Reformation. Macht. Politik - Evangelische Kirche in Deutschland
Reformation. Macht. Politik - Evangelische Kirche in Deutschland
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INHALT<br />
VORWORT<br />
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Sie hier weitergeleitet:<br />
www.ekd.de/<br />
politik2014-befragung<br />
DR. H.C. NIKOLAUS SCHNEIDER<br />
Vorsitzender des Rates der<br />
<strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong><br />
Mit dem Themenjahr „<strong>Reformation</strong> und <strong>Politik</strong>“<br />
beg<strong>in</strong>nt die zweite Halbzeit der Lutherdekade.<br />
Die Vorbereitungen auf das <strong>Reformation</strong>sjubiläum<br />
2017 nehmen Gestalt an. Davon zeugt auch<br />
dieses Themenheft. Unter den Leitworten „<strong>Reformation</strong>.<br />
<strong>Macht</strong>. <strong>Politik</strong>.“ s<strong>in</strong>d dar<strong>in</strong> grundsätzliche<br />
Beiträge und praktische Zuspitzungen zum<br />
Themenjahr 2014 zusammengestellt, die nicht<br />
nur historische Fragen erörtern, sondern auch<br />
die Aktualität der reformatorischen E<strong>in</strong>sichten<br />
im 21. Jahrhundert aufzeigen.<br />
Von Anfang an hat die <strong>Reformation</strong> auch politisch<br />
gewirkt. Mart<strong>in</strong> Luther und die anderen<br />
Reformatoren bestimmten den Charakter und<br />
die Aufgaben von politischer Gewalt und <strong>Kirche</strong><br />
neu und konnten auf diesem Weg ihr Verhältnis<br />
grundstürzend erneuern. Ihre E<strong>in</strong>sichten haben<br />
kulturelle Spuren h<strong>in</strong>terlassen, die bis heute gesellschaftliche<br />
Relevanz entfalten: e<strong>in</strong> Verständnis von<br />
Bildung als staatlicher Aufgabe, e<strong>in</strong>e Neubewertung<br />
der Rechtsstellung der Frau und vieles mehr.<br />
Wesentliche E<strong>in</strong>sichten des europaweit s<strong>in</strong>gulären<br />
Verhältnisses von Staat und <strong>Kirche</strong> gehen auf die<br />
<strong>Reformation</strong> selbst zurück, die auf diese Weise<br />
ihre gesamtgesellschaftliche Prägekraft nicht nur<br />
als his torisch zu rekonstruierende, sondern auch<br />
als gegenwärtig wirksame Größe erweist.<br />
Das darf freilich nicht darüber h<strong>in</strong>wegtäuschen,<br />
dass die Wirkungsgeschichte der Unterscheidung<br />
Luthers zwischen den zwei Regierweisen<br />
Gottes e<strong>in</strong>e wechselvolle war. Weder die<br />
Verschränkung von Glaube und <strong>Macht</strong> ließ sich<br />
nachhaltig verh<strong>in</strong>dern, noch e<strong>in</strong>e ungute Vergleichgültigung<br />
der <strong>Politik</strong> – beides oft genug mit<br />
verheerenden Folgen. Allzu leicht ließen sich die<br />
reformatorischen E<strong>in</strong>sichten entgegen ihrer ursprünglichen<br />
Intention für nationale Interessen<br />
<strong>in</strong>strumentalisieren. Die Gestalt Luthers wurde<br />
dem Zeitgeist jeder Epoche entsprechend farblich<br />
neu angepasst. Welches gefährliche Potential<br />
diese Form der Rezeption <strong>in</strong> sich trägt, zeigte sich<br />
spätestens mit dem Ersten Weltkrieg und dem<br />
von kirchlicher Seite gesegneten Waffengang.<br />
Umso bedeutender ist im Jahr 2014 die Er<strong>in</strong>nerung<br />
an e<strong>in</strong> <strong>Reformation</strong>sjubiläum ganz eigener<br />
Art: Als Reaktion auf den totalitären Staat verabschiedeten<br />
139 Vertreter evangelischer <strong>Kirche</strong>n am<br />
31. Mai 1934 die Barmer Theologische Erklärung.<br />
Deren fünfte These ruft die grundlegende Unterscheidung<br />
aus dem 1. Petrusbrief <strong>in</strong>s Gedächtnis:<br />
„Fürchtet Gott, ehrt den König“ (Kapitel 2, Vers<br />
17). Mart<strong>in</strong> Luther formulierte die Lehre von den<br />
zwei Regierweisen Gottes, als er die Gefahr sah,<br />
dass die Anliegen se<strong>in</strong>er <strong>Reformation</strong> diskreditiert<br />
oder missbraucht werden. Barmen nahm Stellung,<br />
als die <strong>Kirche</strong> gleichgeschaltet und Menschen aufgrund<br />
ihrer Religionszugehörigkeit verfolgt wurden.<br />
Barmen hielt den bis heute gültigen Grundsatz<br />
fest: Weder darf die <strong>Kirche</strong> zu e<strong>in</strong>em Organ<br />
des Staates werden, noch darf der Staat die e<strong>in</strong>zige<br />
Ordnung menschlichen Lebens se<strong>in</strong>.<br />
„<strong>Reformation</strong>. <strong>Macht</strong>. <strong>Politik</strong>.“ – das Themenjahr<br />
„<strong>Reformation</strong> und <strong>Politik</strong>“ bietet auch im<br />
H<strong>in</strong>blick auf den Beg<strong>in</strong>n der neuen Legislaturperiode<br />
des deutschen Bundestags die Chance, sich<br />
vertiefend mit Themen wie der Unterscheidung<br />
und Zuordnung von Staat und <strong>Kirche</strong>, Gesellschaft<br />
und Religionen, mit Subsidiarität und Religionspolitik<br />
zu befassen. Und es bietet die Chance zum<br />
<strong>in</strong>tensivierten Gespräch über den Beitrag, den die<br />
<strong>Kirche</strong>n für das Zusammenleben <strong>in</strong> Staat und Zivilgesellschaft<br />
leisten. Die Synode der EKD hat sich<br />
dafür ausgesprochen, Fragen der gesellschaftlichen<br />
Transformation und der nachhaltigen Entwicklung<br />
zu e<strong>in</strong>em der Schwerpunkte im Themenjahr 2014<br />
der <strong>Reformation</strong>sdekade zu entwickeln.<br />
Für die Ause<strong>in</strong>andersetzung mit diesen und<br />
anderen Themen bieten die Beiträge des vorliegenden<br />
Heftes Material aus ganz unterschiedlichen<br />
Perspektiven. Darüber h<strong>in</strong>aus geben sie<br />
Anregungen für die Vorbereitung von Veranstaltungen<br />
zum <strong>Reformation</strong>stag. Erstmals ist zudem<br />
e<strong>in</strong>e Fortschreibung des Heftes durch zusätzliche<br />
praxisbezogene Beiträge im Internet vorgesehen.<br />
Allen, die an der Gestaltung des Magaz<strong>in</strong>s<br />
beteiligt gewesen s<strong>in</strong>d, danke ich sehr herzlich.<br />
E<strong>in</strong>ige der Autor<strong>in</strong>nen und Autoren zählen zu<br />
den rund 200 Wissenschaftler<strong>in</strong>nen und Wissenschaftlern<br />
des Exzellenzclusters „Religion<br />
und <strong>Politik</strong>“ an der Westfälischen Wilhelms-<br />
Universität Münster, das sich der Untersuchung<br />
des komplexen Verhältnisses von Religion und<br />
<strong>Politik</strong> quer durch die Epochen und Kulturen<br />
widmet. Ich danke dem Exzellenzcluster und den<br />
vielen Personen, die sich ehrenamtlich an der Erstellung<br />
dieses Magaz<strong>in</strong>s beteiligt haben. Möge es<br />
anregen und überraschen, zum Nachdenken und<br />
zum Weiterdenken e<strong>in</strong>laden!<br />
TITELFOTO: BASTI ARLT; OTTMAR HÖRL: LUTHERFIGUREN, VG BILD-KUNST, BONN 2013<br />
REFORMATION<br />
4 DAUERAUFTRAG<br />
Annäherung an das<br />
Themenjahr 2014<br />
VON THIES GUNDLACH<br />
6 PRODUKTIVES<br />
SPANNUNGSVERHÄLTNIS<br />
Staat und Protestantismus<br />
VON REINER ANSELM<br />
10 WER SORGT SICH UM<br />
DI E A R M E N?<br />
Der Sozialstaat ist auch aus<br />
Luthers Geist erwachsen<br />
VON GERHARD WEGNER<br />
12 NAH AN DER SACHE,<br />
NAH AM MENSCH<br />
Subsidiarität ist grundlegend<br />
für unser Zusammenleben<br />
VON HANS ULRICH ANKE<br />
16 EINE WICHTIGE ZÄSUR<br />
Die Verfassung von 1919<br />
brach mit „Thron und Altar“<br />
VON STEFAN RUPPERT<br />
18 URAHNEN DES<br />
GRUNDGESETZES?<br />
Spuren der <strong>Reformation</strong> <strong>in</strong><br />
Rechtsnormen von heute<br />
VON HEINER LÜCK<br />
22 ALLES AUF ANFANG<br />
<strong>Kirche</strong> <strong>in</strong> der DDR: Zurückgeworfen<br />
aufs Wesentliche<br />
VON CHRISTIAN FÜHRER<br />
26 MIT DER BERGPREDIGT<br />
REGIEREN<br />
In der Spur Jesu politisch<br />
handeln: Die Täufer<br />
VON WOLFGANG KRAUß<br />
28 DIE SPANNUNG DER<br />
VERHEISSUNG<br />
Die Bergpredigt schärft<br />
unser Rechtsempf<strong>in</strong>den<br />
VON TINE STEIN<br />
30 REFORMATION, GEWIS-<br />
SENSFREIHEIT, TOLERANZ<br />
VON MICHAEL BEINTKER,<br />
HEINZ SCHILLING,<br />
DOROTHEA WENDEBOURG<br />
32 PROVO K A NT!<br />
Die Bibel stiftet zu Widerspruch<br />
und Widerstand an<br />
VON RAINER STUHLMANN<br />
34 STADT ZWISCHEN<br />
HIMMEL UND ERDE<br />
Predigt zum<br />
<strong>Reformation</strong>stag 2013<br />
VON KATHRIN OXEN<br />
36 SINGEN BETEN FEIERN<br />
Liturgische Bauste<strong>in</strong>e zum<br />
<strong>Reformation</strong>stag<br />
VON KATHRIN OXEN<br />
MACHT<br />
38 AUSDISKUTIEREN?<br />
Nicht <strong>in</strong> der Bibel! Da hat<br />
Gott die <strong>Macht</strong>, oder?<br />
VON STEPHAN SCHAEDE<br />
40 IN DER VERANTWORTUNG<br />
Für Bonhoeffer war klar:<br />
Die <strong>Kirche</strong> hat e<strong>in</strong>zugreifen,<br />
wenn der Staat versagt<br />
VON WOLFGANG HUBER<br />
46 „CHRISTEN HABEN<br />
GELERNT, SICH ZU<br />
UNTERWERFEN“<br />
Interview mit JÜRGEN<br />
TELSCHOW über Christen<br />
im Widerstand<br />
48 DIE MACHT DER<br />
LEISEN WORTE<br />
Über den Dichter und Theologen<br />
Christian Lehnert<br />
VON STEPHANIE HÖPPNER<br />
52 ANGEBOT ABGELEHNT<br />
Argula von Grumbach fand<br />
ke<strong>in</strong> Gehör<br />
VON KRISTINA DRONSCH<br />
54 EINE FÜR ALLE<br />
Die Rolle der christlichen<br />
<strong>Kirche</strong>n <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
VON JUDITH KÖNEMANN<br />
56 JA, WIR STEHEN ZU DIESER<br />
STAATSFORM<br />
EKD-Denkschriften zur<br />
Demokratie<br />
58 WER WILL DAS HÖREN?<br />
Interview mit RALF MEISTER<br />
und HEIKE SCHMOLL über<br />
die protestantische Inhalte <strong>in</strong><br />
den Medien<br />
64 DIE TUN WAS!<br />
Internationale Friedens- und<br />
Versöhnungsdienste<br />
VON HORST SCHEFFLER<br />
68 NICHT ALLEIN<br />
AUF DIESER WELT<br />
Die politische Ethik Jesu bei<br />
John Howard Yoder<br />
VON ROGER MIELKE<br />
70 MEINE REDE<br />
Sechs prom<strong>in</strong>ente <strong>Politik</strong>er<br />
und Christen berichten, was<br />
sie wirklich umtreibt:<br />
VOLKER KAUDER<br />
GÜNTHER BECKSTEIN<br />
MANUELA SCHWESIG<br />
BODO RAMELOW<br />
JOSEF PHILIP WINKLER<br />
PASCAL KOBER<br />
POLITIK<br />
77 WAS WILL GOTT?<br />
Bundestagsabgeordnete<br />
beim Gebetsfrühstück<br />
VON PETER JÖRGENSEN<br />
78 MACH DEN MUND AUF!<br />
Wann sollen wir uns als<br />
<strong>Kirche</strong>n e<strong>in</strong>mischen?<br />
VON JOHANNES<br />
GOLDENSTEIN<br />
80 MIT GOTT IN DEN KRIEG<br />
Die christlichen <strong>Kirche</strong>n<br />
im ersten Weltkrieg<br />
VON SEBASTIAN KRANICH<br />
84 WIDER DIE<br />
GLEICHSCHALTUNG<br />
Die Barmer Theologische<br />
Erklärung<br />
VON MARTIN ENGELS<br />
86 ZU NAH GERÜCKT?<br />
<strong>Kirche</strong> im Sozialismus<br />
VON WOLF KRÖTKE<br />
88 SCHLECHT VORBEREITET<br />
Die Religionspolitik<br />
steckte zu lang den Kopf<br />
<strong>in</strong> den Sand<br />
VON ULRICH WILLEMS<br />
90 UMFR AGE<br />
Die Mehrheit der<br />
Deutschen hält den Islam<br />
für bedrohlich<br />
VON DETLEF POLLACK<br />
92 WAS MACHT UNS WIRK-<br />
LICH REICH?<br />
Transformation und die<br />
Umkehr zu anderen Werten<br />
VON CORNELIA<br />
COENEN-MARX<br />
94 ICH MÖCHTE<br />
WOANDERS HIN<br />
Wohlstand, der andere<br />
nicht arm macht<br />
VON HEINRICH<br />
BEDFORM-STROHM<br />
97 VERDRÄNGEN GILT<br />
NICHT MEHR<br />
Interview mit FRITZ<br />
ERICH ANHELM<br />
100 ORANGENSAFT?<br />
NICHT REGIONAL!<br />
Nachhaltigkeit im<br />
Christian Jensen Kolleg<br />
VON FRIEDEM ANN<br />
MAGAARD<br />
103 MATERIAL ZUM<br />
THEMENJAHR<br />
Ke<strong>in</strong>er lebt für sich alle<strong>in</strong>:<br />
Fünf ALLTAGS GESCHICHTEN<br />
über Zelte <strong>in</strong> der <strong>Kirche</strong>,<br />
Geme<strong>in</strong>defeste und<br />
Brokdorf-Heimkehrer<br />
Seiten 15, 25, 31, 45, 99<br />
Dieses Heft steht<br />
im Internet zum<br />
Download bereit:<br />
www.ekd.de/politik2014<br />
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des Projektbüros für das<br />
<strong>Reformation</strong>sjubiläum 2017<br />
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Kontonummer 660 000<br />
bei der EKK Hannover,<br />
BLZ 520 604 10, Konto<strong>in</strong>haber<strong>in</strong><br />
Kasse der EKD;<br />
Verwendungszweck<br />
‚Spende 2017‘.<br />
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