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Reformation. Macht. Politik - Evangelische Kirche in Deutschland

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<strong>Macht</strong><br />

MACHT<br />

I<br />

m E<strong>in</strong>satz für Frieden und Versöhnung waren<br />

Menschen aktiv, lange bevor der gerechte<br />

Friede zum Leitbild christlichen Friedenszeugnisses<br />

und -handelns erklärt wurde. Christen<br />

konnten sich schon immer als Botschafter<br />

der Versöhnung verstehen, ist ihnen doch von<br />

Gott „das Amt gegeben, das Versöhnung predigt“.<br />

Der Apostel Paulus nennt sich und se<strong>in</strong>e<br />

Mitarbeiter „Botschafter an Christi Statt“, unter<br />

denen aufgerichtet ist das Wort von der Versöhnung,<br />

und sie bitten: „Lasst euch versöhnen mit<br />

Gott!“ (siehe hierzu 2. Kor<strong>in</strong>ther 5, 18-20). E<strong>in</strong>ige<br />

der unzähligen Botschafter Christi im E<strong>in</strong>satz<br />

für Frieden und Versöhnung und die von ihnen<br />

gegründeten Organisationen werden hier vorgestellt<br />

INTERNATIONALER<br />

VERSÖHNUNGS BUND<br />

Angesichts akuter Kriegsgefahr hatten sich 85<br />

Vertreter von christlichen <strong>Kirche</strong>n aus zwölf<br />

Ländern auf e<strong>in</strong>er Konferenz <strong>in</strong> Konstanz vom<br />

1. bis 3. August 1914 getroffen. Es gelang ihnen<br />

noch, den Weltbund für Freundschaftsarbeit der<br />

<strong>Kirche</strong>n, e<strong>in</strong>en der Vorläufer des Ökumenischen<br />

Rates der <strong>Kirche</strong>n, zu gründen, dann wurde die<br />

Konferenz aufgrund des Ausbruchs des Ersten<br />

Weltkriegs abgebrochen. Auf dem Kölner Hauptbahnhof<br />

verabschiedeten sich Friedrich Siegmund-Schultze<br />

und der englische Quäker Henry<br />

Hodgk<strong>in</strong> mit dem Versprechen, sich <strong>in</strong> ihren<br />

Ländern für Frieden und Versöhnung und gegen<br />

Hass, Fe<strong>in</strong>dschaft und Militarisierung e<strong>in</strong>zusetzen.<br />

Diesem Versprechen folgte im Jahr 1919 <strong>in</strong><br />

Bilthoven (Niederlande) die Gründung des Internationalen<br />

Versöhnungsbundes.<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im<br />

Februar 1946 zur Gründung des deutschen<br />

Zweigs. Diese Gründung wurde unterstützt von<br />

Freunden aus den USA und Großbritannien,<br />

die <strong>in</strong> der Nachkriegszeit Hilfs- und Versöhnungsdienste<br />

<strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> leisteten. Friedrich<br />

Siegmund-Schultze war von 1942 bis 1946 Präsident<br />

des Internationalen Versöhnungsbundes.<br />

Heute ist der Internationale Versöhnungsbund<br />

e<strong>in</strong>e im In- und Ausland engagierte und vernetzte<br />

Friedens organisation, die gewaltfrei gegen<br />

Unrecht und Krieg aktiv ist. Die Geschäftsstelle<br />

bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> M<strong>in</strong>den. Nach Friedrich Siegmund-Schultze<br />

ist der von der <strong>Evangelische</strong>n<br />

Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft Kriegsdienstverweigerung<br />

DIE TUN WAS!<br />

Friedensdienste setzen auf persönliche<br />

Begegnungen und kle<strong>in</strong>e handfeste Schritte.<br />

Am Anfang steht immer die Erkenntnis:<br />

Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Fe<strong>in</strong>de VON HORST SCHEFFLER<br />

und Frieden (EAK) vergebene Förderpreis für gewaltfreies<br />

Handeln benannt.<br />

CHRISTLICHER<br />

FRIEDENSDIENST<br />

Die Versöhnung zwischen Fe<strong>in</strong>den – e<strong>in</strong>em französischen<br />

Besatzungsoffizier und e<strong>in</strong>em deutschen<br />

Bürgermeister – im Abendmahlsgottesdienst<br />

am Karfreitag 1923 gab den Anstoß zur<br />

späteren Gründung des Christlichen Friedensdienstes<br />

(CFD). Leutnant Etienne Bach war <strong>in</strong>folge<br />

der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich<br />

als Nachrichtenoffizier <strong>in</strong> Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />

stationiert. Im evangelischen Abendmahlsgottesdienst<br />

<strong>in</strong> Datteln traf er am Altar se<strong>in</strong>en politischen<br />

Gegner, Bürgermeister und Beigeordneten<br />

des Amtes Datteln, Karl Wille. Nebene<strong>in</strong>ander<br />

empf<strong>in</strong>gen sie Brot und We<strong>in</strong>. Beide erkannten,<br />

dass sie von jetzt an nicht mehr als Fe<strong>in</strong>de begegnen<br />

konnten und entwickelten zue<strong>in</strong>ander e<strong>in</strong><br />

auskömmliches Verhältnis, um ihre jeweiligen<br />

Aufgaben zu erledigen, ohne dem anderen zu<br />

schaden.<br />

Als Bach später aus der französischen Armee<br />

ausschied, gründete er die Vere<strong>in</strong>igung „Chevaliers<br />

du Pr<strong>in</strong>ce de la Paix“, aus der heraus der<br />

Christliche Friedensdienst (CFD) entstand. Als<br />

Youth Action for Peace – Christlicher Friedensdienst<br />

ist diese Organisation mit Sitz <strong>in</strong> Frankfurt<br />

heute weltweit aktiv mit Friedensdiensten<br />

und Workcamps.<br />

AKTION SÜHNEZEICHEN /<br />

FRIEDENSDIENSTE<br />

Auf der Synode der <strong>Evangelische</strong>n <strong>Kirche</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Deutschland</strong> (EKD) <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>-Spandau am 30.<br />

April 1958 verlas Lothar Kreyssig den vom ihm<br />

verfassten Aufruf „Wir bitten um Frieden“, <strong>in</strong><br />

dem es heißt: „Wir Deutschen haben den zweiten<br />

Weltkrieg begonnen und damit mehr als andere<br />

unmessbares Leiden der Menschen verschuldet;<br />

Deutsche haben <strong>in</strong> frevlerischem Aufstand gegen<br />

Gott Millionen von Juden umgebracht. Wer von<br />

uns Überlebenden das nicht gewollt hat, der hat<br />

nicht genug getan, es zu verh<strong>in</strong>dern. Wir haben<br />

vornehmlich darum noch ke<strong>in</strong>en Frieden, weil zu<br />

wenig Versöhnung ist. ... Des zum Zeichen bitten<br />

wir die Völker, die Gewalt von uns erlitten haben,<br />

dass sie uns erlauben, mit unseren Händen und<br />

mit unseren Mitteln <strong>in</strong> ihrem Land etwa Gutes<br />

zu tun, e<strong>in</strong> Dorf, e<strong>in</strong>e Siedlung, e<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong>, ><br />

FOTO: KALLEJIPP/PHOTOCASE.COM<br />

HORST SCHEFFLER<br />

ist Vorsitzender der<br />

Aktionsgeme<strong>in</strong>schaft<br />

Dienst für den Frieden<br />

e.V. (AGDF) und des<br />

Vere<strong>in</strong>s für Friedensarbeit<br />

im Raum der<br />

EKD (VfF).<br />

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