Pfarrer und<br />

seiner Frau und fahren gegen 21.30<br />

Uhr weiter. Übernachten um 23.30<br />

Uhr in einem ziemlich heruntergekommenen<br />

MOIel bei Szolnok. Unterwegs<br />

begegneten wir der Chevallerie­<br />

Kolonne.<br />

29. 12.: Um 9.00 Uhr geht es weiter_<br />

10.15 Uhr im Büro in Budapest,<br />

wo in der Tat größere Ruhe eingekehrt<br />

und alles auf den Weg gebracht ist. Ich<br />

berichte vor den Traosportleitungen<br />

aus Niedeßachsen und Offenbach.<br />

Allgemeine Verabschiedung, dann<br />

Aulbruch zum Augplatz.<br />

Fazit Ich danke allen, die uns in<br />

diesen Tagen bereitwillig unteßtützt<br />

und geduldig ertragen haben. Es gab<br />

nur Hilfe, keine Wideßtände und<br />

unendlich viel Dankbarkeit in Rumänien.<br />

•<br />

1V01f-Dieter Hanisch, Referent für<br />

allgemeine Auslandsarbeit der lohanniter-Unfall-Hilfe,<br />

war Dreh-und Angelpunkt<br />

für die Verteilung der Hilfsgültr<br />

nach Rumiinien. Er reTwaltete<br />

ein Zwischenlager in Budopest und<br />

leitete von dort die Hilfstransporte<br />

dahin, wo die Not am größten war.<br />

Hier sein Bericht:<br />

Das Sprachengewirr machte mich<br />

beim Eintrin in den kleinen Büroraum<br />

arn Sabadszag Ter 2 im Zentrum Budapests<br />

sprachlos. Von hier aus sollte<br />

ich in den nächsten zehn Tagen die<br />

Koordination der Hilfstransporte<br />

durchführen.<br />

Die Transporte aus Deutschland<br />

waren unterwegs, bald würden die<br />

eßten Helfer eintreffen - hungrig und<br />

müde - und wohin mit den Fahrzeugen?<br />

Der mte Konvoi, der Ärzte, Rettungssanitäter,<br />

Medikamente, Nahrungsmittel<br />

und Bergungsfahrzeuge<br />

transportierte, stanete am 23. Dezember<br />

in Offenbach. Ußprunglich füt<br />

Arad und Temesvar vorgesehen, mußte<br />

er wegen des Karnpfgeschehens in<br />

diesem Gebiet nach Herrnannstadt<br />

umgeleitet werden. Da die Verletzten<br />

bereits medizinisch veßDrgt waren<br />

und Medikamente nicht weiter benötigt<br />

wurden, entschlossen wir uns, die<br />

mitgebrachten Hilfsgüter - die nächsten<br />

Transporte waren bereits im Vormarsch<br />

- in Budapest zwischenzulagern.<br />

I BEVOLKERUNGSSCHUTZ -MAGAZIN 3/90 I 55

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