25.12.2013 Aufrufe

Magazin 199003

Magazin 199003

Magazin 199003

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Am 28. Dezember erreichte uns der<br />

e~te Anruf aus Rumänien. Nahrungsmittel<br />

und MedIkamente wurden dringend<br />

in Siebenburgen gebraucht. Die<br />

Lage hatte sich m Rumänien inzwischen<br />

entschärft, mit Hilfe rumänischer<br />

Führer begannen wir nun die<br />

Hilfsgüter m die notleidenden Gebiete<br />

zu transponieren und an die Bevölkerung<br />

sowie in den Landeskrankenhäusern<br />

zu veneilen. Der herzliche Empfang<br />

der Rumänen war sicherlich für<br />

die meisten Johanniter-Unfall-Helfer<br />

sowie für die Helfer des D .. konischen<br />

Werkes diesmal das schönste Weihnachtsgeschenk.<br />

•<br />

ManchllUll lassen sich Gefühle<br />

kaum in Wo", fassen. Doch die Schilderung<br />

der Erlebmsse emes H ilfsgüter-Kom'ois<br />

aus Niedersachsen läßt<br />

dit menschli(he Rührung erahnen, die<br />

die Helfer in Rumänien ''Or On bewegte_<br />

Am 27. Dezember startete unser<br />

Hilfsgüter-Konvoi mit vier Fahruugen<br />

und zwölf Mann Besatzung in<br />

Richtung Rumänien. Während des siebentägigen<br />

Einsatzes gab es viele Erlebnisse.<br />

die un) besonders beein·<br />

druckten. Da war zunächst das Zusammentreffen<br />

mit den anderen Konvois.<br />

In so kurzer Zeit so viele Johanniter<br />

und ibre Fahruuge aus allen Bundesländern<br />

zu treffen, Iä& ein Helferberz<br />

höber schlagen.<br />

In Budapest fanden wir Aufnahme<br />

in einem Gememdezentrum. Auch<br />

don kamen und gingen die Konvois,<br />

brachten Unruhe und nutzten die Räume<br />

als Nachtquamer und Lager.<br />

Ein besonderes Erlebnis war es zumindest<br />

für dIe Führung, in der Einsatzleitung<br />

Budapest dem Herrenmeisterzu<br />

begegnen. Nicht nur, weil diese<br />

Per.;änlichkeit im täglichen Leben eines<br />

Johannite~ recht selten ist, sondern<br />

vor allem, weil sein Bericht aus<br />

Rumänien, woher er an diesem Tag<br />

gekommen war, viele hilfreiche Informationen<br />

enthielt, die ein klares Bild<br />

von den Verhältmssen vor Ort gaben<br />

und manches Gerucht beruhigend relativienen.<br />

Und dann Rumänien l An den Straßen<br />

winkende Menschen, die mit dem<br />

Victory-Zeichen ihre Freude zum<br />

Ausdruck brachten. Auf dem Weg in<br />

die Berge fühlten wir uns 35 Jahre<br />

zurü ckve~tZl: Prerdefuhrwerke,<br />

Ziehbrunnen vor dem Haus, knapp<br />

befestigte Schouerwege, Schaillerden,<br />

Enten und Schweine. Aber überall<br />

auch Armut. Verfall und Not.<br />

Auch unterwegs wollen die Helfer versorgt sein.<br />

Wenn alle mit anpacken, Ist die Ladung schnell abgeladen.<br />

Unser Zielort Pericei, ein kleines<br />

Dorf in den Bergen, war in sonntägliche<br />

Feierlichkeit gehüllt. Kirchgänger<br />

kamen uns entgegen. Sie konnten Dach<br />

Jahruhnten zum emenmal öffentlich<br />

ihre Gottesdienste feiern. Wir platzen<br />

mitten in eine Kindstaufe und werden<br />

sofon zu Paten erkoren!<br />

Und dann tebt das ganze Dorf bereit,<br />

um un zu helfen. Wie schnell<br />

zehn Tonnen entladen sind, wenn soviel<br />

hilfreiche Hände zur Verfügung<br />

stehen!<br />

Aber da ist auch bittere Not! Die<br />

Krankenhäuser haben keine Medikamente,<br />

vor allem kein Penicillin. lebensmittel,<br />

Kindernahrung, Decken<br />

und Kleidung fehlen. Und oben in den<br />

Bergen finden wir ein verlassenes<br />

Heim für behindene Kinder. Eingespem,<br />

ohne Pflege und ärz~iche Versorgung<br />

vegetieren 118 Kinder zwischen<br />

sech Monaten und 15 Jahren<br />

hier auf engstem Raum. Sie haben<br />

kein Spielzeug, nicht einmal ein Bett<br />

für sich allein. Zu dritt mü sen sie sich<br />

die Lage~tatt teilen.<br />

Wir verlassen Pericei, nachdem uns<br />

die überwältigende Gastfreundschaft<br />

dieser Menschen, die ihr Neujahssessen<br />

mit uns teilen, tief beschämt hat.<br />

•<br />

Dr. 80tho von La Chevallerie, Landesbeaujtragter<br />

,'on 8oden-Wämemberg,<br />

war mit einem Hilfsgültnranspan<br />

seines Landts nach Rumänien<br />

vom 27. Dezember 1989 bis zum 5.<br />

Januar 1990 unterwegs. Auszüge aus<br />

stinen Rtist-Noliun gebtn eintn anschoulichen<br />

Überblick über die zahlreichen<br />

Einsotzmöglichktiten im Krisengebiet.<br />

Der e~te baden-wüntembergische<br />

Transpon wurde am 23. 12. 1989<br />

gestanet, der zweite befand sich zu<br />

diesem Zeitpunkt schon in VorbereilUng.<br />

Der für 16 Uhr vorgesehene<br />

Abmarsch verzOgene sich durch die<br />

Umorganisation bis 17.30 Uhr. Zügige<br />

Fahn bis Budapest, durch Wien von<br />

der JUH Wien geleitet. In Budapest<br />

Ankunft 28_ 12.,9.00 Uhr, mit Polizeibegleitung<br />

ging es in das vorgesehene<br />

Quanier, Meldung beim JUH­<br />

Organisationsbüro, "0 auch der Funkzug<br />

aus Darmstadt eingeuoffen war_<br />

Zu meiner großen Freude treffe ich<br />

don den Herrenmeister.<br />

Das donige JUH-Büro im Haus des<br />

Ökumenischen Rates wurde der Fülle<br />

der Sendungen kaum Herr. Am Stadtrand<br />

war ein großes Lager eingerichtet,<br />

überwiegend mit Nahrungsmitteln<br />

5 6 I BEVOlKERUNGSSCHUTZ MAGAZIN 3190 I

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!